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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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alles, was euch unter die Hufe kommt.«
    Die Wildnis · Peter
    Peter hatte gerade das Frühstück vorbereitet, als zwei Kobolde an sein Feuer kamen. Sie hatten je zwei gehäutete Hasen in den Armen – insgesamt also acht. Außerdem trugen sie einen ebenfalls vorbereiteten großen Tierleib an einer Stange zwischen sich.
    »Kock fr unz?«, fragte der Größere der beiden.
    Peter erkannte, dass das, was er für ein größeres Tier angesehen hatte, in Wirklichkeit eine Frau war – geköpft und gehäutet. Ausgeweidet. Gesäubert.
    »Kock?«, fragte der größere Kobold noch einmal.
    Peter holte tief Luft, zeigte auf die tote Frau und schüttelte den Kopf. »Ich werde doch keinen Menschen kochen«, sagte er.
    Sein Feuer brannte stetig, und seine Freunde hatte er bereits verköstigt. Also gab er dem größeren Kobold die Überreste des Eichhörncheneintopfs mit Oregano. »Iss«, sagte er.
    Der Kobold sah seinen Gefährten an. Kurz berührten sich ihre Köpfe, und dann erfüllte eine Flut verschiedener beißender Gerüche die Luft.
    Der kleine Kobold öffnete seinen Schlund, schluckte die Hälfte und gab den Kupfertopf dann an den größeren weiter, der den Rest verspeiste.
    Peter sah nicht zu.
    Ota Qwan kam herbei und stellte sich neben ihn. »Sollt ihr beiden denn nicht bei dem großen Angriff mitmachen?«, fragte er.
    Sie blieben vollkommen reglos. So reglos wie wilde Tiere. Als könnten sie ihn nicht verstehen.
    »Kock?«, fragte der Größere wieder.
    »Ich … werde … die … Hasen … kochen«, sagte Peter ganz langsam.
    »Gud.« Der größere Kobold sprang auf und ab. »Gehen töten. Zurück zum Essen.« Er machte ein zwitscherndes Geräusch, sein Gefährte erhob sich ebenfalls, und dann sprangen sie in die dichter werdende Nacht hinein.
    Ota Qwan sah Peter an. »Hast du die Macht, Jungchen?«, fragte er.
    Peter schüttelte den Kopf.
    Ota Qwan zuckte mit den Achseln. »Bei den Sossag sind es hauptsächlich die Schamanen, die mit der Wildnis reden können«, meinte er. »Ich fände es gut, wenn mir die Kobolde folgen würden. Falls sie anbieten sollten, uns zu unterstützen, wirst du das annehmen.«
    Peter schluckte. »Du willst sie wirklich in unserem Lager haben?«
    Ota Qwan schüttelte in gespielter Verärgerung den Kopf. »Kobolde sind große Medizin, weißt du das nicht?«
    »Woher kommen sie?«, wollte Peter wissen. »Ich hatte noch nie einen gesehen, bevor ich … hierhergekommen bin.«
    Ota Qwan setzte sich neben den Leichnam der ausgeweideten Frau. Er schien sie gar nicht wahrzunehmen, oder sie war ihm gleichgültig. »Ich weiß es nicht, aber ich kann dir sagen, was über sie geredet wird. Es heißt, dass sie in großen Kolonien aufwachsen, die wie riesige Termitenhügel aussehen und tief in der Wildnis liegen – weit im Westen. Alle Kreaturen der Wildnis fürchten sie. Die großen Mächte der Wildnis machen sie sich zunutze, rekrutieren ganze Kolonien und schicken sie in den Tod.« Ota Qwan seufzte. »Ich habe gehört, dass sie von einer großen Macht erschaffen wurden, um in einem uralten Krieg zu kämpfen.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Mit anderen Worten: Du weißt es nicht.«
    »Glaubst du?« Ota Qwan lachte. »Du musst noch so vieles über die Wildnis lernen. Zum einen behaupten die Mächte, dass sie nichts fürchten, zum anderen aber fürchten sie die kleinen Kobolde. Tausend von ihnen sind aber auch wirklich ein beängstigender Anblick. Und eine Million …« Er zuckte die Achseln. »Wenn sie genug zu essen bekämen, könnten sie die Welt erobern.«
    Peter schluckte seine Galle herunter.
    »Vielleicht könntest du für sie kochen?«, meinte Ota Qwan. »Du weißt, dass dir die Matronen einen Namen gegeben haben?«
    Peter nickte erwartungsvoll.
    »Nita Qwan«, sagte Ota. »Das ist ein sehr mächtiger Name. Gut gemacht.«
    Peter sprach ihn in seinen Gedanken aus. »Er gibt … etwas.«
    »Er gibt Leben«, erklärte Ota Qwan.
    »Wie dein eigener Name«, meinte Peter.
    »Ja. Sie betrachten uns als zusammengehörig. Das gefällt mir.« Er nickte.
    »Was heißt Ota?«, wollte Peter wissen.
    »Nehmen. Wie ota nere! « Er verstummte.
    »Nimm Wasser. Wenn wir auf dem Marsch sind.« Peter nickte und drehte sich um. »Du bist Nimm Leben , und ich bin Gib Leben .«
    Ota Qwan lachte. »Du hast’s begriffen. Du warst Grundag, und jetzt bist du Nita Qwan. Mein Bruder. Und mein symbolisches Gegenteil.« Er nickte erneut. »Und jetzt rekrutierst du mir diese Kobolde. Die Belagerung ist fast vorüber; wir

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