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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Soldaten blickte, wusste er, dass es ihm besser ging als den meisten von ihnen. Etliche tranken noch immer.
    Er hatte ihnen den Sold ausgezahlt. Das hatte zwar seine Beliebtheit und Autorität gestärkt, aber es hatte ihnen auch das nötige Kleingeld verschafft, um sich zu betrinken.
    So waren sie nun einmal.
    Jehannes saß vor der Tür seines Pavillons.
    »Kater?«, fragte der Hauptmann.
    Jehannes schüttelte den Kopf. »Noch immer betrunken«, antwortete er und hob seinen Hornbecher. »Möchtet Ihr etwas davon?«
    Der Hauptmann erschauerte spielerisch. »Nein. Ich brauche vier nüchterne Soldaten – am besten bewaffnete und gerüstete.«
    Jehannes schüttelte noch einmal den Kopf.
    Der Hauptmann spürte, wie die Wärme in ihm vom Herzen zu den Wangen floss. »Wenn sie während ihrer Wache getrunken haben, werde ich ihren Kopf fordern«, knurrte er.
    Jehannes stand auf. »Dann solltet Ihr am besten nicht nachsehen.«
    Der Hauptmann sah ihm in die Augen. »Wirklich? Ist es so schlimm?«, fragte er mit erzwungener Milde, doch sein Zorn schien hindurch.
    »Ihr wollt doch nicht, dass sie glauben, es wäre Euch alles egal, oder, Hauptmann? « Jehannes fiel es nicht schwer, seinem Blick standzuhalten, auch wenn die Augen des Marschalls gerötet waren. »Das ist nicht der richtige Moment für strenge Disziplin.«
    Der Hauptmann setzte sich auf einen Schemel, den Jehannes ihm angeboten hatte. »Wenn jetzt etwas aus der Wildnis kommen sollte, sind wir alle tot.«
    Jehannes zuckte mit den Schultern. »Na und?«, fragte er.
    »Wir sind zu gut für so etwas«, sagte der Hauptmann.
    »Wir sind der letzte Mist«, meinte Jehannes und nahm noch einen tiefen Schluck. »Worauf wollt Ihr hinaus, Ser? « Jehannes lachte grimmig. »Ihr habt eine Gruppe gebrochener Menschen genommen und etwas aus ihnen gemacht. Und jetzt wollt Ihr tatsächlich, dass sie sich wie eine Engelschar benehmen?«
    Der Hauptmann seufzte. »Ich würde sie eher als Teufelsschar bezeichnen. Aber ich bin nicht wählerisch.« Er stand wieder auf. »Allerdings verlange ich Disziplin.«
    Jehannes gab einen groben Laut von sich. »Morgen könnt Ihr Disziplin bekommen«, sagte er, »aber bittet bloß nicht heute schon darum. Zeigt doch etwas Menschlichkeit, mein Knabe. Lasst sie trauern, verdammt noch mal!«
    »Wir haben doch gestern schon getrauert. Um Himmels willen, wir sind sogar zur Kirche gegangen. Mörder und Vergewaltiger haben nach Jesus gejammert. Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, hätte ich es niemals glauben können.« Einen Moment wirkte der Hauptmann sehr jung – und äußerst verwirrt und verärgert. »Wir befinden uns in einer Schlacht. Da können wir doch nicht einfach eine Pause einlegen und trauern.«
    Jehannes trank noch etwas Wein. »Seid Ihr wirklich imstande, jeden Tag zu kämpfen?«, fragte er.
    Der Hauptmann dachte nach. »Ja«, sagte er schließlich.
    »Dann sollte man Euch eigentlich einsperren. Wir zumindest können das nicht. Gebt ihnen noch etwas Ruhe, Hauptmann .«
    »Ich brauche einen neuen Marschall als Ersatz für Hugo«, sagte der Hauptmann. »Soll ich Milus befördern?«
    Jehannes kniff die Augen zusammen. »Fragt mich das morgen«, antwortete er. »Wenn Ihr mich das heute noch einmal fragt, dann schwöre ich beim heiligen Mauritius, dass ich Euch zu verdammtem Brei schlagen werde. War das deutlich genug?«
    Der Hauptmann drehte sich auf dem Absatz um und ging fort, bevor er noch etwas tun konnte, was er später vielleicht bedauern würde. Er ging zu Jacques, was er immer tat, wenn er ganz unten angekommen war.
    Aber sein alter Diener – der Letzte, der ihm aus der Dienerschaft seiner Familie geblieben war – war ebenfalls betrunken. Sogar der junge Toby hatte sich auf dem Boden des Hauptmannspavillons zusammengerollt, hatte ein Stück Stoff über sich gezogen und hielt in der einen Hand noch einen Hühnerschlegel.
    Er betrachtete die beiden eine Weile, dachte darüber nach, ob er einen Wutanfall bekommen sollte und entschied dann, dass es sich bei diesen Betrunkenen nicht lohne. Er versuchte sich allein zu bewaffnen und musste feststellen, dass er nicht über sein Kettenhemd hinauskam. Er zog ein gepolstertes Wams darüber und nahm die gepanzerten Handschuhe.
    Gelfred hatte bereits die Pferde geholt.
    Und so kam es, dass der Hauptmann allein mit seinem Jagdmeister über die Straße ritt, die am Fluss entlangführte, während ihn der Rücken und die gezerrten Halsmuskeln fürchterlich schmerzten.
    Nördlich von Harndon ·

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