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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Männer aus der Miliz. Es waren unsere bisher schlimmsten Verluste.
    Aber der König kommt. Am dreizehnten Tag erreichten uns Ritter des Ordens vom heiligen Thomas bei Anbruch der Nacht und sagten uns, wir seien gerettet. Aber wir haben den ganzen Tag hindurch gekämpft, und der König ist nicht gekommen.
    Wo steckt er?
    Michael betrachtete die letzte Zeile und radierte sie schließlich mit dem stumpfen Ende seines Stiftes wieder aus. Dann schüttelte er den Kopf und weckte den Hauptmann.
    In der Nähe von Lissen Carak · Der König
    Die Sonne war ein Feuerbogen tief im Osten.
    Die großartige goldene Rüstung des Königs sowie seine strahlend roten und blauen heraldischen Abzeichen fingen die ersten Strahlen der Sonne ein, sodass er geradezu in Flammen zu stehen schien.
    Hinter ihm befanden sich dreihundert der bestgerüsteten Ritter, die Albia je gesehen hatte; ihre schweren Pferde hatten sie im Lager gelassen.
    Der goldene Helm bewegte sich nach rechts und links und prüfte die lange Reihe der ritterlichen Krieger, die zu beiden Seiten bis in den Wald reichte, und hinter jedem der Ritter stand ein ebenfalls gerüsteter Knappe.
    Der König hob den goldenen Panzerhandschuh, senkte ihn wieder, und die Vorhut setzte sich auf der alten Brückenstraße in Bewegung. Die dreihundert Ritter hielten einen Abstand von je einer Manneslänge zueinander; ihre Reihe war eine halbe Meile lang, und die Männer an beiden Enden hatten Jagdhörner, auf denen sie wie Jäger bliesen.
    Die Gestalt des Königs schien freudig hin und her zu tanzen.
    Er drängte durch den Wald, und der Wald teilte sich vor ihm. Es gab nichts, was einem Mann in voller Rüstung hätte Widerstand leisten können – kein Zweig, keine Ranke, wie dornenbesetzt auch immer, kein dichtes Röhricht. Nichts konnte einen Ritter aufhalten oder auch nur bremsen.
    Die Reihe stapfte in Schrittgeschwindigkeit voran.
    Eine halbe Meile.
    Eine Meile.
    Er hob die Hand, und sein eigener Hornbläser stieß einen langgezogenen Ton aus. Die Reihe hielt an.
    Die Soldaten hoben ihre Visiere und tranken Wasser, doch es war noch früh am Morgen und recht kühl in den dunklen Wäldern.
    Die Männer zupften Zweige aus ihren Kniepanzerungen, aus den Armhöhlen und den Ellbogenkappen.
    Und dann, beim Schall von zwei Hörnern, setzte sich die Reihe wieder in Bewegung; es war wie bei einer gewaltigen Bärenjagd.
    Eine Meile hinter ihnen folgte der Rest der Armee.
    Die Vorhut drang tiefer in den Wald ein, angeführt vom König höchstpersönlich.
    Bill Redmede sah die Gestalten in ihren Rüstungen zu Fuß kommen, und die Bitternis in seinem Herzen hätte ausgereicht, um Stahl zu schmelzen.
    So viel zu Thorn und seiner Verachtung für die Menschen.
    Bill wandte sich an seinen Leutnant Nat Tyler von der Albin-Ebene. »Die verdammten Adligen haben einen Spion, Bruder.«
    Tyler beobachtete den unerbittlichen Vormarsch der gerüsteten Männer. »Und wir stecken tief im Gebüsch.«
    »Thorn hat gesagt, sie würden über die Straße reiten«, meinte der andere Wildbube. »Verdammt.«
    »Wir sollten abhauen«, sagte Tyler.
    »Das ist unser großer Tag!«, wandte Bill ein. »Heute töten wir den König!«
    Siebzig Fuß entfernt von ihnen stand der König allein in einem Schaft aus Licht im tiefen Wald und hob die Arme. In der einen Hand hielt er ein vier Fuß langes Schwert und in der anderen einen glänzenden Schild.
    Redmede zog seinen großen Bogen, spannte ihn, zielte und schoss.
    Neben ihm gab Tylers Bogen einen tiefen knallenden Laut von sich – die Harfe des Todes.
    Überall sprangen nun die Wildbuben aus dem Hinterhalt und feuerten auf den König.
    Die Gestalt des Königs glitzerte, als er auf den Absätzen herumwirbelte, sich den Schild über den Kopf hielt und den ersten Pfeilschwarm mit dem Schwert in der Luft zerhackte.
    Überall um ihn herum stürmten nun die Ritter auf die Bogenschützen zu.
    Der König wich nicht von der Stelle. Er drehte sich schnell hin und her, hieb mit seinem Schwert zu, schwankte vor und zurück.
    »Gütiger Jesus«, murmelte Bill. Nicht ein einziger Pfeil hatte ihn getroffen. »Zu weit. Verdammt, zu weit!«
    Aber die Wildbuben waren Räuber und Partisanen und keine schlachterprobten Männer. Sie wirbelten herum und rannten davon.
    Hundert Schritt weiter hinten formierte sich die Reihe der Wildbuben neu. Nat Tyler brachte sie am Rand einer Wiese in Formation, die eine Drittelmeile lang und etwa zweihundert Fuß breit war. Es handelte sich um eine alte

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