Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Stimme eines Raben.
»Vor dreißig Tagen hat ein Dämon versucht, diesen Ort einer Frau zu entreißen, die über keine Soldaten verfügte«, sagte er. »Schicksal und Pech haben es mir überlassen, mit dem König von Albia und ganzen Armeen von Rittern darum zu streiten, die auf ein Dutzend fähiger Magier und die besten Krieger der Welt zählen können.« Er lachte, und sein böses Krächzen scheuchte die Vögel in den Bäumen auf. »Und doch werde ich sie alle besiegen.«
Lissen Carak · Der Rote Ritter
Nichts hielt ihrem Angriff stand, und die starke Truppe der Ritter fegte über den Boden um die Brückenburg herum. Sie ritten nahe an den Mauern vorbei und töteten jede Kreatur der Wildnis, die ihnen nicht rechtzeitig aus dem Weg sprang. Die kleineren Kobolde rannten entweder davon oder ließen sich ins hohe Gras fallen, wo sie schwer zu finden waren, und die größeren Kobolde und die Irks – jene mit einer Rüstung – sprangen in ihre hastig gegrabenen Tunnel und kamen in einem letzten Ausbruch von Gewalt in der Hölle des Innenhofes wieder hervor.
Der Hauptmann hob die Hand und befahl seiner Truppe anzuhalten, als sie wieder bei der Rampe aus weicher Erde angekommen waren, über die die Arbeiter-Kobolde geklettert waren – hoch zur Ringmauer an der Nordseite der Brückenburg.
»Absteigen!«, rief er. Es war schon nach Mittag, und die Sonne hatte den Zenit überschritten, aber es blieben noch immer etliche Stunden Tageslicht übrig. Die Erfahrung sagte ihm jedoch, dass er der Brückenburg verlustig ginge, wenn er den Hof nicht vor Einbruch der Dunkelheit gesäubert hatte.
Und dann würde er die Verbindung zum König verlieren.
Falls der König überhaupt kam.
Jeder der Diener nahm die Zügel von fünf Pferden.
»Speere!«, befahl der Hauptmann, und seine Männer bildeten eine enge Formation am Fuß der Rampe. Zuerst kamen die Soldaten, die Knappen bildeten die Mitte und die Bogenschützen die Nachhut.
Der Prior ritt zu ihm und salutierte. »Wir geben Euch Deckung!«
Der Hauptmann erwiderte den Salut, als ihm Michael seinen schweren Speer reichte. »Wenn wir vor der Dunkelheit nicht wieder draußen sind, könnt Ihr annehmen, dass die Brücke verloren ist«, sagte der Hauptmann.
Der Prior bekreuzigte sich. »Möge Gott mit Euch sein, Ritter.«
»Gott interessiert sich hierfür nicht«, erwiderte der Hauptmann. »Aber es ist der Gedanke, der zählt. Zu mir!«, rief er also und machte sich daran, die frisch aufgeschüttete Rampe zu erklettern. Der Boden war feucht, doch die obere Schicht war hart – hart von etwas, das die Kobolde abgesondert haben mussten, sofern man von dem Geruch ausgehen konnte. Es stank beißend, wie Naphtha.
Auf den Mauern befanden sich etwa fünfzig Kobolde, und sie alle starben, als die Ritter kamen und durch sie hindurchpflügten.
Der Hauptmann schaute auf das Inferno im Innenhof hinunter. Alle Kaufmannswagen standen in Flammen, und im Hof wimmelte es vor Gestalten, die geradewegs der Hölle entsprungen zu sein schienen. Menschen war die Haut vom Leibe gerissen worden, und nun schrien sie inmitten von gepanzerten, weiß im Feuerschein glänzenden Kobolden. Die meisten von ihnen strebten der Tür zum nächstgelegenen Turm zu, und weitere ergossen sich aus der klaffenden Wunde in der Erde, wo ein Dutzend Steinplatten beiseitegeworfen worden waren. Sie waren wie Maden in einem aufgeblähten, geöffneten Leichnam. Noch weitere Kobolde befanden sich auf den Mauern – doch auf der Ostmauer kämpfte eine kleine, disziplinierte Truppe Rücken an Rücken gegen den Angriff, der von beiden Seiten kam.
»Nach rechts!«, rief der Hauptmann und führte seine Leute von der Ringmauer hinunter – über die Rampe, die eigentlich für Verteidigungsmaschinen erbaut war, damit diese auf die Mauerkrone gezogen werden konnten. Zwei bleiche Kobolde mit Streitäxten erwarteten sie dort.
Er hatte keine Zeit für Feinheiten, hob seinen Speer, senkte die Spitze und fing den Schlag der ersten Kreatur mit dem Schaft ab, packte ihren Arm und riss ihn vom Körper ab wie jemand, der ein Krabbenbein von einer frisch gekochten Krabbe zupft.
Der andere Arm des Geschöpfs flog auf ihn zu. Er rammte ihm die Speerspitze in den Kopf, ließ den Schaft sofort los und schlug dem Kobold die gepanzerte Linke gegen die Kehle. Der große Schlund öffnete sich, die Mundwerkzeuge blitzten vor seinem Visier auf, dann packte er den Speer wieder, rammte ihn in den Schlund, und beißendes Blut spritzte hervor wie die
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