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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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ich habe Sie bislang nicht übers Ohr gehauen.«
    Es dauerte etwas, bis Maximow darauf antwortete. »Wenn ich Ihnen helfe, werden Sie sich dann dafür einsetzen, dass Konstantin nicht ins Gefängnis muss? Oder Schlimmeres mit ihm passiert?«
    »Ich werde für den Jungen tun, was ich kann. Aber Sie haben sich des Mordes und des Hochverrats schuldig gemacht, ganz davon zu schweigen, dass Sie versucht haben, mich zu erschießen …«
    »Ich brauche Ihre Hilfe nicht, Pekkala. Es reicht mir, wenn Sie sich um Konstantin kümmern.«
    »Versprochen«, sagte Pekkala.
    Maximow wollte etwas sagen, zögerte dann aber, als könnte er sich nicht dazu durchringen, Kropotkin zu verraten – gleichgültig, was dieser ihm angetan hatte.
    »Maximow«, ermahnte Pekkala ihn sacht.
    Sein Name schien ihn aus seiner Lethargie zu reißen.
    »Kropotkin ist unterwegs zu einem Ort namens Rusalka an der polnischen Grenze. Es handelt sich um ein großes Waldgebiet. Ich kann es Ihnen auf der Karte zeigen. Wie wollen Sie ihn aufhalten?«
    »Ein Panzer kann durch einen anderen Panzer gestoppt werden«, sagte Pekkala. »Auch wenn es ein T-34 ist, dann schicken wir eben eine ganze Division, um ihn zu stoppen.«
    »Genau das wäre in Kropotkins Interesse. Ein plötzlicher Truppenaufmarsch an einem sonst ruhigen Grenzabschnitt kann von den Polen nur auf eine Weise aufgefasst werden. Und wenn es jenseits der Grenze zu Kämpfen kommt, werden die Deutschen das sofort als aggressiven Akt sehen.«
    »Dann werden wir allein dorthin müssen«, sagte Pekkala.
    »Was? Nur wir beide?« Maximow lachte. »Und angenommen, wir finden ihn wirklich! Was dann? Wollen Sie am Panzer anklopfen und Kropotkin befehlen, herauszukommen? Pekkala, ich werde Ihnen helfen, aber ich kann keine Wunder wirken …«
    »Nein«, unterbrach Pekkala, »aber Sie sind ein Attentäter, worüber ich momentan gar nicht so unglücklich bin.«

    Pekkala ließ Maximow in der Obhut eines Wachpostens und machte sich auf die Suche nach Gorenko.
    Gorenko und Konstantin saßen in der Hauptfertigungshalle einträchtig auf zwei Munitionskisten wie zwei Männer, die auf den Bus warten. Die Handschellen hingen so lose an Konstantins Handgelenken, dass der Junge sie ohne weiteres hätte abstreifen können, wenn er gewollt hätte.
    »Gibt es irgendwas, mit dem man einen T-34 zerstören kann?«, fragte Pekkala.
    »Na ja«, antwortete Gorenko. »Das hängt davon ab …«
    »Ich brauche sofort eine Antwort.«
    »Gut«, erwiderte er widerstrebend. »Es gibt eine Waffe, an der wir noch arbeiten.« Er führte Pekkala in eine Ecke des Gebäudes und zeigte auf etwas unter einer Plane. »Hier!« Gorenko entfernte die Abdeckung. Zum Vorschein kam eine lange Holzkiste mit Haltegriffen. Die Kiste war frisch mit russischer Armeefarbe – einem Braunton wie der eines verfaulenden Apfels – gestrichen. »Keiner darf davon wissen.«
    »Machen Sie sie auf!«
    Gorenko ging auf die Knie, ließ die Riegel aufschnappen und hob den Deckel an. Drinnen lag eine dünne Eisenröhre. Pekkala begriff erst auf den zweiten Blick, dass er eine Art Gewehr vor sich hatte. Ein geschwungenes wulstförmiges Polster an einem Ende schien so etwas wie eine Schulterstütze zu sein, ein weiteres Polster seitlich diente wahrscheinlich dazu, das Gesicht des Soldaten zu schützen, wenn die Waffe abgefeuert wurde. Davor war ein großer Pistolengriff angebracht, ein Metallbügel schützte den Abzug. Auf etwa der halben Länge der Röhre war die Waffe mit einem Tragegriff versehen, ein Zweibein diente der Stabilisierung. An einem Ende des Laufs war ein abgekantetes Metallteil befestigt, das als Mündungsfeuerdämpfer fungierte, wie Pekkala annahm. Die ganze Waffe sah plump und unzuverlässig aus – und hatte ganz und gar nichts mit den sauber ineinandergreifenden Teilen seines Webley-Revolvers oder dem diffizilen Aufbau von Nagorskis PPK zu tun.
    »Was ist das?«, fragte Pekkala.
    »Das«, antwortete Gorenko und konnte seinen Stolz auf seine Erfindung nicht verbergen, »ist das PTR, das Protiwotankowoje Ruschjo. Das Panzergewehr.«
    »Bei der Namensgebung hat Sie wohl die Fantasie verlassen?«, sagte Pekkala.
    »Stimmt, das ist nicht so meine Sache«, erwiderte Gorenko. »Ich habe sogar eine Katze, die Katze heißt.«
    Pekkala deutete auf das Gewehr. »Und das soll einen Panzer aufhalten?«
    Gorenko griff zu einem grünen Metallbehälter, der in der Holzkiste lag. »Um genau zu sein, Inspektor«, sagte er, öffnete den Behälter und nahm eine der

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