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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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auf den Turm, öffnete die Luke und ließ sich hinein.
    Pekkala folgte; sein klatschnasser Mantel hing ihm schwer am Leib, mit den ruinierten Schuhen rutschte er immer wieder von den schrägen Seiten ab. Seine Finger tasteten sich von Haltepunkt zu Haltepunkt, bis er schließlich ebenfalls auf dem Turm war und in den beengten Innenraum spähte.
    »Wie viele Leute passen hier rein?«, fragte er.
    »Vier«, erwiderte Gorenko, der zu ihm hinaufschaute.
    Pekkala kam es so vor, als wäre noch nicht einmal genügend Platz für ihn und Gorenko, geschweige denn für zwei weitere Männer.
    »Alles in Ordnung, Inspektor?«
    »Ja. Warum?«
    »Sie sehen ein bisschen blass aus.«
    »Alles in Ordnung«, log Pekkala.
    »Na«, sagte Gorenko, »dann kommen Sie mal rein.«
    Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Pekkala hinunter.
    Das Erste, was ihm auffiel, als sich seine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, war der Geruch neuer Farbe, der sich mit Dieselgestank vermischte. Der Innenraum kam ihm jetzt, nachdem er drinnen war, noch bedrängender vor als von draußen. Es war, als wäre man in einem Grab. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Seit seiner Kindheit, seitdem sein Bruder Anton ihn einmal aus Spaß in den Krematoriumsofen ihres Vaters gesperrt hatte, litt er unter Platzangst.
    »Das hier ist der Kampfraum«, sagte Gorenko, der in der vorderen rechten Ecke auf einem direkt an der Seitenwand befestigten Sitz kauerte und sich gegen die separate Rückenstütze lehnte, die halbkreisförmig aus der Wand ragte. Gorenko deutete auf einen gleichen Sitz links im Kampfraum. »Bitte«, sagte er mit der Herzlichkeit eines Mannes, der jemanden in sein Wohnzimmer einlädt.
    Pekkala zwängte sich auf den Sitz.
    »Sie sitzen auf dem Platz des Ladeschützen«, erklärte Gorenko. »Ich auf dem des Kommandanten.« Er streckte ein Bein aus und setzte den Absatz auf einen riesigen Munitionskasten, der die gesamte Seite des Kampfraums einnahm. Jede Granate war mit einem leicht zu öffnenden Klappverschluss gesichert.
    »Sie sagten, der Motor lief nicht, als Sie ihn gefunden haben.«
    »Richtig.«
    »Heißt das, dass ihn jemand ausgestellt hat?«
    »Das nehme ich doch an.«
    »Kann man das irgendwie nachprüfen?«
    Gorenko sah zum Fahrerplatz, einem noch beengteren Bereich unmittelbar vor dem Kampfraum. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die Steuerhebel, Schaltknüppel und Pedale. »Ah«, sagte er, »ich habe mich getäuscht. Der erste Gang ist noch eingelegt. Der Motor muss abgewürgt worden sein.«
    »Jemand hat ihn also gefahren?«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Gorenko. »Aber mit Gewissheit sagen kann ich das nicht. Vielleicht ist der Gang von allein reingesprungen.«
    »Ich habe schon gehört, dass der Gang rausspringt«, sagte Pekkala, »aber noch nie, dass er von allein reinspringt.«
    »Diese Fahrzeuge sind noch nicht fertig, Inspektor. Sie machen manchmal Sachen, die sie nicht tun sollen.«
    Alles in Pekkala schrie danach, wieder ins Freie zu kommen. Er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. »Fällt Ihnen noch etwas Ungewöhnliches auf?«
    Gorenko sah sich um. »Alles ist so, wie es sein sollte.«
    Pekkala hatte gesehen, was er sehen musste. Es war an der Zeit, Nagorskis Leichnam zu bergen. »Können Sie diese Maschine fahren?«
    »Natürlich«, erwiderte Gorenko. »Aber ob sie aus diesem Loch von allein wieder rauskommt, ohne abgeschleppt werden zu müssen, ist eine andere Frage. Das hat Nagorski wahrscheinlich herausfinden wollen.«
    Pekkala nickte. »Wollen Sie es probieren?«
    »Gewiss, Inspektor. Aber warten Sie lieber draußen. Schwer zu sagen, was passiert, wenn ich die Ketten in Bewegung setze. Vielleicht sinkt er noch tiefer ein, und dann wird der Innenraum überflutet. Geben Sie mir eine Minute, bis ich die Anzeigen überprüft habe, und halten Sie gehörig Abstand, wenn ich den Motor anlasse.«
    Gorenko quetschte sich in den winzigen Fahrersitz, und Pekkala kletterte nach oben. Schmerzhaft stieß er mit der breiten Schulter gegen den Rand der Turmluke, und als er sich am Eisengriff vor der Luke festhielt, ging ihm die Härte und Kälte des Fahrzeugs durch und durch. Er war froh, herauszukommen, auch wenn das bedeutete, dass er wieder im Regen stand.
    Uschinskij hielt sich vor dem Panzer auf und rauchte, die Hand über die glühende Zigarettenspitze gewölbt, um sie vor Wind und Regen zu schützen.
    »Gorenko sagt, der Gang sei noch eingelegt gewesen«, sagte Pekkala, als er neben Uschinskij in den Schlamm

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