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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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liquidieren.«
    »Dann stellt die Gilde keine Bedrohung für uns dar.«
    »Es hat neue Entwicklungen gegeben«, sagte Stalin.
    »Und welche sind das?«, fragte Pekkala.
    »Sie müssen lediglich wissen, Pekkala, dass unsere Feinde versuchen, das Konstantin-Projekt zu sabotieren. Unsere Feinde wissen, dass der T-34 unsere einzige Chance ist, wenn wir die bevorstehenden Zeiten überleben wollen.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Genosse Stalin. Was meinen Sie mit ›bevorstehenden Zeiten‹?«
    »Krieg, Pekkala. Krieg mit Deutschland. Hitler ist ins Rheinland einmarschiert. Er hat einen Pakt mit Japan und Italien geschlossen. Meine Informanten sagen, er habe vor, Teile der Tschechoslowakei und Österreich zu besetzen. Und er wird dort nicht haltmachen, ganz egal, was er der Welt erzählt. Mir liegen Berichte von unseren Agenten in England vor, denen zufolge die Briten von deutschen Plänen über eine Invasion in ihrem Land wissen. Das kann nur verhindert werden, wenn Deutschland in einen Krieg im Osten gegen uns verwickelt wird. Deutschland wäre dann im Osten wie im Westen gebunden, in diesem Fall dürfte es ihnen an den Mitteln fehlen, Großbritannien überhaupt anzugreifen. Der britische Geheimdienst lanciert Gerüchte, wonach wir einen Präventivschlag gegen Deutschland über das südliche Polen planen.«
    »Und planen wir das?«
    Stalin erhob sich und begann mit dem Bericht in der geballten Faust im Raum auf und ab zu gehen. Die weichen Sohlen seiner Kalbslederstiefel strichen leise über die Holzdielen. »Wir verfolgen keinerlei solcher Pläne, aber die Deutschen nehmen die britischen Gerüchte sehr ernst. Das heißt, sie halten nach den geringsten Anzeichen einer Provokation Ausschau. Eine feindselige Handlung unsererseits, und wir finden uns im Krieg wieder. Hitler hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, was er mit der Sowjetunion vorhat. Ginge es nach ihm, würde unsere ganze Kultur vernichtet, unser Volk versklavt und das Land zum Lebensraum für deutsche Kolonisten gemacht. Der T-34 ist nicht nur ein Panzer. Er ist unsere einzige Überlebenschance. Wenn wir die Überlegenheit, die uns dieser Panzer verschafft, einbüßen, bleibt uns nichts mehr. Und nun, Pekkala, übernehmen Sie diese Ermittlungen. Sie lösen diese …« Er sah auf den Namen auf dem Bericht. »Sie lösen diese Major Lysenkowa ab.«
    »Eine Frage, Genosse Stalin, wenn Sie erlauben …«
    »Was?«
    »Warum haben Sie ihr überhaupt die Ermittlungen übertragen?«, fragte Pekkala.
    »Das habe ich nicht«, antwortete Stalin. »Der befehlshabende Sicherheitschef der Anlage hat sie direkt angerufen.«
    »Das musste also Hauptmann Samarin gewesen sein«, sagte Pekkala.
    »Er muss den NKWD anrufen«, fuhr Stalin fort. »Er kann nicht die normale Polizei einschalten, weil geheime Anlagen nicht in deren Zuständigkeit fallen. Es muss die Innere Sicherheit sein.«
    »Das ist mir klar«, sagte Pekkala. »Aber soweit ich es verstehe, hat Samarin ausdrücklich Major Lysenkowa verlangt.«
    »Vielleicht hat er das. Fragen Sie ihn doch selbst.«
    »Hauptmann Samarin ist tot, Genosse Stalin.«
    »Was? Wie?«
    Pekkala erzählte, was sich im Wald ereignet hatte.
    Stalin setzte sich wieder und nahm eine ungewöhnlich gerade Haltung ein, als hätte er unter der Kleidung ein Metallkorsett umgeschnallt. »Und dieser Flüchtende, dem Sie im Wald nachgejagt sind, konnte bislang nicht gefasst werden?«
    »Nachdem der Tod als Unfall deklariert wurde, Genosse Stalin, dürfte die Suche eingestellt worden sein.«
    »Eingestellt«, murmelte Stalin. Er griff sich wieder Lysenkowas Bericht. »Dann ist es vielleicht schon zu spät. Was ich allerdings nicht hoffe, um dieser Majorin willen.« Er ließ das Blatt auf den Schreibtisch fallen.
    »Ich werde mit Major Lysenkowa reden«, sagte Pekkala. »Vielleicht kann sie uns mit einigen Antworten weiterhelfen.«
    »Wie Sie meinen, Pekkala. Es interessiert mich nicht, wie Sie es angehen, aber ich will, dass Nagorskis Mörder gefasst wird, bevor er weitere Leute umbringt, die unerlässlich für uns sind. Aber niemand darf davon wissen. Ich will nicht, dass unsere Feinde von unserem Versagen erfahren. Sie warten nur darauf, dass wir einen Fehler machen, Pekkala. Sie halten nach Anzeichen von Schwäche Ausschau.«

    Pekkala saß auf der Kante seines Betts.
    Vor ihm, auf einem kleinen Klapptisch, stand sein Abendessen – drei Scheiben Roggenbrot, eine kleine Schale mit Tworog und ein Becher mit Sodawasser.
    Sein Mantel und das Schulterholster

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