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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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die Wahrheit gesagt, und du weißt es. Natürlich, durch die Art, in der er es gesagt hat, wollte er mich verletzen.«
    »Was ich ihm fein heimzahlen werde, sobald ich die Möglichkeit dazu habe.«
    Da wurde sie still und abweisend, und ich spürte, wie ihr Ärger über mich hinwegströmte wie eine eisige Welle. »Das ist nicht deine Angelegenheit, sondern meine, Jonathan.«
    Plötzlich konnte ich sie nicht ansehen oder zu ihr sagen, was ich eigentlich sagen wollte. Meine empörten Einwände erstarben unausgesprochen, nicht aus Furcht, sie zu kränken, sondern durch das späte Zugeständnis mir selbst gegenüber, dass sie Recht hatte.
    »Bitte überlass es mir.«
    Hätte sie es mir befohlen oder es von mir verlangt, hätte ich es vielleicht ignoriert, aber sie sprach es als Bitte aus, und das brachte mich zur Vernunft. So sehr ich auch den fahrenden Bitter spielen und die Beleidigungen, die ihr entgegen geschleudert worden waren, rächen wollte, lag es an ihr, das Problem zu lösen. Wenn ich mich einmischen würde, wäre ich nicht besser als Warburton.
    »Nun gut«, gab ich nach.
    Ihr Gesicht wurde weicher. Ich hatte nichts Besonderes gesagt, aber es war für sie so gut wie ein Versprechen. Sie wusste ich würde es halten. »Danke.«
    Die Spannung, die unheilvoll zwischen uns gehangen hatte verschwand.»Komm herein, zum Feuer. Möchtest du etwas Tee?«
    Ich lehnte ab, aber ließ es zu, dass sie mich in den Salon führte, zu dem Diwan vor dem Kamin. »Was wirst du seinetwegen unternehmen?«
    »Was immer ich kann, wenn ich kann. Ich glaube, es war ein Fehler, mit ihm weiterzumachen, nachdem ich dich getroffen hatte.«
    Vetter Oliver hatte einer ganz ähnlichen Meinung Ausdruck verliehen. Oft. Plötzlich verzog sich Noras Gesicht. Schockiert wurde mir klar, dass sie weinte. Sie war keine Frau, die leicht in Tränen ausbrach, und hatte eine Abneigung dagegen. Rasch stand ich auf und nahm sie in die Arme, um sie zu trösten, indem sie an meiner Schulter weinen konnte.
    »Es tut mir Leid«, murmelte sie.
    »Es ist in Ordnung, zu weinen, wenn du verletzt worden bist.«
    »Es ist nur ... O Gott, ich hasse es, einen Freund zu verlieren.«
    Was für Fehler er auch haben mochte, Warburton sah gut aus und hatte eine gehörige Portion Charme. Sie hatte seine Gesellschaft über die Grenzen der Ernährung hinaus genossen und zählte ihn zu ihren Freunden, wie ich es getan hatte. Nun nicht mehr, leider.
    Der Sturm ließ allmählich nach, und sie riss sich zusammen, um wieder ihre übliche Selbstbeherrschung anzunehmen. Ich wollte ihr ein Taschentuch anbieten, aber sie holte ihr eigenes heraus. Darauf waren Spuren von Blut zu erkennen. Warburtons Blut. Ich blickte in eine andere Richtung, als sie ihre Augen betupfte und ihre Nase putzte.
    »Bitte sag mir nicht, es gäbe andere, die seinen Platz einnehmen würden. Ich bin nicht so, Jonathan. Ich kann mir nicht einfach irgendeinen jungen Mann nehmen für das, was ich tue. Es geht nicht darum, mir den Nächstbesten zu nehmen, der zufällig meinen Weg kreuzt, nur weil er gerade gelegen kommt. Wenn es nur um das Blut ginge, wäre das anders. Aber es geht für mich um mehr als die bloße Nahrungsaufnahme. Ich muss den Mann wenigstens mögen, und ich mag Tony. Oder ich mochte ihn.«
    »Du brauchst auch ihre Liebe«, flüsterte ich.
    »Ja. Und noch mehr. Es ist leicht für Männer, mich zu lieben, aber zu akzeptieren, was ich tue ... Selbst wenn ich mit ihnen geredet habe, sie beeinflusst habe ... Auch dann ist es nicht immer da. Das sind diejenigen, die ich gehen lassen muss, und das ist nicht immer einfach.«
    »Wie bei Oliver?«
    Das verblüffte sie. »Du wusstest es?«
    »Ich hatte den Verdacht. Er hat natürlich niemals etwas gesagt, sich dir gegenüber nur immer ein wenig reserviert gezeigt.«
    Sie nickte. »Er ist ein sehr süßer junger Mann, und ich mochte sein Geplapper, aber es wurde offensichtlich, dass er sich mit meinen Bedürfnissen unwohl fühlte. Ich habe dafür gesorgt, dass er alles vergaß, was passiert war, aber trotzdem blieb vielleicht ein Nachhall dieser Erinnerung haften. Er zeigt sich reserviert, er weiß bloß nicht, warum.«
    »Ich sehe, dass solch eine Macht der Beeinflussung, wie du sie besitzt, eine große Hilfe bei der Vermeidung unwillkommener Komplikationen ist.«
    »Eine Hilfe oder eine schlechte Angewohnheit. Ich bin froh, dass es zwischen uns keine solchen Probleme mehr gibt.«
    »Hmm.« Wir saßen eng nebeneinander auf ihrem Diwan und starrten ins Feuer.

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