Der rote Tod
war ziemlich rot geworden. Ich liebte das. Ich liebte sie.
Sie machte eine vage Geste, um meinen Raum anzudeuten. »Das war Mutters Werk. Nach dem ... Gottesdienst befahl sie Jericho, alles zusammenzupacken. Ich glaube, Dr. Beldon hat einige deiner besseren Hemden bekommen. O Gott, o Gott« Sie kämpfte gegen einen weiteren Gefühlsschwall an, zitternd durch die Anstrengung.
»Ich werde das mit Beldon klären«, sagte ich schnell. »Geht es ihm auch gut? Er sah so furchtbar aus, als ... als ...«
Sie starrte mich an, als uns beiden klar wurde, dass die Zeit der Erklärungen bevorstand. Jeder andere, selbst Vater, würde warten müssen. »Du musst es mir erzählen«, flüsterte sie. »Erzähl mir alles.«
Ich federte auf meinen bloßen Fersen zurück, stand auf und durchmaß den Raum ein- oder zweimal, um meine Gedanken zu ordnen. Sie blickte mich an und belauerte selbst meine kleinsten Bewegungen, ihre Augen weit geöffnet, als ob sie Angst hätte, dass ich verschwände, wenn sie wegsähe oder auch nur zwinkerte. Ihre Hände hielten die Lehnen ihres Sessels fest wie Krallen. Heute Nacht war ihre Welt ins Taumeln und Schlingern geraten, und trotzdem war sie vorbereitet auf den nächsten Schlag, der sie wieder aus der Fassung bringen konnte. Sehr mutig, aber nicht der beste Gemütszustand, um zuzuhören.
Elizabeths Katze lag auf dem Bett, ein lohfarbener Kater von bemerkenswerter Größe und phlegmatischem Temperament. Ich hob ihn hoch und streichelte ihn, bis er rumpelnd schnurrte. Ich erfreute mich an dem Gefühl seiner Wärme und Weichheit. Wie bei so vielen anderen Dingen war es auch hier so, dass das, was früher alltäglich gewesen war, jetzt ein Quell des Staunens für mich war. Ich reichte ihn Elizabeth, und sie setzte sich ihn auf den Schoß. Er passte sich der Veränderung gleichgültig an und fuhr mit seinem leisen, zufriedenen Schnurren fort. Sie reagierte darauf und begann ihn zu liebkosen. Ihre Haltung entspannte sich etwas, aber ihre Augen ruhten weiterhin ständig auf mir.
Wo sollte ich beginnen? Auf dem Kirchhof? In meinem Sarg? Bei dem Ritt mit Beldon? Oder viel weiter zurück, bei Nora? Das war eine Geschichte, von der ich gedacht hatte, ich würde sie niemals mit jemandem teilen. Nun, Elizabeth gehörte nicht zu der Sorte von Menschen, die leicht errötete.
Ich versuchte, meine Geschichte kurz und einfach zu halten, und da beides nicht im Entferntesten ausreichte, um sie darzustellen, verhaspelte ich mich bei manchen Dingen. Dass Elizabeth dabei auch noch Fragen einwarf, war nicht gerade eine große Hilfe, aber meine eigene Verlegenheit war das größte Hindernis.
Elizabeth unterbrach mich ungeduldig. »Jonathan, bitte hör auf zu versuchen, mein Zartgefühl zu schützen, und sag einfach, was du meinst. War sie deine Geliebte oder nicht?«
Und ich hatte gehofft, sie nicht zu schockieren. Ich gab auf und sprach offen mit ihr, was es für einige Zeit einfacher machte, bis ich zu dem Teil mit dem gegenseitigen Bluttrinken kam. Aller erotischen Schilderung beraubt, verlor es damit auch alle Anziehungskraft und klang absolut ekelhaft. Elizabeths Gesichtsfarbe verblasste wieder, aber sie hütete sich, mich zu unterbrechen. Sie bemerkte, wie außerordentlich schwierig es für mich war, darüber zu reden.
Sie hatte noch ein Glas Brandy getrunken, die Hälfte davon während der Schilderung des Kampfes mit Warburton, und den Rest, als ich zu meinem Erwachen im Sarg kam. Ich versuchte ihr möglichst viel davon zu ersparen, indem ich sehr schnell darüber hinwegging, aber sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das, was mich so tief verwirrt hatte.
»Wie bist du entkommen?«, verlangte sie zu wissen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie ich es dir sagen kann«, antwortete ich, wobei meine Antwort zu gleichen Teilen durch Wahrheit und Besorgnis geprägt war.
»Ist es so schrecklich?«
»Das könnte man so sagen. Man könnte ebenso gut sagen, dass es vollkommen absurd ist.«
Sie drängte mich, es ihr zu erzählen, aber als sie meine Erklärung endlich gehört hatte, wurde diese mit sanfter Skepsis aufgenommen. »Ich kann es dir nicht verdenken«, meinte ich. »Ich selbst habe Schwierigkeiten, es zu glauben, und ich habe es immerhin erlebt.«
Einige Minuten lang war sie kaum in der Lage zu sprechen. Als sie es dann tat, stellte sie all die Fragen, die ich mir selbst schon gestellt hatte, und war ebenso unzufrieden mit meinen unzulänglichen Antworten.
»Kannst du es einfach akzeptieren?«,
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