Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
»Dann nennt Euren Namen«, sagte sie.
»Ich kenne ihn«, meinte Amicia. »Er lautet …«
Ein plötzliches Jubeln ertönte aus dem Hof, und dann erhoben sich brüllende Stimmen. Der Hauptmann sah, dass Ser Jehannes am Rande des Feuerscheins stand; hinter ihm befanden sich drei Männer in voller Rüstung, die durch die Flammen hindurch wie bewegliche Spiegel wirkten. Sie trugen schwarze Umhänge mit weißen Kreuzen darauf.
Der Rote Ritter wandte sich von den beiden Nonnen ab. Er winkte Ser Jehannes zu und beugte sich in den Hof hinein. »Was ist los?«
»Jemand ist durch den geheimen Tunnel gekommen«, sagte Ser Jehannes. »Von draußen. Vom König.« Bei dem Wort »König« brach der gesamte Hof erneut in Jubel aus. Jehannes deutete auf die drei gerüsteten Männer. »Es sind Ordensritter.«
Die Musik setzte aus.
Einer der drei Ritter hob das Visier. Es war ein alter Mann, doch sein Lächeln wirkte noch recht jung.
Die Erleichterung, die den Hauptmann nun durchdrang, war wie etwas Handgreifliches, Festes. Ihm wurde schwindlig. Plötzlich fühlte er sich schwach, und dann sagte er: »Ausgezeichnet.«
Der Hauptmann begab sich zu den Neuankömmlingen und ergriff die Hand des ersten Mannes im langen schwarzen Umhang, der die Ritter des Ordens vom heiligen Thomas von Acon auszeichnete.
»Ich bin der Hauptmann«, stellte er sich vor. »Der Rote Ritter.«
»Mark, Prior von Pyrwrithe«, erwiderte der Mann, dessen rechte Hand die seine umfasst hielt. »Dürfen wir Euch unsere Hochachtung für diese ausgezeichnete Verteidigung aussprechen? Allerdings habe ich soeben von Ser Jehannes erfahren, dass die Äbtissin tot ist.«
»Sie starb in der letzten Nacht, Mylords. In der Schlacht.« Plötzlich zögerte der Hauptmann. Er hatte keine Ahnung, wie die kämpfenden Orden zur Hermetik oder zu anderen Formen von Phantasmata standen.
Der Prior nickte. »Sie war eine großartige Dame«, sagte er. »Ich werde ihr die letzte Ehre erweisen. Aber vorher muss ich noch mitteilen, dass der König den Fluss überquert hat und sich vorsichtig auf diesen Ort zubewegt. Morgen Abend, spätestens aber übermorgen sollte er sich gegenüber der Brückenburg befinden.«
Der Hauptmann grinste vor schierer Freude. »Das sind willkommene Neuigkeiten.« Er sah die drei Männer in ihren vollen Rüstungen an. »Ihr werdet müde sein.«
Der Prior zuckte mit den Achseln. »Die Rüstung des Glaubens verursacht nur geringe Erschöpfung, mein Sohn. Aber ein Glas Wein wäre gewiss nicht verkehrt.«
»Wir sollten zur Kapelle gehen«, murmelte die mittlere Gestalt. Sie trug einen schwarzen Wappenrock mit dem achtstrahligen Stern des Ordens.
»Wenn Ihr erlaubt, würde ich lieber hier bei Euch bleiben, wo Euch die Leute noch ein wenig länger sehen können«, sagte der Hauptmann. »Es hat viele Zweifel an Eurem Eintreffen gegeben.«
Der Prior schüttelte den Kopf. »Wir sind spät dran; daran kann kein Zweifel bestehen.«
Der Hauptmann hob die Hände und bat um Stille. Trotzdem hörte man im Hof weiteren Jubel. Doch bald wurde es ruhiger, als Meg rief: »Haltet endlich das Maul, ihr Narren!« Nur noch ein wenig Gelächter erhob sich.
»Freunde!«, rief der Hauptmann mit lauter und durchdringender Stimme. »Unsere Gebete sind erhört worden. Der König ist hier, und diese drei Ordensritter bilden seine Vorhut.« Neuer Jubel ertönte, doch er redete weiter. »Heute Abend haben wir den einen oder anderen Schluck genossen – und wir haben getanzt. Aber wenn der König kommt, werden wir diese Belagerung durchbrechen müssen. Der Feind steht noch immer dort draußen. Deshalb sollten wir jetzt ein wenig schlafen. In Ordnung?«
Die Männer, die ihn noch vor wenigen Stunden als Satan verflucht hatten, schwenkten nun ihre hölzernen Knüppel.
»Roter Ritter!«, riefen sie, während andere brüllten: »Heiliger Thomas!«
Und dann, wie durch Magie, schlurften sie auf ihre Betten zu. Sym und Langpfote trugen Cuddy zum Hospital. Ben Carter stellte fest, dass er von Mutwill Mordling und Fran Lanthorn zu seinem Strohballen im Stall geschleift wurde.
Gemeinsam gingen die vier Männer in die Kapelle.
Der Rote Ritter blieb stumm. Die Äbtissin lag auf ihrer Bahre, während die drei Ritter um sie herum niederknieten. Nach einiger Zeit erhoben sie sich gleichzeitig. Dann führte sie der Hauptmann in seine Kommandantur, die, wie er erwartet hatte, leer stand. Auch von Michaels Schlafzeug war nichts zu sehen.
»Das hier ist mein Arbeitsgemach«, sagte der
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