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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zucken der Mundwinkel machte Ulrike Dom klar, dass sie litt.
    »Was ist mit ihr?«
    »Ich will ehrlich sein. Hanna ist verschwunden.«
    Gertrud Kohler saß unbeweglich. Die Antwort hallte in ihrem Kopf nach.
    Jedes Wort war wie ein schwerer Glockenschlag, der sie noch tiefer in den seelischen Strudel hineinriss. Sie schloss die Augen, weil sie einfach nichts mehr sehen wollte. »Ist sie tatsächlich verschwunden?«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    Gertrud rang nach Worten, zog die Nase hoch und strich nervös über ihre Wangen. »Aber Sie haben meine Tochter doch mitgenommen.«
    »Das stimmt.«
    »Dann haben Sie Hanna auch verloren.«
    »Das muss ich gestehen.« Frau Dom senkte den Blick. »Aber ich konnte nichts tun. Sie hat mich praktisch reingelegt. Ich habe sie allein im Zimmer gelassen, und das ist ein Fehler gewesen. Sie hat die Chance genutzt und ist durch ein Fenster nach draußen geklettert. Sie können mir Vorwürfe machen, die habe ich verdient, aber ich ahnte nicht, dass mein Kollege, der bei ihr gewesen ist, den Raum ebenfalls verlassen würde. Die Gelegenheit hat Hanna dann genutzt.«
    »Ja, das kann ich mir denken. Hanna hat schon immer ihren eigenen Kopf gehabt. Sie war nie ein Kind wie alle anderen.« Gertruds rechte Hand wischte über den Tisch hinweg, als wollte sie die Erinnerungen an die Vergangenheit verschwinden lassen.
    »Und was wollen Sie jetzt tun, Frau Dorn?«
    »Hanna suchen.«
    »Deshalb sind Sie bei mir?«
    »Ja, weil ich davon ausgegangen bin, dass Ihre Tochter wieder zu Ihnen gekommen ist. Ich ging davon aus, dass sie einen sicheren Platz sucht. Anscheinend habe ich mich geirrt.«
    »Das haben Sie wohl.«
    Eine Schweigepause entstand, in der sich Ulrike Dorn alles andere als wohl fühlte. Auch sie wusste nicht, wie sie beginnen sollte, und ihre schweren Atemzüge waren deutlich zu hören.
    Schließlich übernahm sie wieder das Wort. »Wenn Hanna nicht bei Ihnen ist, Frau Kohler, wo könnte sie dann hingelaufen sein. Haben Sie eine Ahnung, einen Verdacht?«
    »Sie hat hier keine Freunde in der Stadt. Wir führen ein Zigeunerleben. Durch den Beruf meines Mannes sind wir immer nur kurze Zeit an einem Ort. Um trotzdem so etwas wie eine Heimat zu bekommen, haben wir uns für das Wohnmobil entschieden. Zu irgendwelchen Schulfreunden kann sie nicht gelaufen sein, das glaube ich nicht.«
    »Dann bleibt nur noch eine Möglichkeit. Sie ist bei ihrem Vater. Aber der steht heute auf der Bühne.«
    »Ja, das tut er.«
    »Könnte sie trotzdem bei ihm sein?«
    Gertrud Kohler atmete schwer und hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Und wenn ich ehrlich bin, dann will ich es auch gar nicht hoffen. Ich möchte nicht, dass sie bei ihm ist.«
    »Das hört sich aber nicht gut an.«
    »Es ist auch nicht gut.«
    Als Polizistin war Ulrike Dorn es gewohnt, auf Zwischentöne zu hören. »Das hört sich an, als wären Sie Ihrem Mann gegenüber misstrauisch, Frau Kohler.«
    Gertrud sagte nichts, obwohl sie wusste, dass ihre Besucherin auf eine Antwort wartete. Sie überlegte, ob sie Frau Dom von ihrem Verdacht berichten sollte. Oder jetzt schon von ihrem Wissen. Aber was sie erfahren hatte, das klang so unglaublich, dass die Frau sie womöglich für verrückt halten würde.
    »Bitte, Frau Koller.«
    »Ja, ja, ich weiß«, erklärte sie müde. »Mein Mann ist... nun ja, Sie wissen selbst, welch einem Beruf er nachgeht. Er nimmt ihn zudem sehr ernst. Jede Vorstellung ist für ihn wie eine Premiere. Er bereitet sich am Abend immer besonders darauf vor, weil er keinesfalls schlechter sein will. Er lebt in seiner Konzentration. Er will nicht gestört werden, und das weiß auch meine Tochter.«
    »Aha. Sie gehen also davon aus, dass Hanna nicht zu ihrem Vater gelaufen ist.«
    »Ich kann es mir schlecht vorstellen. Sie ist schließlich alt genug, um ihn zu kennen.«
    »Wo könnte sie dann sein?«
    Gertrud Kohler sagte nichts. Ihre Mundwinkel zuckten, aber sie öffnete die Lippen nicht.
    »Sie wissen es nicht?«
    Gertrud zuckte mit den Schultern.«
    »Wirklich nicht?«
    Die Mutter empfand die Fragen als ebenso bohrend wie den Blick der. Frau. Sie hatte sich bisher zusammengerissen und eine gewisse Maske aufrechterhalten. Das gelang ihr immer weniger, und sie spürte den inneren Druck, der sie beinahe dazu zwang, die Wahrheit zu sagen. Es war ihr unmöglich, sie für sich zu behalten. Sie hatte sich auch entschlossen, etwas zu sagen, öffnete den Mund jetzt, doch statt etwas zu sagen, schossen ihr die Tränen aus den Augen,

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