Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
im Leib, sank der Mann von der Mauer in den Hof dahinter.
Die anderen bäuerlichen Speerwerfer regten sich sehr unbehaglich.
»War sein Ringkragen umgelegt?«, brüllte Ser Milus. »Hatte ich es ihm nicht gerade gesagt? «
Gelfred hatte seine Vögel inzwischen an ihre Sitzstangen gebunden und ihnen die Hauben übergestülpt. Er ging in den Nordturm, gefolgt von seinen beiden Bogenschützen. Seine ruhigen, beinahe gemütlichen Bewegungen standen in einem scharfen Gegensatz zu dem Verhalten der Speerwerfer.
Doch dann erstarrten sie.
Die Kobolde rannten auf die Mauer zu. Es waren so viele, dass sie den gesamten Boden bedeckten – es war wie der Angriff eines ganzen Ameisenhaufens. Das Gras schien lebendig geworden zu sein, und nun waren sie da – Hunderte, die auf die Mauern zuhuschten, während sich die elfenhaften Irks in großen Sprüngen vorwärtsbewegten.
Wie die meisten Festungsmauern am Rande der Wildnis hatte auch diese an ihrer Basis einen Hang, der auf den letzten Metern steil nach oben ragte. Dies war nicht nur der Stabilität geschuldet, wie Random während der letzten vier Angriffe bemerkt hatte. Die Kobolde unterschätzten immer wieder die Steigung und versuchten, sie im Lauf zu nehmen. Doch es gelang ihnen kaum. Nur wenige kamen oben an und konnten die Mauer überklettern, doch ihr Erfolg stachelte dann die anderen an, ihren zumeist nutzlosen Lauf fortzusetzen.
Die Soldaten machten sich mit ihren Streitäxten und schweren Schwertern daran, die weichen Leiber der Angreifer niederzumetzeln.
Die Armbrustschützen erschossen alle, denen es gelungen war, auf die Zinnen zu gelangen; ihre schweren Bolzen stießen die Kreaturen von den Mauern, sodass ihre Körper beim Aufprall auf dem Boden zerschmettert wurden.
Die Speerwerfer waren dazu da, alle zu erwischen, die durch die ersten beiden Verteidigungslinien gebrochen waren.
Random reihte sich in die dritte Linie ein. Er war viel besser gerüstet als die Bauernjungen, und dennoch ähnelte er eher ihnen als einem Ritter. Oder einem Soldaten.
Zwei lange Minuten lief der Kampf sehr gut. Die gerüsteten Soldaten schlachteten die Kobolde ab, und die Armbrustschützen spickten ihre Rücken mit Pfeilen. Ein besonders großer und schneller Kobold, der Ser Stefan zu Boden geschlagen hatte, erhielt einen Bauernspeer in den Leib und zuckte wie ein aufgespießter Käfer, bis ihm ein halbes Dutzend Äxte den Garaus machte. Ser Stefan kämpfte sich wieder auf die Beine; er war unverletzt.
Random blieb an alldem unbeteiligt und schien beinahe gelangweilt – trotz der Woge von Ungeheuern, die gegen die Mauern anbrandete. Aber seine Haltung der Langeweile rettete sie schließlich alle, denn er war der Einzige, der die Schreie der Wachen im Nordturm hörte.
Random wirbelte herum und sah Kobolde auf der Turmspitze.
Er drehte um, rannte durch den offenen Türdurchgang in den Turm hinein und zog sein schweres Schwert. An der Hüfte trug er einen Schild und riss diesen nun mit der linken Hand hervor.
»Kobolde auf dem Turm!«, rief er einer Gruppe von Männern zu – es waren Gelfred und seine Gefährten.
Dann rannte er die Leiter zur Turmspitze hinauf.
»Gebt Alarm!«, brüllte Gelfred.
Random warf die Falltür zum Dach auf und erhielt sofort einen Schlag gegen den Kopf. Die Panzerung lenkte den Schlag ab, und während er weiter auf der Leiter hinaufstieg, hielt er sich den kleinen Schild über den Kopf, fing zwei schnelle Schläge ab, hatte die oberste Sprosse erreicht, hieb mit seinem Schwert zu und spürte, wie es sich in ein Koboldbein fraß. Dann drückte er sich mit den Beinen ab und sprang aus der Falltür.
Er erhielt einen Hieb gegen seinen Rückenpanzer.
Random schlug mit seinem Schild aus; der Stahlrand brachte einen Koboldkopf zum Platzen; was ein Gefühl war, als gebe eine Hummerschale nach. Dann wirbelte er in den Hüften herum – eine für ihn neue Bewegung, die er von Ser Milus gelernt hatte – und hieb mit seinem Schwert zu, einmal, zweimal. Der zweite Schlag war nutzlos, aber der erste hatte getroffen, einen Schädel gespalten. Und ein weiterer Hieb trennte dem Wesen den Kopf vom Rumpf. Blut spritzte hervor.
Aber sie waren überall um ihn herum und stießen mit ihren Speeren auf ihn ein. Einer schrammte über seinen Rückenpanzer und traf ihn in der Achselhöhle des Schildarms, aufgefangen nur vom Kettenpanzer, und ein anderer Stoß versetzte seinem Kopf einen so heftigen Schlag, dass er Sterne sah. Er taumelte vorwärts, geriet mit einem
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