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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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entschied.
    »Alles wird in Ordnung kommen«, sagte ich zu ihr, in der Hoffnung, sie würde es glauben.
    Sie schüttelte den Kopf einmal und blickte von mir weg, hin zu Warburton.
    »Er hat versucht, uns zu ermorden, Jonathan. Für mich selbst kann ich ihm vergeben, aber nicht für das, was er dir fast angetan hätte. Ich war der indirekte Grund dafür.«
    »Er war verrückt, es ist nun vorbei.«
    »Er ist verrückt... und wird es wahrscheinlich bleiben.«
    »Wie kannst du ...«
    »Ich habe das schon vorher gesehen. Ich habe mich vielleicht noch rechtzeitig gebremst, aber wer kann sagen, wie es für ihn sein wird, wenn er aufwacht?«
    »Dich gebremst?«
    »Bevor ich ihn völlig zerstört hätte.«
    Es machte keinen Sinn, sie zu drängen, mir weitere Erklärungen zu liefern. Was ich gesehen hatte, hatte mich mehr verstehen lassen, als mir lieb war. Ich rutschte unruhig hin und her. Die Erinnerung rief in mir ein unbehagliches Gefühl hervor.
    Nora öffnete eine Kommode, holte noch mehr Kerzen hervor und zündete sie alle an.
    »Was für eine Dunkelheit versuchst du zu vertreiben?«
    »Keine bis auf die, die in meinem Inneren liegt. Diese kleinen Flammen helfen mir dabei, die Schatten zu verjagen ... für einige Zeit.«
    »Nora ...«
    Ihre Hand fuhr über die Vorderseite ihres ruinierten Kleides. »Ich lebe in den Schatten und erschaffe Schatten von mir selbst in den Gedanken von anderen. Schatten und Illusionen von Leben und Liebe, die meine Nächte erfüllen, bis etwas wie dies hier passiert und sie als das zeigt, was sie wirklich sind.«
    Obwohl ich die Bedeutung ihrer Worte nur entfernt erfasste, erschreckten sie und die Art, wie sie sie aussprach, mich. Mein Instinkt sagte mir, dass sie auf etwas hinarbeitete, aber ich wusste nicht, auf was, und in meinem Unwissen war ich nicht in der Lage, es zu leugnen.
    »Wenigstens bist du kein Schatten, Jonathan. Ich kann Gott für diesen Trost danken, was auch immer kommen mag.«
    Dies klang unheilvoll. »Was meinst du damit?«, fragte ich, kaum fähig zu sprechen.
    Nun setzte sie sich neben mich und sah mir direkt in die Augen. »Ich meine, dass ich dich liebe, wie ich nur wenige Andere vor dir geliebt habe.«
    Meine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich liebe dich auch. Ich würde mir eher das Herz herausschneiden, als dich zu verlassen.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie mit einem verzerrten Lächeln. »Aber andere brauchen dich auch, und ich werde nun hier gebraucht.« Sie warf einen Seitenblick auf Warburton. »Um meine Fehler zu korrigieren, falls das noch möglich ist.«
    »Was wirst du ...« Aber ich wusste bereits, worüber sie sprach und sie gab mir keine Chance, ihre Entscheidung zu ändern. Es war nun an mir, aus dem Betrug zu lernen und ihn während des Lernens zu vergessen. Viele Dinge zu vergessen.
    »Bitte vergib mir«, flüsterte sie.
    Und ich tat es.
    Ohne Kampf glitt ich in die süße Dunkelheit ihrer Augen.
    Es hatte mich nicht wenig Zeit und Mühe gekostet, meine Heimfahrt zu arrangieren. Ich freute mich nicht auf die Reise, obwohl der Kapitän mir versichert hatte, die Winterstürme seien vorüber. Was ist mit den Frühjahrsstürmen ?, fragte ich mich. Nun, es gab keine Umkehr. Ich würde beten müssen, dass die göttliche Fügung uns wohlgesonnen war, und möglichen Stürmen mit den übrigen Passagieren mutig die Stirn bieten. Sie sahen nach einem interessanten Haufen aus: ein paar Geistliche und ihre Ehefrauen, ein strahlender Kerl, der behauptete, er sei Ingenieur, ein Künstler, und, unvermeidlich, einige Armeeoffiziere. In den kommenden Monaten würden wir uns ohne Zweifel gegenseitig auf die Nerven gehen, aber im Moment waren die Dinge in Ordnung.
    Wie er der Erste gewesen war, der mich begrüßt hatte, war Oliver nun der Letzte, der sich von mir verabschiedete. Wir warteten in einem Wirtshaus bei den Docks auf die Ankunft des Schiffes. Wir hatten uns Plätze am einzigen Fenster gesichert und wollten die Ersten sein, die seine Ankunft bemerkten. Wir tranken Ale, um die Zeit zu vertreiben. Ale war das Richtige fürs Feiern, nicht für Abschiede.
    »Ich habe auf dem Weg hierher bei den Warburtons Halt gemacht«, meinte Oliver mit trauriger Miene.
    »Wie geht es ihm?«
    »Ziemlich unverändert.«
    Was Monate zuvor mit Tony Warburton passiert war, war ein großes Rätsel. Oliver war der Erste gewesen, der bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, hatte aber zuerst fälschlich angenommen, dass er nur betrunken sei. Alle waren daran gewöhnt, Warburton

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