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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Bald wird Hooch sein Gift wieder verkaufen. Die meisten roten Männer, die sich hier versammelt haben, werden dann betrunken sein. Ta-Kumsaw wird bleiben, wird Wache halten. Er braucht mit niemandem zu sprechen. Sie brauchen ihn nur anzusehen, dann wird jeder von ihnen, der noch einen Funken Stolz übrig hat, sich abwenden, ohne vom Branntwein zu trinken. Noch ist Ta-Kumsaw kein Häuptling. Doch mit Ta-Kumsaw muß man rechnen. Ta-Kumsaw ist der Stolz der Shaw-Nee. Alle anderen roten Männer sämtlicher Stämme müssen sich mit ihm messen. Die Whisky-Roten werden innerlich ganz klein, wenn sie diesen großen, kräftigen roten Mann erblicken.
    Er schritt an die Stelle, wo Hooch gestanden hatte, und ließ die Verzerrung, die Hooch dort angerichtet hatte, seiner eigenen Ruhe weichen. Die Witterung des Branntweinmannes verflüchtigte sich. Wieder leckte das Wasser das Ufer und sang dabei.
    Wie leicht es doch war, das Land zu heilen, nachdem der weiße Mann vorbeigezogen war. Wenn alle weißen Männer heute gingen, würde das Land schon morgen wieder zur Ruhe kommen, und bereits ein Jahr später würde es nicht mehr die geringsten Anzeichen dafür geben, daß der weiße Mann jemals eingedrungen war. Selbst die Ruinen ihrer Häuser würden wieder ein Teil des Landes werden, würden für kleine Tiere ein Zuhause abgeben, würden im Griff der hungrigen Schlingpflanzen vergehen. Das Metall des weißen Mannes würde rosten; aus den Steinarbeiten des weißen Mannes würden niedrige Hügel und kleine Höhlen werden; die Morde des weißen Mannes würden sich in wehmütige, wunderschöne Klänge im Gesang des Kardinalvogels verwandeln, denn der Kardinalvogel erinnerte sich an alles und verwandelte es in Güte, wann immer er nur konnte.
    Den ganzen Tag stand Ta-Kumsaw draußen vor dem Fort und sah zu, wie rote Männer hineingingen, um ihr Gift zu kaufen. Männer und Frauen aller Stämme, Wee-Aw und Kicky-Poo, Potty-Wottamee und Chippy-Wa, Winny-Baygo und Pee-Orawa – alle gingen mit Fellen und Körben hinein und kamen mit nichts anderem heraus als ein paar Bechern oder Krügen Branntwein, ja manchmal sogar mit nichts mehr als dem, was sie bereits im Bauch hatten. Ta-Kumsaw sagte nichts, spürte aber, wie die Roten, die dieses Gift tranken, vom Land abgeschnitten wurden. Sie verzerrten das Grün des Lebens nicht so, wie es der weiße Mann tat; statt dessen war es, als würden sie überhaupt nicht existieren. Der rote Mann, der Whisky trank, war für das Land so gut wie tot. Nein, nicht einmal tot, denn er gab dem Land ja nichts zurück. Ich stehe hier, um mitanzusehen, wie sie zu Gespenstern werden, dachte Ta-Kumsaw, nicht tot, und nicht am Leben. Er sagte es nur in Gedanken, doch das Land spürte seinen Schmerz und die Brise antwortete ihm, indem sie durch das Laubwerk seufzte. Als die Abenddämmerung kommt, schreitet vor Ta-Kumsaw ein Kardinalvogel auf dem Boden auf und ab.
    Erzähl mir eine Geschichte, sagt der Kardinalvogel auf seine stumme Weise, die Augen schräg zu dem roten Mann emporgerichtet.
    Du kennst meine Geschichte schon, bevor ich sie dir erzähle, erwiderte Ta-Kumsaw stumm. Du spürst meine Tränen, bevor sie strömen. Du schmeckst mein Blut, bevor es vergessen wird. Warum trauerst du um rote Männer, die nicht vom Stamm der Shaw-Nee sind?
    Bevor der weiße Mann kam, erwidert Ta-Kumsaw stumm, haben wir nicht erkannt, daß alle roten Männer gleich sind, Brüder des Landes, weil wir glaubten, daß alle Lebewesen so wären; deshalb haben wir uns mit anderen roten Männern gestritten, wie sich der Bär mit dem Cougar streitet, wie die Moschusratte den Biber zurechtweist. Dann ist der weiße Mann gekommen, und ich habe erkannt, daß alle roten Männer verglichen mit dem weißen Mann Zwillingsbrüder sind.
    Was ist der weiße Mann? Was tut er?
    Der weiße Mann ist wie ein Menschenwesen, aber er zertrampelt alle anderen Lebewesen unter seinen Füßen.
    Warum, o Ta-Kumsaw, sehe ich da in deinem Herzen, daß du dem weißen Mann keinen Schmerz zufügen, daß du den weißen Mann nicht töten willst?
    Der weiße Mann weiß nicht, daß er Böses tut. Der weiße Mann spürt den Frieden des Landes nicht. Woher soll er dann von den kleinen Toden wissen, die er verursacht? Ich kann dem weißen Mann keine Schuld geben. Aber ich kann ihn auch nicht hier bleiben lassen. Wenn ich ihn also dazu bringe, dieses Land zu verlassen, werde ich ihn auch nicht hassen.
    Wenn du frei von Haß bist, o Ta-Kumsaw, wirst du den weißen Mann mit

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