Der Rote Sarg
Kropotkin schon lange, ich kenne Typen wie ihn. Er will dieses Land in Flammen aufgehen sehen.«
»Dann soll es in Flammen aufgehen«, erwiderte Maximow. »Ich habe keine Angst.«
Als Pekkala das hörte, packte ihn die Wut. Er stürzte sich auf Maximow, fasste ihn am Kragen, zog ihn hoch und stieß ihn gegen die nächste Wand.
Stöhnend sackte Maximow zu Boden.
»Haben Sie völlig den Verstand verloren? Ist Ihnen nicht klar, dass Sie nicht der Einzige sein werden, der in den Flammen umkommt?«, schrie Pekkala. »Kropotkin ist es egal, wer stirbt oder überlebt! Aber das ist der Unterschied zwischen ihm und Ihnen. Es gibt Menschen, die Ihnen etwas bedeuten und die noch mehr leiden werden als Sie. Jelena zum Beispiel. Und Konstantin. Er ist schon verhaftet.«
»Pekkala, hören Sie«, sagte Maximow und massierte sich den Hinterkopf. »Er hat mit der Gilde nichts zu schaffen. Sie haben kein Recht, ihn für etwas zu verhaften, von dem er gar nichts gewusst hat.«
»Ich habe ihn verhaftet«, sagte Pekkala, »weil er seinen Vater getötet hat.«
Maximow erstarrte und wurde leichenblass. »Was?«
»Wer soll denn Ihrer Meinung nach Oberst Nagorski erschossen haben?«
»Das weiß ich nicht!«, antwortete Maximow. »Wir jedenfalls nicht. Das weiß ich. Es könnte jeder gewesen sein. Fast jeder, der Nagorski gekannt hat, hat den Dreckskerl irgendwann auch gehasst. Aber es kann nicht Konstantin gewesen sein!«
»Wie hätte er sonst reagieren sollen nach dem Brief, den Sie ihm geschrieben haben?«
»Welchen Brief? Wovon zum Teufel reden Sie überhaupt?«
»Von dem Brief, den Sie ihm zum Geburtstag geschickt haben und in dem Sie davon sprechen, dass sich seine Eltern trennen wollen.«
»Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Ich habe ihm keinen Brief geschrieben, und wenn, dann hätte ich ihm bestimmt nicht auf die Nase gebunden, dass sich seine Eltern trennen. Der arme Junge war doch sowieso schon schrecklich durcheinander. Warum sollte ich es ihm noch schwerer machen, noch dazu an seinem Geburtstag?«
»Wie erklären Sie sich dann das?« Pekkala faltete den Brief auseinander, ging zu dem immer noch an der Wand kauernden Maximow und hielt ihm das Blatt hin.
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Maximow den Brief. »Das ist nicht meine Handschrift.«
»Wessen dann? Und warum ist er mit Ihrem Namen unterschrieben?«
»Ich …« Maximow war sichtlich verwirrt. »Ich weiß es nicht.«
»Wer außer Ihnen und den Nagorskis hat noch gewusst, dass sie sich trennen wollten?«
»Was sollte damit bezweckt werden …?«, fragte Maximow. Plötzlich riss es ihn herum. »Zeigen Sie mir noch mal den Brief!«
Pekkala reichte ihn ihm.
Maximow besah ihn sich noch mal genau. »O nein«, flüsterte er und hob langsam die Hand. »Das ist Kropotkins Handschrift.«
»Was haben Sie ihm über die Nagorskis erzählt?«
»Nur dass ich sie nicht dabeihaben wollte. Ich wusste von der bevorstehenden Trennung. Nagorski und seine Frau wollten es geheimhalten. Konstantin ging es sowieso schon schlecht genug. Hätte er erfahren, wie es um seine Eltern stand, hätte es ihm endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen.«
»Wusste Kropotkin von Jelenas Affäre mit Lew Zalka?«
»Nein«, erwiderte Maximow, »nur dass sich Nagorski von seiner Frau scheiden lassen wollte.«
»Nach allem, was Sie Kropotkin erzählt haben, hat er vielleicht angenommen, dass er den Jungen zu der Tat anstacheln könnte. Dadurch konnte er nicht nur einen T-34 stehlen, sondern dessen Erfinder gleich noch mit dazu loswerden.«
»Aber wie ist Konstantin an die Waffe gekommen?«
»Er hatte die PPK seines Vaters. Er hat damit auf mich geschossen. Aber eigentlich, Maximow, hatte er es auf Sie abgesehen.«
»Auf mich? Warum? Er weiß doch, dass ich ihm nie Schaden zufügen würde. Und seiner Mutter auch nicht.«
»Ich glaube Ihnen, Maximow, dass die beiden Ihnen wichtig sind. Wären Sie nüchtern aufgetaucht, hätten Sie Ihr Anliegen vielleicht etwas überzeugender vortragen können. Stattdessen haben Sie den beiden nur einen Heidenschreck eingejagt.«
»Was geschieht jetzt mit ihm?«, fragte Maximow immer noch völlig fassungslos.
»Konstantin ist des Mordes schuldig. Sie wissen, was das heißt.«
»Kropotkin hat mir hoch und heilig geschworen, dass die beiden nicht mit hineingezogen werden«, flüsterte Maximow.
»Dann helfen Sie mir, ihn aufzuhalten«, sagte Pekkala. »Kropotkin hat Sie hintergangen. Sie können von mir halten, was Sie wollen, aber
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