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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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diagonal abgesägter Spitze erkannte. Das Rohr war mit Ranken an den Stamm eines nach hinten gebogenen Schösslings gebunden gewesen und durch das Gewicht von Samarins Fuß ausgelöst worden.
    Die Handgranate hatte nur dazu gedient, den Blick von der eigentlichen, zwischen dem Laub versteckten Gefahr abzulenken.
    Das zugespitzte Rohr hatte Samarin mitten in der Brust getroffen, durch die Gewalt des Aufpralls war er gegen den Baumstumpf geschleudert worden. Das mürbe, verfaulte Holz war in alle Richtungen auseinandergeplatzt, glänzend schwarze Ameisen, zangenbewehrte Ohrwürmer und Bohrasseln wuselten aus den staubigen Überresten, schwärmten über Samarins Schultern, wanderten über die Arme hinab und hinaus auf die Laufgänge der Finger.
    Samarin lebte noch und stierte vor sich hin. Dann geschah etwas mit seinen Augen, plötzlich ähnelten sie denen einer Katze, dann war er tot.
    Es hatte aufgehört zu regnen. Aus der aufgerissenen Wolkendecke fielen die Sonnenstrahlen schräg durch die Baumwipfel und tauchten alles in ein kupferrotes Licht.
    »Wo zum Teufel steckt Maximow?«, fragte Kirow. »Warum hilft er uns nicht?«
    »Ist sowieso schon zu spät«, erwiderte Pekkala. »Wir haben den Typen verloren.« Erneut sah er zur Stelle, wo der Flüchtende verschwunden war, und wieder war ihm, als hätten sie nicht einen Menschen verfolgt, sondern etwas Übernatürliches, ein Wesen, das über den Boden schweben, das den Fallen entgehen und sich zwischen den dichten Zweigen einfach in Luft auflösen konnte.
    Die beiden Männer wandten sich wieder Samarin zu. Nur mit Gewalt gelang es ihnen, ihn vom Baumstumpf zu lösen. Pekkala setzte dem Toten den Stiefel auf die Schulter und riss ihm das Rohr aus der Brust.
    Zusammen trugen sie Samarins Leichnam zurück zur Straße. Maximow wartete immer noch dort auf sie, wo sie ihn zurückgelassen hatten.
    Der Leibwächter starrte kurz auf die Leiche, hob den Kopf und sah Pekkala in die Augen, sagte aber kein Wort.
    Kirow machte seiner Verärgerung Luft. »Warum haben Sie uns nicht geholfen?«, blaffte er und baute sich vor Maximow auf.
    »Ich weiß, was im Wald ist«, erwiderte Maximow. Seine Stimme verriet nicht die geringste Regung.
    »Er hat es auch gewusst!« Kirow deutete auf Samarins Leiche. »Er hat es auch gewusst, und ist trotzdem mitgekommen.«
    Langsam wandte Maximow den Kopf, bis er den toten Samarin vor sich hatte. »Ja, er hat es gewusst«, sagte er.
    »Was ist los mit Ihnen?«, brüllte Kirow. »Hatten Sie Angst?«
    Maximow erschauderte bei der Beleidigung, als würde der Boden unter ihm erzittern. »Es gibt bessere Tage, um dem Land zu dienen, Genosse Kommissar. Man muss sein Leben nicht bei der erstbesten Gelegenheit wegwerfen.«
    »Ihr könnt das später unter euch ausmachen«, mischte sich Pekkala ein. »Wir bekommen Gesellschaft.«
    Ein Armeelaster mit NKWD-Kennzeichen kam die Straße entlang. Die Leinwandplane war aufgezogen. Der Fahrer sah zu ihnen herüber, als er sie passierte, erkannte Samarin und wandte sich dem Beifahrer zu, um ihm etwas zu sagen.
    Der Laster hielt vor der Anlage. Bewaffnete Männer mit den blau-roten NKWD-Schirmmützen sprangen herunter und bezogen vor den Gebäuden Stellung.
    Ein Offizier stieg aus dem Fahrerhaus. Erst als er auf sie zukam, erkannte Pekkala, dass es sich um eine Frau handelte. Sie trug die gleiche Mütze wie die Männer und die gleiche Uniform, die die Rundungen ihrer Hüfte und Brust verbarg.
    Sie blieb vor ihnen stehen und ließ den Blick über sie und ihre völlig verdreckte Kleidung schweifen. Sie war von mittlerer Größe, hatte ein rundes Gesicht und große, grüne Augen. »Ich bin Kommissarin Major Lysenkowa, Interne Ermittlungen, NKWD.«
    Sobald er ihren Namen hörte, klingelte es bei Pekkala. Kommissarin Lysenkowa war berühmt-berüchtigt für ihre Arbeit im NKWD. Sie war mit der wenig beneidenswerten Aufgabe betraut, gegen die eigenen Kollegen zu ermitteln, so dass ihr nur Hass und Verachtung entgegenschlugen. In den vergangenen zwei Jahren waren aufgrund ihrer Ermittlungen über dreißig NKWD-Angehörige zum Tode verurteilt worden. In den Reihen der Inneren Sicherheit hatte Pekkala noch nie ein freundliches Wort über sie gehört. Ihm war sogar das Gerücht zu Ohren gekommen, dass sie ihre eigenen Eltern denunziert habe und die gesamte Familie daraufhin nach Sibirien geschickt worden war.
    Angesichts des ihr vorauseilenden Rufs war Pekkala von ihr als Person durchaus überrascht. Die skrupellose Härte, die man

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