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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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sprang.
    »Dann war es also kein Unfall?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete Pekkala. »Hatte Nagorski Feinde?«
    »Lassen Sie es mich so sagen, Inspektor«, erwiderte er. »Sie werden hier schwerlich jemanden finden, der nicht schlecht auf ihn zu sprechen ist. Der Dreckskerl hat uns alle wie Sklaven schuften lassen. Aber in den Entwicklungsberichten wurden unsere Namen nie erwähnt. Alles war immer nur sein Verdienst. Genosse Stalin denkt wahrscheinlich, Nagorski hat den Panzer ganz allein gebaut.«
    »Gibt es jemanden, der so schlecht auf ihn zu sprechen ist, dass er ihn möglicherweise umbringen wollte?«
    Uschinskij wischte die Worte weg wie jemand, der sich Spinnweben aus dem Gesicht streicht. »Keiner von uns hätte ihm auch nur ein Haar gekrümmt.«
    »Und warum?«, fragte Pekkala.
    »Auch wenn es keinem gefiel, wie Nagorski uns behandelt hat, das Konstantin-Projekt ist trotzdem das Wichtigste in unserem Leben. Ohne Nagorski wäre das Projekt nie realisiert worden. Ich weiß, es ist schwer nachzuvollziehen, aber was Ihnen wie die Hölle erscheint«, und damit hob er die Arme, als wollte er den T-34 samt dem weitläufigen Erprobungsgelände umfassen, »ist für uns das Paradies.«
    Pekkala atmete aus. »Wie kann man es in so einem Ding aushalten? Was passiert, wenn etwas schiefläuft? Wie kommt die Besatzung wieder raus?«
    Uschinskijs Lippen zuckten, als ließe er sich auf dieses Thema nur ungern ein. »Sie sind nicht der Einzige, der diese Fragen stellt, Inspektor. Die Panzerbesatzung ist im Fahrzeug gut geschützt, wird der Rumpf aber zerstört – sagen wir, durch ein Geschoss –, dann ist es äußerst schwierig, aus dem Panzer wieder rauszukommen.«
    »Können Sie das nicht ändern? Könnten Sie das der Besatzung nicht erleichtern?«
    »Doch, doch. Das wäre schon möglich, aber Nagorski hat den T-34 in Hinblick auf optimale Leistung entworfen. Es ist eine ganz simple Gleichung, Inspektor. Solange der T-34 funktioniert, ist es wichtig, diejenigen zu schützen, die in ihm sind. Wird das Fahrzeug im Kampf aber außer Gefecht gesetzt, hat es ausgedient. Und diejenigen, die sich darin befinden, sind damit überflüssig geworden. Die Testfahrer haben dem Panzer bereits einen Namen gegeben.«
    »Der lautet?«
    »Sie nennen ihn den Roten Sarg, Inspektor.« Uschinskijs Stimme wurde vom Panzer übertönt, als Gorenko den Motor anließ.
    Pekkala und Uschinskij traten zurück. Die Ketten setzten sich in Bewegung und schleuderten einen Schlamm- und Wasserschwall auf, bevor sie festen Halt fanden und der T-34 langsam aus dem Krater kroch. Einen Augenblick lang schien es, als wollte das Fahrzeug wieder nach hinten rutschen, aber dann war das Krachen des Getriebes zu hören, und der Panzer machte einen Satz nach vorn. Oben angekommen, kuppelte Gorenko aus, bevor er den Motor abstellte. Eine Abgaswolke stieg in den Himmel.
    Die einsetzende Stille dröhnte fast ebenso in den Ohren wie eben noch die Motorengeräusche.
    Gorenko kletterte heraus und sprang mit flatterndem Mantel auf den Boden. Er trat zu Pekkala und Uschinskij am Rand des Kraters. Schweigend starrten die Männer ins aufgewühlte Wasser.
    Regentropfen prasselten auf die Wasseroberfläche, so dass der Tote zunächst kaum zu erkennen war. Aber dann, wie ein Gespenst, das aus dem Nebel auftaucht, trieb der Leichnam von Oberst Nagorski langsam nach oben. Der Regen hämmerte auf seinen schweren Leinwandmantel, der das Einzige zu sein schien, was den Körper noch zusammenhielt. Die gebrochenen Beine trudelten wie zwei Schlangen dem zerstörten Torso hinterher, und die Hände waren auf obszöne Ausmaße angeschwollen, da das Gewicht der Ketten die Körperflüssigkeiten in die Extremitäten gepresst hatte, so dass die Fingerspitzen aufgeplatzt waren wie abgetragene Handschuhe. Durch eine Unebenheit im weichen Boden war Nagorskis Gesicht zur Hälfte irgendwie erhalten geblieben, der Rest war durch die Ketten zermalmt worden.
    Wie gelähmt starrte Uschinskij auf den Toten. »Es war alles umsonst«, sagte er. »Alles, wofür wir gearbeitet haben.«
    Gorenko fasste sich als Erster und schlitterte in den Krater, um den Leichnam herauszuholen. Das Wasser stand ihm bis zur Brust. Er hob Nagorski hoch und mühte sich wankend an den Rand der Grube.
    Pekkala packte Gorenko an den Schultern und half ihm heraus. Vorsichtig legte Gorenko den toten Oberst auf den Boden.
    Erst jetzt, als der Leichnam vor ihm lag, schien auch Uschinskij aus seiner Trance zu erwachen. Trotz der

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