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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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hingen über dem Bettgitter am Fußende. Er trug eine schwere, kastanienbraune Cordhose und einen grau-beigen Rollkragenpullover aus ungefärbter Wolle.
    Seine Unterkunft lag in der Twerskaja-Straße – nicht unbedingt ein sicheres oder gar schönes Viertel. Trotzdem war das Gebäude seit einigen Jahren überfüllt. Die Landbevölkerung strömte auf der Suche nach Arbeit in die Stadt. Mittlerweile waren ein Dutzend Menschen in Räumlichkeiten untergebracht, die kaum die Hälfte davon aufnehmen konnten.
    Seine Einzimmerwohnung war spärlich eingerichtet. In einer Ecke stand sein Bett, dazu kam der Klapptisch, auf dem er seine Mahlzeiten einnahm und seine Berichte verfasste. Daneben gab es einen mit dicken Farbschichten bedeckten und gegenwärtig kalkweiß gestrichenen Geschirrschrank. Darin waren seine Emailletassen und Untertassen untergebracht, von denen er jeweils zwei besaß; Pekkala empfing nur selten Gäste. Der Rest des Schranks wurde von einigen Dutzend Munitionsschachteln .455er-Kaliber eingenommen für den Webley-Revolver mit Messinggriff, den er im Dienst trug und für den in diesem Land nur schwer Munition zu bekommen war.
    Pekkala war so lange mit so wenig ausgekommen, dass er sich kaum noch an etwas anderes gewöhnen wollte. Er lebte wie jemand, der sein Quartier jederzeit räumen konnte.
    Er stopfte sich das Taschentuch in den Kragen, strich es über der Brust glatt und wollte sich über das Essen hermachen, als er den Boden im Flur knarren hörte. Er drehte sich um. Der Schatten zweier Füße war erkennbar. Kurz darauf klopfte es an der Tür, und eine alte Erinnerung lebte wieder auf.

E r stand vor dem Malvenboudoir der Zarin und hatte schon die Faust erhoben, um anzuklopfen.
    Für die Dienstmädchen im Alexanderpalast, die mit ihren Wäschebündeln oder Frühstückstabletts oder Staubwedeln vorbeikamen, die sie wie seltsame Blumensträuße vor sich hertrugen, musste er aussehen, als wäre er an Ort und Stelle zur Salzsäule erstarrt.
    Schließlich, als überstiege das Anklopfen seine Kräfte, ließ er seufzend die Hand sinken.
    Seitdem die Zarin ihn an diesem Morgen zu sich bestellt hatte, war Pekkala nervös. Gewöhnlich hielt sie sich von ihm so weit wie möglich fern.
    Pekkala wusste nicht, warum sie einen so großen Widerwillen gegen ihn gefasst hatte. Er wusste nur, dass es so war und dass sie keinen Hehl daraus machte. Als Trost blieb ihm nur, dass er bei weitem nicht der Einzige war, der nicht das Gefallen der Zarin fand.
    Die Zarin war eine stolze und halsstarrige Frau, sie bildete sich sehr schnell ein Urteil über die Menschen und änderte später nur selten ihre Meinung. Selbst unter jenen, die sie tolerierte, fanden sich nur wenige, die sie als Freunde bezeichnen konnte. Ihre einzige Vertraute neben Rasputin war die misslaunige und mondgesichtige Anna Wyrubowa. Beide hatten es sich zur Hauptaufgabe gemacht, sich der Gnade der Zarin zu versichern .
    Nun hatte sie also Pekkala zu sich bestellt, und er hatte nicht den leisesten Schimmer, was sie von ihm wollte. Am liebsten wäre er wieder umgekehrt und gegangen, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
    Als er erneut die Hand hob, um an die Tür zu klopfen, fiel ihm das oben in den Türrahmen geritzte Sonnenrad auf. Dieses Kreuz mit seinen nach links gebogenen, fast einen Kreis bildenden Armen hatte die Zarin zu ihrem persönlichen Symbol erwählt. Man fand es an nahezu allen Türrahmen, wenn sie irgendwo länger blieb. Ihr Leben war bestimmt von abergläubischen Vorstellungen, und dies hier war nur ein Beispiel dafür.
    Pekkala sah ein, dass es nichts brachte, wenn er noch länger zögerte, und klopfte an.
    »Herein«, war eine gedämpfte Stimme zu hören.
    Im Malvenboudoir roch es nach Zigaretten und dem schweren Geruch der rosaroten Hyazinthen in den Pflanzgefäßen auf den Fensterbrettern. Die Spitzenvorhänge, malvenfarben wie alles im Zimmer, waren zugezogen und tauchten alles in ein wässrig rotes Licht. Die triste Einrichtung sowie die Tatsache, dass die Zarin niemals die Fenster zu öffnen schien, machten den Raum für Pekkala unerträglich stickig.
    Zu seinem Unbehagen trug auch der Miniaturzirkus aus dünnem Glas, goldenen Filigranarbeiten und Perlen bei. Alles in allem umfasste dieser Zirkus mehr als hundert Einzelstücke, er war vom Zaren bei Karl Fabergé in Auftrag gegeben worden und sollte angeblich so viel gekostet haben, wie mehr als ein Dutzend russische Fabrikarbeiter in ihrem ganzen Leben verdienten.
    Die

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