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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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geradem Rücken. »Inzwischen ist mir einiges klar geworden.«
    Er hielt sie mit seiner Hand auf. »Ihr sagtet, die Wildnis sei näher gekommen. Ich bin lange fort gewesen. Wie nahe ist sie?«
    Sie seufzte tief. »Wir besitzen zwanzig Gehöfte, die wir dem Wald abgerungen haben. Jetzt leben hier mehr Familien als zu meiner Novizinnenzeit – wesentlich mehr Familien. Als ich jung war, haben die Adligen das Wild in den Bergen gejagt – Expeditionen in die Adnaklippen waren der Traum eines jeden fahrenden Ritters. Der Konvent pflegte sie in unserem Gästehaus zu beherbergen.« Sie blickte aus dem Fenster. »Die Grenze zur Wildnis lag damals etwa fünfzig Meilen oder mehr im Nordwesten, und auch wenn der Wald dicht und tief gewesen sein mag, so lebten doch vertrauenswürdige Männer dort.« Sie begegnete wieder seinem Blick. »Jetzt bestimmt meine Festung die Grenze, so wie es zur Zeit meines Großvaters gewesen ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Der Wall befindet sich zweihundert Meilen weiter nördlich. Und genauso weit westlich.«
    Sie zuckte die Achseln. »Der Wall vielleicht, nicht aber die Wildnis. Der König will sie wieder hinter den Wall zurückdrängen«, sagte sie müde. »Doch ich vermute, dass sein junges Weib seine ganze Kraft und Zeit in Anspruch nimmt.«
    Er lächelte und wechselte das Thema. »Verratet Ihr mir, was es mit diesem Buch auf sich hat?«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Ihr werdet es genießen, dies selbst herauszufinden«, sagte sie. »Ich will Euch diese Freude nicht nehmen.«
    »Ihr seid eine hinterhältige alte Frau«, bemerkte er.
    »Ah.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Allmählich versteht Ihr mich, Messire.« Kokett verstummte sie und fuhr nach einer Weile fort: »Hauptmann, ich habe beschlossen, Euch etwas zu sagen.« Sie war wirklich nicht gerade zögerlich. Nur vorsichtig. »Über Schwester Hawisia.«
    Er bewegte sich nicht.
    »Sie sagte mir, wir hätten einen Verräter in unserer Mitte. Und sie glaubte, ihn enttarnen zu können. Eigentlich hatte ich an jenem Tag zum Gehöft reisen sollen, aber sie hat darauf beharrt, an meiner Stelle zu gehen.«
    »Eure tapfere Schwester hat den Verräter tatsächlich enttarnt, und dafür hat er sie getötet. Oder er hatte schon gewusst, dass sie ihn enttarnen wollte, und hatte ihr eine Falle gestellt.« Der Hauptmann kratzte sich geistesabwesend den Bart. »Wer weiß von Euren Entscheidungen und Aufenthaltsorten, Mylady?«
    Sie setzte sich wieder. Ihr Stab klopfte heftig auf den Boden und zeugte von wahrer Aufregung. Ihre Blicke trafen sich.
    »Ich bin auf Eurer Seite«, sagte er.
    Sie kämpfte gegen die Tränen an. »Sie sind mein Volk «, sagte sie, biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf so, dass das feine Leinen ihres Schleiers zitterte. »Pah, ich bin kein Schulmädchen mehr. Ich muss nachdenken und vielleicht auch meine Aufzeichnungen zu Rate ziehen. Schwester Miram ist meine Vikarin, und ich vertraue ihr vollkommen. Pater Henry ist die meiste Zeit in meiner Nähe. Schwester Miram hat Zugang zu allem in der Festung und kennt sogar die meisten meiner Gedanken. Johne le Bailli ist mein Vertreter in den Dörfern und zugleich auch ein Offizier des Königs. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr mit ihnen allen sprechen könnt.«
    »Und mit Amicia«, sagte der Hauptmann leise.
    »Ja. Sie bedient mich die meiste Zeit hindurch.« Die Äbtissin sah dem Hauptmann tief in die Augen. »Sie und Hawisia waren keine Freundinnen.«
    »Warum nicht?«, fragte der Ritter.
    »Hawisia war von adliger Abstammung. Sie hatte große Macht.« Die Äbtissin sah wieder aus dem Fenster, ihr Vogel schwankte bei dieser Bewegung ein wenig.
    »Würdet Ihr ihn bitte wieder zu seiner Stange bringen?«, bat sie.
    Der Ritter setzte sich den großen Vogel auf das Handgelenk und trug ihn zu der Stange hinüber. »Er ist sicherlich ein königlicher Vogel?«
    »Ich hatte einmal einen königlichen Freund«, sagte sie und kräuselte die Lippen.
    »Und Amicia ist nicht von hoher Geburt?«, drängte der Rote Ritter.
    Die Äbtissin sah ihn an und stand auf. »Ihr könnt es für Euch selbst herausfinden«, sagte sie. »Ich bin nicht daran interessiert, über meine Nonnen zu plaudern.«
    »Ich habe Euch erzürnt«, sagte der Ritter.
    »Messire, die Kreaturen der Wildnis töten meine Leute, einer unter uns ist ein Verräter, und ich muss Söldner zu meinem Schutz anheuern. Heute erzürnt mich alles .«
    Sie öffnete die Tür, dabei erhaschte er einen Blick auf Amicia, dann schloss

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