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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Büro. Vielmehr führte man ihn auf sehr seltsame Weise ins Haus des Gouverneurs, und zwar in einen Kellerraum. Die Soldaten – es mochten ungefähr ein Dutzend gewesen sein – marschierten hinter das Haus, als einer von ihnen plötzlich vorstürzte und zwei andere Hooch halb die Treppe hinunterzerrten. Die Kellertür schlug wieder über ihm zu, kaum daß ihre Köpfe verschwunden waren, und die ganze Zeit marschierten die Soldaten weiter, als wäre nichts geschehen. Das gefiel Hooch überhaupt nicht. Es bedeutete, daß Harrison nicht wollte, daß irgend jemand von ihrer Begegnung erfuhr. Was wiederum hieß, daß die Sache ziemlich häßlich ausgehen könnte, weil Harrison jederzeit in der Lage sein würde, ihre Begegnung abzustreiten.
    Aber Harrison war ganz der alte, er lächelte und schüttelte Hoochs Hand, klopfte ihm auf die Schulter. »Wie geht es Euch, Hooch?«
    »Mir ging es schon mal besser, Gouverneur. Wie geht es Eurer Frau? Und Eurem kleinen Jungen?«
    »Sie ist so gesund, wie man es sich nur wünschen kann. Mein kleiner Junge ist ein richtiger Soldat, wir haben ihm sogar eine kleine Uniform geschneidert, den solltet Ihr einmal bei der Parade umherstolzieren sehen!«
    »Solche Erzählungen bringen mich auf den Gedanken, daß ich mir eines Tages wohl doch eine Frau nehmen sollte.«
    »Das kann ich nur empfehlen. Aber wie unaufmerksam von mir, Hooch. Bitte nehmt doch Platz!«
    Hooch setzte sich. »Danke, Bill.«
    Harrison nickte zufrieden. »Es ist schön, Euch einmal wiederzusehen, es ist ja schon so lange her, seit dem letzten Mal.«
    »Ich wünschte, ich hätte Euch gestern sprechen können«, meinte Hooch.
    Harrison lächelte reumütig. »Nun, ich bin eben sehr beschäftigt. Haben Euch meine Leute denn nicht gesagt, daß ich keinen Termin mehr frei hatte?«
    »Für mich hattet Ihr bisher immer noch einen Termin frei, Bill.«
    »Ihr wißt ja, wie das manchmal ist. Da ist man so schrecklich beschäftigt, daß man nichts dagegen tun kann.«
    Hooch schüttelte den Kopf. »Bill, ich denke, wir haben einander jetzt lange genug angelogen. Was hier geschehen ist, war Teil eines Plans, und es war nicht mein Plan.«
    »Wovon redet Ihr da, Hooch?«
    »Ich rede davon, daß dieser Korporal vielleicht zwar nicht unbedingt wollte, daß ich ihm das Bein breche, aber ich habe so ein Gefühl, daß er mich zu etwas provozieren sollte.«
    »Er sollte lediglich dafür sorgen, daß niemand mich störte, es sei denn, er hatte einen Termin mit mir vereinbart, Hooch. Das ist der einzige Plan, von dem ich weiß.« Harrison blickte traurig drein. »Hooch, ich muß Euch sagen, daß das eine ziemlich häßliche Angelegenheit ist. Einen Offizier der US-Armee tätlich anzugreifen!«
    »Ein Korporal ist kein Offizier, Bill.«
    »Ich wünschte nur, daß ich Euch zum Prozeß nach Suskwahenny schicken könnte, Hooch. Dort gibt es Rechtsanwälte. Aber der Prozeß muß hier stattfinden, und die Geschworenen in dieser Gegend haben nicht allzu viel für Leute übrig, die Korporalen das Knie zerschmettern.«
    »Wie wäre es, wenn Ihr Eure Drohungen einstelltet und mir sagtet, was Ihr wirklich wollt?«
    »Was ich will? Ich bitte Euch um keinen Gefallen, Hooch. Ich mache mir nur Sorgen um einen Freund, der in Konflikt mit dem Gesetz geraten ist.«
    »Es muß etwas wirklich Widerliches sein, denn sonst würdet Ihr mich bestechen, um es zu tun, anstatt Eure Muskeln spielen zu lassen. Es muß etwas sein, von dem Ihr glaubt, daß ich es nicht täte, es sei denn, daß Ihr mir Todesangst einjagt. Und ich versuche ständig mir vorzustellen, was Eurer Meinung nach wohl so schlimm sein muß, daß ich es nicht täte. Das ergibt keine besonders lange Liste, Bill.«
    Harrison schüttelte den Kopf. »Hooch, Ihr habt mich falsch verstanden.«
    »Diese Stadt stirbt, Bill«, versetzte Hooch. »Es läuft alles nicht so, wie Ihr es geplant habt. Und ich glaube, das liegt daran, daß Ihr ein paar wirklich dumme Sachen gemacht habt. Ich glaube, daß die Roten anfingen fortzugehen, vielleicht sind sie ja auch alle weggestorben. Außerdem habt Ihr den dummen Fehler begangen, zu versuchen, die ausfallenden Branntweinprofite wettzumachen, indem Ihr den Abschaum der Erde anlocktet, die schlimmsten aller Weißen, die Flußratten, die mit mir die Nacht im Gefängnis verbracht haben. Ihr habt sie als Steuereintreiber eingesetzt, richtig? Aber Farmer mögen keine Steuern. Vor allen Dingen mögen sie keine Steuern, wenn sie von einem derartigen Abschaum eingetrieben

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