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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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tauchte sie in die Tinte ein und begann zu schreiben.
    »Ihr könntet Euch nicht vorstellen, zu Gott zu kommen, mein Sohn? Und zu einem Ritter in meinem Orden zu werden?«, fragte er und hob kurz den Blick.
    »Nein«, antwortete der Hauptmann.
    Der Prior lächelte. »Ihr seid so stolz. Amicia hat mir gesagt, dass Ihr Gott als Euren Feind betrachtet.« Er schüttelte den Kopf.
    »Amicia hat die Mitteilungen, die ihr gemacht wurden, falsch verstanden«, wandte der Hauptmann ein. Dann schüttelte er den Kopf. »Oder auch nicht. Euer Gott und ich, wir sind keine Freunde.«
    »Ah«, meinte der Prior, schüttelte Sand über das Papier und blies es fort. Nachdem er ein wenig mit einer Kerze gekämpft hatte, gelang es ihm, schweres schwarzes Wachs auf das Dokument zu tröpfeln, in das er das große Siegel des Rings drückte, den er am Daumen trug. »Eure Verteidigung der Festung werden meine Ritter niemals vergessen.« Er zuckte die Achseln. »Sogar außerhalb dieser Mauern sagen die Leute, der König habe die Schlacht gewonnen und die Wildnis besiegt.« Er gab dem Hauptmann das Pergament. »Mein Gott liebt Euch und auch jedes andere lebende Wesen, Hauptmann. Mein Gott liebt den Kranken, den Blinden, den Leprosen, den Unsauberen – den Irk, den Kobold und die Hexe.«
    Der Hauptmann blickte auf die Summe, die ihm die Kirche auszahlen würde – und die er sich überall auszahlen lassen konnte –, und nickte. Er grinste sogar.
    »Das ist mehr, als mir aufgrund des Vertrages zusteht«, sagte er.
    »Ich vermute, Euer Vertrag sah zusätzliche Zahlungen für den Verlust von Menschen und Pferden sowie den üblichen Zuschlag für einen Sieg vor«, sagte der Prior.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse.«
    Der Prior nickte. »Ich weiß nicht, welche Schwierigkeiten Ihr mit meinem Gott habt«, fuhr er fort, »aber ich werde es nicht zulassen, dass Ihr auch die Undankbarkeit auf die Liste seiner angeblichen Unzulänglichkeiten setzt. Ohne Euch und das Opfer Eurer Truppe wäre dieser Ort verloren gewesen, und darunter hätte die gesamte Menschheit gelitten.«
    Der Hauptmann stand auf und verneigte sich. »Ihr erweist mir eine zu große Ehre. Was meine Truppe angeht …« Ihm versagte die Stimme. Als er sich wieder gefangen hatte, fuhr er fort: »Ich werde neue Soldaten rekrutieren.«
    »Ich vermute, das wird leicht sein«, erwiderte der Prior. »Hört mir zu, junger Mann. Ihr habt Interessen, die weit über das Alltägliche hinausgehen. Ihr wollt Euch nicht zu Gott hinwenden. Dann sei es eben so. Aber Ihr besitzt doch ein Hirn, und zwar ein gutes. Haben wir hier wirklich gewonnen?«
    Diese Frage hatte der Hauptmann nicht erwartet. Mit seiner Bezahlung in der Hand blieb er in der Tür stehen.
    Der Prior erhob sich und goss zwei Becher Wein ein. »Setzt Euch wieder.«
    Er gehorchte und nahm einen Schluck. »Nein?«
    Der Prior schüttelte den Kopf. »Natürlich haben wir gewonnen. Wenn wir verloren hätten, wäre der König jetzt tot, die albische Grenze würde südlich von Albinkirk verlaufen, und die königliche Armee wäre zerschlagen.« Er bekreuzigte sich. »Aber andererseits haben wir doch nicht gewonnen, oder?«
    »Thorn hat jedes Haus und jede Scheune von hier bis Albinkirk niedergebrannt«, sagte der Hauptmann. »Er hat die Bevölkerung schwer getroffen.«
    Der Prior nickte.
    »Die meisten Überlebenden werden von hier fortgehen. Nach Süden.« Der Hauptmann trank noch einen Schluck Wein. »Ich vermute, das ist auch der Grund, warum es an der Mauer keine Kämpfe gab. Thorn hatte nie vorgehabt, dort zu kämpfen. Er ist tief in …«
    »Nennt seinen Namen nicht«, sagte der Prior. »Er lebt noch und leckt seine Wunden.«
    »Er lebt noch, und da draußen ist lediglich die diesjährige Ernte an Kobolden umgekommen«, sagte der Hauptmann verbittert. »Sowie sechzehn Trolle, ein Dutzend Lindwürmer und einige Dämonen.« Er rieb sich den Bart. »Wir verlieren diesen Krieg, wenn wir die Verhältnisse betrachten.«
    »Wir verlieren. Punkt«, sagte der Prior. »In unserem Orden besitzen wir Aufzeichnungen, die sechshundert Jahre zurückreichen. Diesen Krieg gewinnen wir nicht.« Er zuckte die Achseln. »Wenn die Wildnis nicht so uneins mit sich selbst wäre, hätte sie uns schon vor tausend Jahren überrennen können.«
    In seinem Kopf sagte Harmodius: Genau. Wer hätte geahnt, dass der Prior ein verwandter Geist ist?
    »Was können wir denn tun?«, fragte der

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