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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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würde. Die optischen Halluzinationen waren
wenigstens
interessant, sie störten mich weit weniger.
    Nach Anna Nikolajewnas Erscheinen erzählte ich
selbstverständlich
alles Menni. Er empfahl mir gleich Ruhe, rief einen Arzt und
telefonierte über sechstausend Kilometer mit Netti. Der Arzt
wagte
nichts zu unternehmen, weil er die Körperfunktionen von
Erdenmenschen
ungenügend kannte, in jedem Fall wäre jedoch das
Wichtigste für mich
Ruhe und Entspannung, dann sei es nicht gefährlich, die
wenigen Tage
bis zu Nettis Ankunft abzuwarten.
    Netti erschien nach drei Tagen, er hatte seine Arbeit jemand
anderem
übergeben. Als er mich sah, blickte er Menni vorwurfsvoll an.

7. Netti
    Trotz der Behandlung durch den Arzt Netti dauerte die
Krankheit
mehrere Wochen. Ich lag im Bett, ruhig und apathisch, und beobachtete
gleichermaßen teilnahmslos Wirklichkeit und Gespenster; sogar
Nettis
ständige Anwesenheit ließ mich nur ein schwaches,
kaum merkliches
Gefühl der Zufriedenheit empfinden.
    Es kommt mir merkwürdig vor, wenn ich mich an meine
Halluzinationen
erinnere: Obwohl ich mich oftmals von ihrer Unwirklichkeit
überzeugt
hatte, vergaß ich das jedes Mal, sobald sie erschienen. Selbst
wenn
mein Geist nicht verworren und getrübt war, hielt ich sie
für wirkliche
Personen und Dinge. Erst wenn sie verschwanden oder verschwunden waren,
wurde mir ihr Wesen bewusst.
    Netti versuchte vor allem, mich zum Schlafen und Ausruhen zu
bewegen. Auch er wagte jedoch nicht, mir Medikamente zu verabreichen,
weil er befürchtete, sie könnten sich bei einem
irdischen Organismus
als Gift erweisen. Einige Tage versuchte er vergeblich, mich mit seinen
üblichen Methoden einzuschläfern: Die Wahnbilder
zerstörten die Wirkung
der Suggestion. Endlich wurden sie von Netti bezwungen, und als ich
nach zwei oder drei Stunden Schlaf erwachte, sagte er: »Jetzt
werden
Sie bestimmt genesen, obwohl Sie noch ziemlich lange krank sein
werden.«
    Netti hatte sich nicht getäuscht. Die Halluzinationen
kamen
seltener, aber sie waren nicht weniger lebendig und klar, sie wurden
sogar etwas komplizierter — manchmal unterhielten sich die
gespenstischen Gäste mit mir.
    Von diesen Gesprächen hatte für mich nur
eines Sinn und Bedeutung. Das war vor meiner Genesung.
    Als ich morgens erwachte, sah ich wie gewöhnlich
Netti an meinem
Bett, und hinter seinem Stuhl stand ein alter Genosse, der Agitator
Ibrahim, ein bejahrter Mann und boshafter Spötter. Er schien
auf etwas
zu warten. Als Netti hinausgegangen war, um das Bad zu bereiten, fuhr
mich Ibrahim grob an; »Du Dummkopf! Was gaffst du so? Siehst
du denn
nicht, was dein Doktor ist?«
    Ich wunderte mich nicht allzu sehr über die
Anspielung, die in den
Worten enthalten war, und der zynische Tonfall regte mich nicht auf

von Ibrahim war ich ihn gewohnt. Aber ich erinnerte mich an den festen
Druck von Nettis kleiner Hand und glaubte Ibrahim nicht.
    »Um so schlimmer für dich!« sagte
er mit verächtlichem Lächeln und verschwand.
    Netti kam ins Zimmer. Bei seinem Anblick spürte ich
eine seltsame Beklommenheit. Er schaute mich durchdringend an.
    »Wie schön«, sagte er.
»Sie werden bald gesund
    sein.«
    Danach war er den ganzen Tag besonders schweigsam und
versonnen. Am
nächsten Tage, als er sich davon überzeugt hatte,
dass ich mich wohl
fühlte und die Halluzinationen nicht wiederkamen,
überließ er mich der
Obhut eines anderen Arztes. An den folgenden Tagen erschien Netti nur
abends, um mich für die Nacht einzuschläfern. Da
wurde mir klar, wie
wichtig und angenehm seine Anwesenheit für mich war. Mit den
Strömen an
Gesundheit, die sich aus der Natur in meinen Organismus ergossen, kamen
mir immer häufiger Gedanken über Ibrahims Andeutung.
Ich versuchte mich
zu überzeugen, dass das Unsinn sei, die Ausgeburt eines
kranken Hirns.
Warum hätten mich Netti und die anderen Freunde
täuschen sollen?
Dennoch blieb ein Zweifel, der mir lieb war.
    Einmal fragte ich Netti, womit er sich gerade
beschäftige. Er
erklärte mir, man berate über neue Expeditionen zu
anderen Planeten,
und er werde dabei als Fachmann gebraucht. Menni leitete die
Beratungen, aber weder Netti noch er beabsichtigten, bald abzufliegen.
Ich war erleichtert.
    »Und Sie wollen nicht wieder heim auf die
Erde?« fragte Netti. Hinter seinen Worten verbarg sich
Erregung.
    »Ich habe doch bisher nichts tun
können«, antwortete ich.
    Nettis Züge

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