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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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darauf.«
    »Wir sollten sechs anheuern – sogar acht, wenn wir sie bekommen können. Ich mache mir Sorgen, und deshalb sollten wir uns so viel Sicherheit wie möglich leisten«, sagte er und sah seiner Frau in die Augen. Vor großer Erleichterung stieß sie die Luft aus. Ein dunkles Omen war abgewendet worden.
    Er umarmte sie lange, während die Lehrlinge und Gesellen Abstand zu ihm hielten, und als Guilbert sagte, er benötige eine Stunde, um seine neuen Männer einzurüsten – womit er meinte, dass sie ihre Rüstungen versetzt hatten und zuerst wieder auslösen mussten –, nahm Random seine Frau bei der Hand und führte sie in das Wageninnere. Es gab so vieles , das wichtiger war als Geld.
    Die Sonne stand schon hoch am Frühlingshimmel, als die fünfundvierzig Wagen, zweihundertzehn Männer, achtzehn Soldaten und der eine Kaufmannshauptmann nach Norden zum Jahrmarkt aufbrachen. Er wusste, dass seine Karawane die neunte auf der großen Straße nach Norden war. Es hatte am längsten gedauert, sie zusammenzustellen, also würde sie die letzte sein, die den großen Getreidevorrat von Lissen Carak erreichte. Aber er besaß die nötigen Güter und Wagen, um so viel Getreide zu kaufen, dass er nicht glaubte, zu kurz zu kommen, und außerdem besaß er ein Geheimnis – ein Handelsgeheimnis –, das ihm vielleicht den größten Gewinn in der Geschichte der Stadt einbringen würde.
    Es war ein Risiko. Aber – was überraschend bei einem Mann des Geldes sein mochte, wie die Lords seinesgleichen nannten – Gerald Random liebte das Risiko ebenso, wie andere Männer Geld, Schwerter oder Frauen liebten. Er gürtete sein Schwert um, steckte den Dolch, dessen runder stählerner Handschutz sogar einem Edelmann zur Ehre gereicht hätte, an die andere Seite seiner Hüfte und lächelte. Gleichgültig, ob er gewinnen oder verlieren würde, das war der Augenblick, den er am meisten liebte. Der Anfang. Die Würfel waren gefallen, und das Abenteuer konnte beginnen.
    Er hob den Arm und hörte, wie die Männer darauf reagierten. Dann schickte er zwei Söldner voraus und senkte den Arm wieder. »Es geht los!«, rief er.
    Peitschen knallten, Tiere zerrten an den Ladungen, und die Männer winkten ihren Liebsten und ihren Kindern sowie ihren wütenden Gläubigern zum Abschied zu. Die große Karawane rollte unter dem Knarren der Räder, dem Knirschen der Zaumzeuge und dem Geruch der neuen Farbe los.
    Und Angela Random kniete vor ihrem Marienbild und weinte. Ihre Tränen waren genauso heiß, wie es ihre Leidenschaft noch vor einer Stunde gewesen war.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Sieben Männer waren bei dem Kampf gegen den Lindwurm gestorben. Die Leichname waren in einfache weiße Tücher eingewickelt worden, denn so sah es die Regel des Ordens vom heiligen Thomas vor, und sie verströmten einen eklig süßlichen Geruch, der von Verwesung und dem übermäßigen Gebrauch süßer Kräuter herrührte. Bittere Myrrhe brannte in Räucherfässchen, die im vorderen Teil der Kapelle hingen.
    Die gesamte Streitmacht des Hauptmanns stand im Kirchenschiff und regte sich unbehaglich, als sähe sie sich einem unerwarteten Feind gegenüber. Sie trugen keine Rüstung, und einige waren sehr schlecht gekleidet. Nicht wenige hatten ihre Waffenröcke angezogen, weil sie keine anderen besaßen, und mindestens ein Mann war bloßbeinig und schämte sich dessen. Der Hauptmann hatte sich einfach in eine schwarze Hose und eine kurze schwarze Weste gekleidet, die so stramm saß, dass er sich nicht vornüberbeugen konnte – es war sein letztes anständiges Kleidungsstück, das noch vom Kontinent stammte. Das einzige Anzeichen seines Standes war der schwere Gürtel aus miteinander verbundenen goldenen und bronzenen Platten um die Hüften.
    Diese zur Schau getragene Armut stand in einem starken Gegensatz zum Prunk der Kapelle, obwohl die Altarbilder und Kreuze wegen der Fastenzeit mit Purpur verhüllt waren – oder vielleicht sogar wegen der verschwenderischen Verwendung von Purpur. In seiner Nähe bemerkte der Hauptmann allerdings die Ecke eines Reliquiars, die unter dem Seidentuch hervorlugte. Die Vergoldung war alt und rissig, das Holz gesplittert. Nicht Wachs, sondern Talg brannte in jedem Kerzenhalter mit Ausnahme derer auf dem Altar, und der Geruch von brennendem Fett hob sich scharf von den anderen süßen und bitteren Dünsten ab.
    Der Hauptmann erkannte, dass Pampe ein Kleid und einen Umhang trug. Seit ihren ersten Tagen bei der Truppe hatte er sie

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