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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Armee dort?«
    »Der Keim einer Armee«, sagte Ta-Kumsaw. »Ich habe es aufgegeben, zu versuchen, Tenskwa-Tawa zu überzeugen. Ich werde einen Armee aus den anderen Stämmen zusammenstellen.«
    »Wann denn?« fragte Napoleon ungeduldig. »Jedes Jahr kommt Ihr zwei-, dreimal zu mir, um mir zu erzählen, daß Ihr eine Armee aufstellen werdet. Wißt Ihr, wie lange ich hier schon warte? Vier Jahre, vier lange erbärmliche Jahre des Exils!«
    »Ich weiß, wie viele Jahre es sind«, antwortete Ta-Kumsaw. »Ihr werdet Eure Schlacht bekommen.«
    »Noch bevor mein Haar ergraut? Sagt es mir! Muß ich erst an Altersschwäche sterben, bevor Ihr einen allgemeinen Aufstand der Roten ausruft? Ihr wißt, wie hilflos ich bin. La Fayette und de Maurepas lassen mich nicht weiter als fünfzig Meilen von hier fort, sie wollen mir überhaupt keine Truppen zur Verfügung stellen. Erst muß es eine Armee geben, sagen sie. Die Amerikaner müssen erst eine Hauptstreitkraft haben, mit denen Ihr kämpfen könnt. Nun, das einzige, was diese erbärmlich unabhängigen Bastarde dazu bringen wird, sich zu vereinigen, seid Ihr.«
    »Das weiß ich«, entgegnete Ta-Kumsaw.
    »Ihr habt mir eine Armee von zehntausend Roten versprochen, Ta-Kumsaw. Statt dessen höre ich ständig von einer Stadt mit zehntausend Quäkern!«
    »Es sind keine Quäker.«
    »Wenn sie dem Krieg abschwören, läuft das auf dasselbe heraus.« Plötzlich klang Napoleons Stimme weich, liebevoll und eindringlich. »Ta-Kumsaw, ich brauche Euch, ich bin von Euch abhängig, laßt mich nicht im Stich.«
    Ta-Kumsaw lachte. Napoleon hatte schon vor langer Zeit gemerkt, daß seine Tricks zwar auf Weiße wirkten, aber nicht halb so gut auf Rote, und auf Ta-Kumsaw schon gar nicht.
    »Ihr macht Euch nichts aus mir, und ich mache mir nichts aus Euch«, versetzte Ta-Kumsaw. »Ihr wollt eine Schlacht und einen Sieg, damit Ihr als Held nach Paris zurückkehren könnt. Ich will eine Schlacht und einen Sieg, damit ich das Entsetzen in die Herzen der Weißen tragen und eine noch größere Armee von Roten unter mein Kommando bringen kann. Dann wollen wir das Land südlich von hier überrennen und die Engländer über die Berge zurücktreiben. Eine Schlacht, ein Sieg – deshalb arbeiten wir zusammen, und wenn das erledigt ist, werde ich nie wieder an Euch denken, und Ihr werdet nie mehr an mich denken.«
    Napoleon war zwar wütend, doch er lachte. »Zur Hälfte stimmt das sogar«, meinte er. »Ich werde mir zwar nichts mehr aus Euch machen, aber an Euch denken werde ich doch. Ich habe von Euch gelernt, Ta-Kumsaw. Daß die Liebe zu ihrem Befehlshaber seine Männer besser kämpfen läßt als die Liebe zu ihrem Land; und die Liebe zum Land besser als die Hoffnung auf Ruhm; und die Hoffnung auf Ruhm besser als Plünderung; und Plünderung besser als Lohn. Am besten aber ist es, für eine Sache zu kämpfen. Für einen großen und edlen Traum. Ich habe immer die Liebe meiner Männer besessen. Sie wären für mich gestorben. Für eine Sache aber würden sie sogar ihre Frauen und Kinder sterben lassen und meinen, daß der Preis nicht zu hoch sei.«
    »Wie habt Ihr das von mir lernen wollen?« fragte Ta-Kumsaw. »Das ist die Rede meines Bruders, aber nicht die meine.«
    »Eures Bruders? Ich dachte, der wäre der Meinung, daß es sich für nichts zu sterben lohne.«
    »Nein, mit dem Sterben ist er sehr großzügig. Nur vom Töten will er nichts wissen.«
    Napoleon lachte, und Ta-Kumsaw fiel in dieses Lachen ein. »Ihr habt recht. Wir sind keine Freunde. Aber ich mag Euch. Mich verwundert jedoch etwas. Wenn Ihr gesiegt habt und alle weißen Männer verschwunden sind, wollt Ihr dann wirklich fortgehen und alle Stämme so gewähren lassen wie vorher, stark und uneins?«
    »Glücklich. Das waren wir vorher. Viele Stämme, viele Sprachen, aber ein einziges, lebendiges Land.«
    »Stark«, sagte Napoleon wieder. »Wenn ich mein ganzes Land einmal unter meine Fahne vereinigt habe, Ta-Kumsaw, dann werde ich es so lange und so fest vereinigt halten, bis daraus ein großes Volk geworden ist, ein großes und starkes Volk. Und sollte ich das jemals tun, dann könnt Ihr Euch auf eins verlassen: Dann werden wir zurückkehren und Euch Euer Land nehmen, wie wir uns alle anderen Länder auf der Erde nehmen werden. Verlaßt Euch darauf.«
    »Das liegt daran, daß Ihr böse seid, General Bonaparte. Ihr wollt alles Eurem Gehorsam unterwerfen, alles und jeden.«
    »Das ist doch nicht böse, törichter Wilder! Wenn alle mir

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