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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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Wohin ist er gebracht worden? Erleichtern Sie Ihr Gewissen.«
    »Gewissen?«, fauchte Maximow. »Sie sind derjenige, der sein Gewissen erforschen sollte. Sie haben einen Eid geschworen, dem Zaren zu dienen, und nur weil er tot ist, heißt das noch lange nicht, dass der Eid nicht mehr gilt.«
    »Da haben Sie recht«, stimmte Pekkala zu. »Ich habe einen Eid geschworen, und genau das, was ich geschworen habe, mache ich jetzt.«
    »Dann tun Sie mir leid, Pekkala. Während Sie nämlich mit mir hier Ihre Zeit verschwenden, besiegelt ein alter Freund von Ihnen das Schicksal dieses Landes.«
    »Sie täuschen sich«, sagte Pekkala. »Alle meine alten Freunde sind tot.«
    »Dieser hier nicht!«, lachte Maximow. »Nicht Alexander Kropotkin.«
    Pekkala sah ihn vor sich, das kantige Kinn, das leicht verbissene Lächeln, die gebeugten Schultern. »Nein«, flüsterte Pekkala. »Das kann nicht sein. Er hat mich vor kurzem um eine Stelle bei der Polizei gebeten.«
    »Um eine Stelle gebeten? Nein, Pekkala, er hat Ihnen die Möglichkeit eingeräumt, für uns zu arbeiten. Die Weiße Gilde könnte jemanden wie Sie gut gebrauchen.«
    Es dauerte etwas, bis er die Bedeutung der Worte erfasste. »Die Gilde?«
    »Richtig. Aber er sagte, die Kommunisten hätten Sie fest an der Kandare. Das unbestechliche Smaragdauge hat sich kaufen lassen!«
    In Pekkalas Kopf drehte sich alles, als er an sein letztes Gespräch mit Kropotkin dachte. Er hatte alles vollkommen missverstanden. »Wie haben Sie Kropotkin gefunden?«
    »Ich habe ihn nicht gefunden«, antwortete Maximow. »Er hat mich gefunden. Kropotkin hat entdeckt, dass die Weiße Gilde nichts anderes ist als eine Scheinorganisation, um Stalins Feinde anzulocken und sie unschädlich zu machen. Er hat beschlossen, die Weiße Gilde umzudrehen und gegen die Kommunisten zu wenden.«
    »Sie haben die Agenten umgebracht, oder?«
    »Ja, und er hat mir auch befohlen, Sie zu töten. Das hätte ich auch getan, wäre nicht Bruno dazwischengekommen.«
    »Sie waren der Attentäter vor dem Café Tilsit … Aber warum?«
    »Kropotkin wollte Ihnen noch eine letzte Chance geben. Er hat jeden Tag im Café gewartet und gewusst, dass Sie auftauchen würden. Als Sie sein Angebot ausschlugen, rief er mich an. Ich fuhr mit dem Motorrad zum Café, und als ich Sie auf dem Boden liegen sah, dachte ich, Sie wären tot. Erst später habe ich erfahren, dass Sie noch am Leben sind. Aus den Wohnungen der Agenten, die wir umgebracht haben, konnten wir so viele Waffen und Munition stehlen, dass wir noch Monate damit versorgt sind. Wir sind sogar im Besitz eines nagelneuen deutschen Motorrads, das einer der Agenten mitten in seinem Wohnzimmer geparkt hatte! Das habe ich benutzt, als ich auf Sie geschossen habe. Dann hatte Kropotkin die Idee, einen T-34 zu stehlen. Bis man dahinterkäme, was geschah, wäre es schon zu spät.«
    »Zu spät wofür?«
    »Um den Krieg, den wir erklären werden, noch aufzuhalten.«
    War Maximow völlig verrückt geworden? »Sie können vielleicht ein paar Regierungsagenten ermorden, aber glauben Sie wirklich, die Weiße Gilde kann das ganze Land stürzen?«
    »Nein«, erwiderte Maximow. »Aber das Deutsche Reich kann es. Die Deutschen warten nur auf einen Vorwand, um einzumarschieren. Wir müssen ihnen also nur einen entsprechenden Grund liefern. Und was für einen besseren Grund gäbe es als einen Angriff auf Polen mit der neuesten, gefährlichsten Waffe der Sowjetunion? Wenn wir Polen angreifen, halten die Deutschen das für einen aggressiven Akt gegen den Westen. Mehr Grund brauchen sie nicht.«
    »Wie viel Schaden kann ein einziger Panzer schon anrichten?«
    »Kropotkin hat eine Stelle ausgesucht, wo die Polen nur eine Kavallerieeinheit stationiert haben. Ein Panzer kann eine ganze Brigade auslöschen.«
    »Aber ist Ihnen nicht klar, was die Nazis mit diesem Land anstellen, sollte es zu einer Invasion kommen? Wir sind auf einen Krieg noch nicht vorbereitet.«
    »Kropotkin sagt, je schneller wir besiegt werden, umso weniger Blutvergießen wird es geben.«
    »Das ist eine Lüge, Maximow! Sie haben vielleicht einen Eid auf den Zaren abgelegt, aber glauben Sie wirklich, dass er das gewollt hätte? Sie setzen damit etwas in Gang, was Sie nicht mehr kontrollieren können. Die Deutschen werden nicht nur die Kommunisten stürzen. Sie werden das ganze Land verwüsten.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Aber Kropotkin glaubt es! Sie meinen, Sie würden beide für dieselbe Sache kämpfen, aber ich kenne

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