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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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am Antriebsmechanismus gearbeitet. Das Einfach-Untersetzungsgetriebe besitzt eine gepanzerte Aufhängung …«
    Unwillkürlich gingen Gorenkos Hände wieder zur Brust seines Mantels, wo er den Schlamm verrieb.
    »Hören Sie endlich auf damit!«, schrie Uschinskij.
    »Der Mantel ist nagelneu«, murmelte Gorenko. »Ich habe ihn erst gestern gekauft.«
    »Der Boss ist tot!« Uschinskij packte Gorenko an den Handgelenken. »Will das denn nicht in Ihren Schädel?«
    Beide Männer schienen unter Schock zu stehen. Pekkala kannte solches Verhalten zur Genüge. »Wann ist Ihnen klargeworden, dass etwas nicht stimmt?«, fragte er geduldig ein zweites Mal und versuchte, sie wieder aufs Thema zu lenken.
    »Ich war draußen und habe eine Zigarette geraucht …«, begann Uschinskij.
    »In der Fabrik ist das Rauchen nämlich verboten«, unterbrach Gorenko.
    »Sparen Sie sich Ihren Kommentar, ich kann sehr gut allein erzählen!«, brüllte Uschinskij und stieß Gorenko den Finger gegen die Brust.
    Gorenko taumelte nach hinten und verlor beinahe das Gleichgewicht. »Lassen Sie das!«, blaffte er.
    »Ich habe gesehen, dass Nummer 3 halb im Schlamm versunken war«, fuhr Uschinskij fort. »Da dachte ich mir: Sieh an, was der Oberst wieder treibt. Er hat den Panzer versenkt. Ich ging davon aus, dass er es absichtlich getan hat, weil er sehen wollte, was passiert. Das sah ihm ähnlich. Ich habe gewartet, ob er es schafft, ihn wieder flottzubekommen, aber dann dämmerte mir langsam, dass etwas nicht in Ordnung war.«
    »Was hat Sie zu dieser Vermutung veranlasst?«, fragte Pekkala.
    »Zum einen lief der Motor nicht. Nagorski hätte unter solchen Umständen niemals den Motor ausgestellt, auch nicht bei einer Erprobung. Der Panzer könnte sonst vollends im Schlamm versinken. Würde Wasser in den Motorraum fließen, wäre der gesamte Antriebsstrang ruiniert. Sogar Nagorski würde so ein Risiko nicht eingehen.«
    »Noch was?«
    »Ja. Die Turmluke stand offen, und es schüttete wie aus Kübeln. Er hätte die Luke geschlossen. Und schließlich war von Nagorski weit und breit nichts zu sehen.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich habe Gorenko geholt«, sagte Uschinskij.
    Gorenko nahm dies als Zeichen, dass er nun reden durfte. »Wir sind zusammen rausgegangen und haben uns die Sache angesehen«, erklärte er.
    »Erst haben wir einen Blick in den Panzer geworfen«, sagte Uschinskij. »Er war leer.«
    »Dann habe ich die Leiche unter der Kette entdeckt«, fügte Gorenko hinzu. »Wir sind so schnell wie möglich zurück und haben Hauptmann Samarin alarmiert, den befehlshabenden Offizier der Sicherheitsabteilung. Zusammen sind wir dann wieder zum Panzer, und Samarin hat uns gesagt, wir sollen hier bleiben.«
    »Und nichts anfassen.«
    »Dann ist er fort, um einen Arzt und einen Krankenwagen zu holen.«
    »Und seitdem sind wir hier«, sagte Gorenko und schlang sich die Arme um die Brust.
    »Sollten wir ihn nicht da rausziehen?« Uschinskij sah zur Hand des Obersts, die in dem vom Wind aufgewühlten Wasser zu zittern schien.
    »Noch nicht«, erwiderte Pekkala. »Bevor ich nicht alles untersucht habe, sollten wir uns nicht an den Beweismitteln zu schaffen machen.«
    »Es fällt mir schwer, den Oberst als solches zu sehen«, murmelte Gorenko. »Als Beweismittel.«
    Die Zeit würde kommen, da Nagorskis Leichnam der ihm gebührende Respekt erwiesen würde, wie Pekkala wusste. Im Moment aber war der Tote zusammen mit dem Schlamm, in dem er lag, und dem Eisen, das ihm das Leben herausgequetscht hatte, nur ein Teil einer Gleichung. »Wenn Nagorski allein hier draußen war«, fragte Pekkala, »wie hat er dann unter das Fahrzeug geraten können? Haben Sie irgendeine Vorstellung?«
    »Das haben wir uns auch schon gefragt«, sagte Uschinskij.
    »Es ist uns absolut schleierhaft«, pflichtete Gorenko bei.
    »Sie waren im Panzer, nachdem Sie hier rausgekommen sind?«, fragte Pekkala.
    »Nur, um nachzusehen, ob er leer ist.«
    »Können Sie mir den Fahrerplatz zeigen?«
    »Natürlich«, erwiderte Gorenko.
    Pekkala setzte am Heck den Fuß auf eines der Laufräder und versuchte, sich über die Flanke des Panzers nach oben zu hangeln, verlor dabei aber das Gleichgewicht und landete mit ausgebreiteten Armen im Wasser. Bis er sich wieder aufgerappelt hatte, war Gorenko nach vorn gegangen und hatte den Fuß auf eine Schäkelhalterung an der Wanne und anschließend auf die Kettenabdeckung gesetzt. »Immer vorn aufsteigen, Inspektor. So wie ich es mache!« Er kletterte

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