Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Ich halte das Land durch die Dienste der Ritter und Garnisonen, doch ich verfüge nicht mehr über ausreichend Männer. Der König wird einen Richter zum Jahrmarkt schicken, damit er Recht spricht, und nun befürchte ich, er könnte herausfinden, dass meine Knauserei dieses Land in große Gefahr gebracht hat.«
»Ihr braucht mich also nicht nur zur Jagd nach dem Ungeheuer«, sagte er.
»In der Tat. Ich würde Euch gern für den ganzen Sommer einstellen und frage mich, ob Ihr vielleicht ein Dutzend bewaffnete Männer – oder auch nur Bogenschützen – habt, die hierbleiben könnten, wenn Ihr wieder abzieht. Männer vielleicht, die Ihr ansonsten in den Ruhestand schicken müsstet oder die verwundet worden sind.« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht einmal, wie ich eine neue Garnison zusammenstellen soll. Albinkirk war früher einmal eine wunderbare Stadt – und ein Ort, an dem man solche Männer finden konnte. Aber so ist es nicht mehr.« Sie holte tief Luft.
Er nickte. »Ich werde darüber nachdenken. Da wir offen und ehrlich miteinander sind, will ich nicht so tun, als könnte meine Truppe einen dauerhaften Vertrag nicht sehr gut gebrauchen. Ich würde überdies gern rekrutieren, denn ich brauche ebenfalls einige weitere Männer.« Er dachte kurz nach. »Würdet Ihr auch Frauen nehmen?«
»Frauen?«, fragte die Äbtissin.
»Ich beschäftige einige Frauen – als Bogenschützen und bewaffnete Kämpfer.« Er lächelte über ihren Unmut. »Das ist nicht mehr so ungewöhnlich wie früher einmal. Jenseits des Meeres, auf dem Kontinent, ist es sogar schon völlig normal geworden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Was für Frauen sind das? Schlampen und Huren, denen das Kriegshandwerk beigebracht wurde? Sie werden wohl kaum eine passende Gesellschaft für religiöse Frauen abgeben.«
»Da habt Ihr vermutlich recht, Mylady. Ich bin sicher, dass sie weitaus weniger passend sind als die Art von Männern, die sich zum Söldnerhandwerk hingezogen fühlen.« Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus, um den Druck im unteren Bereich seines Rückens zu mildern.
Ihre Blicke trafen sich, scharf wie zwei gekreuzte Klingen.
Sie zuckte mit den Schultern. »Wir sind keine Feinde. Ruht Euch aus, wenn Ihr es nötig habt. Denkt über mein Angebot nach. Wollt Ihr einen Gottesdienst für die Toten abhalten?«
Zum ersten Mal erlaubte er sich, eine gewisse Zuneigung für die Äbtissin zu empfinden. »Das wäre sehr willkommen.«
»Also lehnen nicht all Eure Männer den Herrn so ab wie Ihr?«, fragte sie.
»Im Gegenteil.« Er stand auf. »Soldaten neigen ebenso sehr zu nostalgischer Unvernunft wie alle anderen Berufsgruppen auch – vielleicht sogar noch mehr.« Er zuckte zusammen. »Es tut mir leid, Mylady, das war grob von mir, vor allem im Hinblick auf Euer so großzügiges Angebot. Wir haben keinen Kaplan. Ser Hugo war ein Edelmann aus guter Familie, der in seinem Glauben gestorben ist. Einen Gottesdienst für die Toten zu halten wäre sehr freundlich von Euch und würde vermutlich dazu beitragen, meine Leute im Zaum zu halten. Hmm.« Er schüttelte den Kopf. »Ich nehme Euer Angebot also an.«
»Ihr seid in Eurer wohlgesitteten Verwirrung wirklich süß«, sagte sie und erhob sich ebenfalls. »Ich glaube, wir werden recht gut miteinander auskommen, Ser Hauptmann. Und ich hoffe, Ihr werdet mir vergeben, wenn ich Eurem unverhohlenen Mangel an Achtung vor meiner Religion mit dem Versuch begegne, Euch zu bekehren. Was immer Euch angetan wurde, es war nicht Jesus, der das getan hat, sondern die Hand der Menschen.«
Er verneigte sich vor ihr. »Das seht Ihr falsch, Mylady.« Er griff nach ihrer Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und wollte sie küssen – aber das kleine Teufelchen in ihm ließ sich nicht unterdrücken, und so drehte er die Hand um und küsste die Handfläche wie ein Liebhaber.
»Was für ein kleiner Junge«, sagte sie zwar, war offensichtlich aber sowohl erfreut als auch belustigt. »Allerdings ein ziemlich boshafter kleiner Junge. Der Gottesdienst wird heute Abend in der Kapelle abgehalten.«
»Werdet Ihr meiner Kompanie Zugang zur Festung gewähren?«, fragte er.
»Da ich vorhabe, sie als meine Garnison zu beschäftigen«, erwiderte sie, »werde ich ihr vertrauen müssen.«
»Das ist ein grundlegender Sinneswandel, Äbtissin«, sagte er.
Sie nickte und drehte sich zur inneren Tür des Konventes um. »Allerdings«, sagte sie dabei und verneigte sich vor ihm – kurz und mit
Weitere Kostenlose Bücher