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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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irgendeinen Sinn ergibt.«
    »Ich glaube schon.«
    »Natürlich warst du erwachsen geworden, gebildeter, aber immer noch du selbst. In dieser Nacht habe ich nun Dinge gehört und gesehen, die jeden Menschen in den Wahnsinn treiben würden. Ich weiß, dass du hier bist, aber ein Teil von mir kann es nicht glauben. Bist du mein Bruder, der aus dem Grab zurückgekommen ist, oder bin ich schließlich verrückt geworden und weiß es bloß noch nicht?«
    »Du bist die geistig gesündeste Person auf der Welt, Elizabeth. Zweifle niemals an dir.«
    »Es ist nur ... ich fürchte mich. Und ich bin es nicht gewöhnt, mich zu fürchten. Das Schlimmste ist, dass ich mich vor dir fürchte.«
    Oh, es tat weh, sie das sagen zu hören. Zuerst Schock, dann Freude, und dann wieder Schock, als sie erst Zeit gehabt hatte, über die Angelegenheit nachzudenken. Alle unnatürlichen Aspekte meiner Rückkehr prasselten wahrscheinlich wie Hagelkörner auf sie ein. So fühlte ich mich zumindest.
    »Du fragst dich, ob ich ein Wunder oder eine Monstrosität bin?«
    Ihr Blick senkte sich wieder.
    »Ich selbst habe darauf keine Antwort. Es könnte beides sein, nach allem, was ich weiß. Ungeheure Veränderungen haben in mir stattgefunden. Ich bin fähig, Dinge zu tun, die ich kaum verstehen kann, aber ich bin trotzdem derselbe Bruder, den du vorher hattest. Obwohl ich deine Ängste zerstreuen könnte, wie ich es bei Nash getan habe ...«
    Sie blickte nicht auf, aber fuhr ein wenig zusammen.
    »... werde ich so etwas nicht tun. Ich werde es dir nicht antun, und ich werde es Vater nicht antun. Ich schwöre das bei meiner Ehre.«
    Nun hob sie den Kopf, und ihre angespannten Züge, die ihren Gesichtsausdruck veränderten, entspannten sich, als sie allmählich ihre Angst verlor. »Und was ist mit anderen Leuten?« Sie zeigte auf die Tür. Nashs gebieterische Stimme drang hindurch, als er meine eigenen Worte vor den Männern dort wiederholte.
    »Das liegt nun nicht mehr in meiner Hand. Wenn sie Angst haben wollen, dann werden sie das auch, also vermute ich, das kann ich nicht ändern. Was mich selbst betrifft, so wünschte ich von ganzem Herzen, dass jemand mir meine Ängste nehmen könnte.«
    »Oh, Jonathan.«
    »Und der Rest...« Ich zuckte mit den Schultern.
    Der Rest schloss Jericho, Mrs. Nooth, alle Dienstboten, Mrs. Hardinbrook, Beldon und Mutter ein. So viele ... so viele ... so viele ...
    »Ich will zu Vater«, flüsterte ich, indem ich meinen Kopf wieder auf meine Arme fallen ließ.
    Elizabeth legte ihre Hand für einen Augenblick leicht auf meine Schulter, dann stand sie auf und öffnete die Tür. »Leutnant Nash? Mein Bruder möchte so bald wie möglich aufbrechen.«
    Ob es nun an meinem Einfluss lag oder an seinem Bestreben, meiner Schwester einen Gefallen zu erweisen, jedenfalls kümmerte sich Nash darum, dass die Organisation für unseren Geleitschutz schnell abgeschlossen war. Im Vertrauen informierten wir ihn über unseren Bestimmungsort und die Notwendigkeit, diskret zu sein. Obwohl Vaters Freundschaft mit Mrs. Montagu in der Gegend allgemein bekannt war, wurden beide in ihren Gesellschaftskreisen so sehr respektiert, dass alle sich damit zufrieden gaben, diese zu übersehen. Nash war schon lange genug auf der Welt, um das zu verstehen und sich ebenso zu verhalten.
    Auch überschlug er sich geradezu, um uns eine gute Rückkehr zu ermöglichen, und stellte uns zwei Pferde zur Verfügung. Er betonte, dass er die Eskorte selbst übernehmen wolle, und setzte sich auf das eine Pferd, während ich das andere nahm und Elizabeth hinter mir auf den Rücken des Tieres gehievt wurde. Es konnte für sie kaum bequem sein, aber sie hielt sich gut an meiner Taille fest und beschwerte sich nicht.
    Nash ließ einen Mann mit einer Laterne vorangehen, was mir närrisch erschien, da ich so gut sehen konnte, dass ich den Weg hätte zeigen können. Aber ich hielt den Mund. Wenn ich meine neuen Fähigkeiten zur Schau gestellt hätte, hätte das nur zu unnötiger Aufregung geführt.
    Die Sterne versorgten mich mit mehr als genug Licht, und nun, da ich einen Moment der Muße hatte, um sie zu betrachten, spürte ich, wie angesichts ihrer Schönheit neue Ehrfurcht in mir erwachte. Sie sahen aus wie winzige Sonnen, aber anders als die Sonne selbst ließen sie sich unmittelbar ansehen. Es schien viel mehr von ihnen zu geben als ich sonst zu sehen gewöhnt war. Tausende von ihnen bevölkerten den Himmel wie Wolken aus leuchtenden Staubteilchen. Das Licht, das sie

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