Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
Seiten. All das war das Werk seines sehr begabten Schwagers. Es war eine gute Reklame und ein deutliches Zeichen seiner Frömmigkeit, und es garantierte, dass die Fuhrleute seine Kolonne immer in der richtigen Reihenfolge hielten. Jeder Mann, ob er nun Zahlen lesen konnte oder nicht, wusste doch, dass Jesus zunächst von den Rittern in ihrem Wachraum gegeißelt worden war und dann erst sein Kreuz nach Golgotha hatte tragen müssen.
    Er hatte sechzig gute Männer dabei, in der Hauptsache Tuchhändler und Weber, aber auch reisende Goldschmiede und ein Dutzend Scherenschleifer sowie einige Waffen- und Hufschmiede und eine Handvoll Krämer und Lebensmittelhändler. Sie alle waren gut bewaffnet und gerüstet, wie es ihrem Wohlstand geziemte. Und er hatte zehn Berufssoldaten, die er selbst angeheuert hatte und deren Hauptmann er war – gute Männer, die allesamt ein Empfehlungsschreiben besaßen, aus dem sich ergab, dass sie in Diensten des Königs gestanden hatten.
    Gerald Random besaß auch selbst ein solches Schreiben. Er hatte im Norden gedient und gegen die Wildnis gekämpft. Und nun führte er als Kommandant, Hauptgeldgeber und Eigner der meisten Wagen eine reiche Kolonne zum großen Jahrmarkt in Lissen Carak.
    Seine Kolonne war gewiss die längste auf der ganzen Straße und würde auf dem Markt den größten Eindruck machen.
    Seine Frau Angela legte ihm die lange weiße Hand auf den Arm. »Du findest deine Wagen schöner als mich«, beklagte sie sich. Er wünschte, sie hätte es mit etwas mehr Belustigung gesagt, aber wenigstens schien sie es nicht vollkommen ernst zu meinen.
    Er küsste sie. »Ich habe noch genug Zeit, dir das Gegenteil zu beweisen, meine Dame«, sagte er.
    »Der zukünftige Oberbürgermeister würde seine Gemahlin doch niemals in den Schlafwagen führen, während er sich in der gleichen Zeit an seiner großen Karawane nach Norden ergötzen kann«, sagte sie und rieb ihm durch den schweren Wollstoff hindurch den Arm. »Mach dir keine Mühe, Gemahl. Es geht mir gut.«
    Guilbert, der älteste und anscheinend verlässlichste der angeheuerten Schwertkämpfer, näherte sich ihm mit einer Mischung aus Ehrerbietung und Anmaßung. Er nickte – ein Kompromiss zwischen einer Verneigung und der Weigerung, eine fremde Autorität anzuerkennen. Random vermutete, dass es bedeuten sollte: Ich habe unter großen Herren und sogar unter dem König gedient, und auch wenn du nun mein Kommandant sein magst, so bist du doch keiner von ihnen.
    Random nickte.
    »Jetzt, da ich die ganze Karawane überblicken kann«, sagte Guilbert und deutete mit dem Kopf auf die Kolonne, »hätte ich gern sechs weitere Männer.«
    Random betrachtete die Wagen – seine eigenen und die der Goldschmiede, der Messerschleifer, der beiden anderen Textilhändler sowie den des ausländischen Kaufmanns, Meister Haddan – einen winzigen zweirädrigen Karren, auf dem auch sein seltsamer erwachsener Lehrling Adle saß. Insgesamt waren es achtundvierzig Wagen.
    »Trotz der Männer, die die Scherenschleifer dabei haben?«, fragte er und ergriff die Hand seiner Frau, als diese versuchte, ihm zu entschlüpfen.
    Guilbert zuckte die Schultern. »Zweifellos sind das fähige Männer.«
    Der Lohn für sechs weitere Männer – solche mit einem Empfehlungsschreiben – würde ihn ungefähr den gesamten Gewinn aus einem seiner Wagen kosten. Und leider konnte er die Kosten nicht einmal teilweise auf die anderen Kaufleute abwälzen, denn sie hatten bereits bezahlt – sehr gut bezahlt sogar –, um in seiner Karawane mitreisen zu dürfen.
    Außerdem hatte er als Soldat im Norden gedient. Er kannte die Gefahren. Sie waren groß und wurden mit jedem Jahr noch größer, auch wenn anscheinend niemand darüber sprechen wollte.
    Er sah seine Frau an und dachte darüber nach, ob er dem Mann zwei weitere Soldaten zugestehen sollte.
    Er liebte seine Frau. Die Sorgen auf ihrem Gesicht zu lindern war mehr wert, als den Gegenwert von einem Wagen einzubüßen. Außerdem würde er gar keinen Gewinn mehr haben, wenn seine Karawane angegriffen oder auseinandergerissen wurde.
    »Hast du einen Freund? Oder sonst jemanden, den du kurzfristig verpflichten könntest?«, fragte er.
    Guilbert grinste. Es war das erste Mal, dass der Kaufmann den Söldner grinsen sah, und es wirkte überraschend menschlich und angenehm.
    »Ja«, sagte der Mann. »Es gibt da jemanden, der vom Glück verlassen wurde. Ich schulde ihm einen Gefallen. Und er ist ein guter Mann – Ihr habt mein Wort

Weitere Kostenlose Bücher