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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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zurück und schloss die Tür vor seiner Nase.
    Elizabeth hatte die Kerze auf einen Tisch gestellt und wandte sich mir zu, als ich hereintrat. Die Flamme beruhigte sich, und die Schatten hörten auf zu tanzen. Nun sah sich Nash mit erwartungsvoller Miene um. Sein Ausdruck änderte sich, als er mich erkannte. Schockiert und mit offenem Mund starrte er mich an.
    Elizabeth wiederholte die gleichen Worte, die ich zu dem Wirt gesagt hatte: »Alles ist in Ordnung. Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Es sah so aus, als schenke Nash ihr keine Beachtung. Er wich zurück, bis sein Rücken an eine Wand stieß. Ich konnte sei» Herz so hart hämmern hören, als wolle es aus seiner Brust hervorbrechen. Der Blick seiner Augen, von denen durch den Überschwang seiner Gefühle nur das Weiße zu sehen war, schwenkten von mir zu Elizabeth und wieder zurück.
    »Heiliger Jesus«, flüsterte er, wie im Todeskampf durch eine tödliche Wunde.
    Und dann überfiel mich die Ermattung, als mir klar wurde, dass dies nur eine weitere in einer voraussichtlich anstrengenden Reihe schwieriger Begegnungen war. Ich konnte die ganze Sache von vorne aufrollen, wie ich es bei Elizabeth getan hatte, oder ... ich könnte eine Alternative ausprobieren. Es würde helfen, zumindest seine Furcht zu beseitigen.
    Ich trat näher und sah ihm direkt in die Augen. »Nash, Sie müssen mir zuhören...«
    Dann wiederholte ich so gut, wie ich konnte, Tonfall und Verhalten, die Nora oft genug bei mir angewandt hatte. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es auf diesen verängstigten Mann die gleiche beruhigende Wirkung haben würde, bis mir klar wurde, dass ich mit Rolly bereits ein wenig Erfahrung gesammelt hatte. Es hatte bei ihm funktioniert, es würde auch jetzt funktionieren.
    Ich konzentrierte mich auf seine Augen und sprach sanft, wie zu einem Kind, das man in den Schlaf wiegt. Elizabeths Nähe, der Raum um uns herum, die Stimmen der Männer draußen, alles verschwand aus meinen Gedanken. Ich war mir meiner selbst und Nashs gewahr, das war alles.
    Seine Atmung verlangsamte sich, ebenso der Schlag seines Herzens.
    »Sie müssen mir zuhören ...«
    Seine Augen wurden kleiner und umwölkten sich dann.
    »Sie dürfen keine Angst haben«, murmelte ich weiter. Sein Gesicht und seine ganze Haltung wurden schlaff.
    »Verstehen Sie?«
    »Ja ...«, flüsterte er zurück.
    Das war alles, was ich hören wollte. Ich trat zurück. Mein Kopf klärte sich, und Stück für Stück kehrte der Rest der Welt zu seinem richtigen Ort im Universum zurück.
    Elizabeth stand wie angewurzelt an ihrem Platz. Als ich Nash die Angst genommen hatte, schien sie selbst wieder davon erfasst worden zu sein.
    »Jonathan, was hast du getan?«
    »Das ist einfach nur eine Methode, ihn zu beruhigen. Nichts worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Hat... sie das mit dir gemacht?«
    »Ja.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.«
    Ich zuckte die Achseln. Für mich spielte nur eine Rolle, dass es erfolgreich gewesen war. Nash verging nicht vor Angst oder brüllte das Haus zusammen. Stattdessen sah er angesichts der Umstände ziemlich normal aus. Seine Augen hatten sich geklärt, und er blickte mich mit einiger Verwirrung an.
    »Mr. Barrett?«
    »Bitte setzen Sie sich, Leutnant.« Ich bedeutete Elizabeth, am Tisch Platz zu nehmen. Sie gehorchte, und wir setzten uns ebenfalls. Ich fühlte mich leicht benommen von der ganzen Handlung. Als Mr. Farr mit einem großzügig gedeckten Tablett hereinkam, begrüßte ich die Störung als Chance, meine Gedanken zu ordnen.
    Farr war sehr nervös und ungeschickt, da er seinen Blick nicht von mir abwenden konnte. Ich lächelte ihn beruhigend an und sagte zu ihm, er solle guten Mutes sein, alles werde bald erklärt werden. Er verließ den Raum hastig und schloss die Tür mit mehr Schwung als nötig. Durch den Türrahmen hatte ich ein Dutzend Gesichter erspäht, die hereinzustarren versuchten, indem sie sich vor Neugierde verzehrten.
    »Eine Erklärung, Mr. Barrett?«, gab mir Nash das Stichwort.
    Elizabeth hatte sich ein wenig von ihrer Furcht erholt, und sowohl ihre Augenbrauen als auch ihre Lippen waren in Falten gezogen, als sie darauf wartete zu hören, was ich ihm erzählen würde. Plötzlich wünschte ich mir, dass jemand anderer, jemand, der schneller war und sich besser mit solchen Angelegenheiten auskannte, bei uns wäre, um es an meiner Stelle zu tun. Aber Nora befand sich ganz woanders. Es lag an mir, aber ich war mir nicht sicher, ob ich dazu

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