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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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nun auf den Boden. Amicia trat ein und senkte sofort den Blick. Die Äbtissin lächelte sie an. »Hol Wein für den Hauptmann, mein Liebes. Und schau nicht auf, bitte. Gutes Mädchen.«
    Amicia schlüpfte sogleich wieder durch die Tür.
    »Mein Jäger ist ein Hermetiker«, sagte er. »Er besitzt eine Erlaubnis des Bischofs von Lorica.«
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Die Theologie der Hermetik übersteigt meinen armen Verstand. Wisst Ihr, als ich ein Mädchen war, war es uns verboten, das Hocharchaisch für alle anderen Texte außer dem Leben der Heiligen zu benutzen. Ich wurde von meinem Kaplan sogar dafür bestraft, dass ich in der Burg meines Vaters einige Worte in dieser Sprache gelesen habe – vor einem Grabmal.« Sie seufzte. »Ihr könnt also Archaisch lesen«, sagte sie.
    »Hoch- und Niederarchaisch«, antwortete er.
    »Ich hatte es mir schon gedacht … gewiss gibt es nicht sehr viele Ritter im Reich, die des Hocharchaischen mächtig sind.« Sie machte eine Kopfbewegung, als wollte sie ihre Müdigkeit abschütteln. Amicia kehrte zurück, brachte dem Hauptmann Wein und wich schnell wieder vor ihm zurück, ohne den Blick zu heben, was sehr anmutig wirkte.
    Erneut zeigte sie ihren seltsamen Gesichtsausdruck – jenen, den er nicht deuten konnte. Er zeigte sowohl Wut als auch Belustigung, Geduld und Enttäuschung, und das alles bloß in den Mundwinkeln.
    Die Äbtissin hatte den Adler Parcival auf ihr Handgelenk klettern lassen, streichelte jetzt seine Federn und machte dazu gurrende Geräusche. Zwar hielt auch die Armlehne ihres thronartigen Stuhls das Gewicht des großen Raubvogels, aber der Hauptmann war von der Stärke dieser Frau trotzdem beeindruckt. Sie muss schon sechzig Jahre alt sein, dachte er.
    Es war etwas Besonderes an der Äbtissin – an ihr und an Amicia. Sie waren nicht von gleicher Herkunft, denn zwei unterschiedlichere Frauen hätte man sich nicht vorstellen können. Die ältere hatte eine elfengleiche Schönheit und schlanke Knochen, die jüngere war größer, grobknochiger und hatte kräftige Hände und breite Schultern.
    Er starrte Amicia noch immer an, als der Stab der Äbtissin schon wieder auf den Boden klopfte.
    Das Wort Hermetiker rollte in dem geschäftigen Hirn des Hauptmanns umher und schmiegte sich in Amicias Mundwinkel. Doch dann beanspruchte der Stab seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Angenommen, ich glaube Euch – was sagt denn Euer Jäger?«, wollte die Äbtissin wissen.
    Der Hauptmann seufzte. »Dass wir den falschen Lindwurm erwischt haben. Mylady, niemand außer einem großen Magus oder einem Quacksalber kann uns sagen, warum der Feind so handelt, wie er handelt. Vielleicht hat einer von ihnen die anderen um Unterstützung gebeten. Vielleicht gibt es auch ein ganzes Nest von ihnen. Aber Gelfred versichert mir, dass die Zeichen, die Schwester Hawisias Mörder hinterlassen hat, nicht dieselben sind wie jene bei der Bestie, die wir getötet haben, und meine Männer sind allesamt völlig erschöpft. Sie werden einen Tag zur Erholung brauchen. Sie haben einen furchtlosen Anführer verloren, einen Mann, den alle respektierten. Deshalb werden wir ein paar Tage lang nicht sehr angriffslustig sein. Es tut mir leid.« Er zuckte die Achseln.
    Sie sah ihn lange an, faltete schließlich die Hände über ihrem Stab und legte das lange Kinn darauf. »Ihr glaubt, dass ich kein Verständnis habe«, sagte sie. »Aber das habe ich. Ich glaube nicht, dass Ihr mich betrügen wollt.«
    Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
    »Ich möchte Euch meine gegenwärtigen Sorgen mitteilen«, fuhr sie fort. »Mein Jahrmarkt findet in einer Woche statt. Die erste Woche ist den örtlichen Erzeugnissen und Prämierungen vorbehalten. In der zweiten Woche kommen die Kaufleute aus Harndon den Fluss hinauf und kaufen das übrig gebliebene Getreide sowie unsere Wolle. Außerdem besuchen uns in der zweiten und dritten Woche des Marktes die Viehtreiber aus den Mooren. In dieser Zeit werden die wichtigen Geschäfte abgeschlossen, und dann müssen meine Brücke gesichert und meine Untertanen geschützt sein. Ihr wisst, warum an dieser Stelle eine Festung steht?«, fragte sie ihn.
    Er lächelte. »Natürlich«, sagte er. »Die Festung soll die Sicherheit der Brücke garantieren.«
    »Ja«, gab sie zu. »Und ich war etwas unvorsichtig, weil ich meine Garnison verkleinert habe. Bitte vergebt einer alten Frau ihre Offenheit, aber Soldaten und Nonnen sind keine natürlichen Freunde. Doch diese Angriffe …

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