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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier in Göttingen einen Teil ihres Lebens verbracht hatten.
    Daran war Hanna nicht interessiert. Sie brauchte den Trubel nicht. Sie wollte das Gegenteil, die düsteren Gassen und versteckten Orte, die auch in den lauen Nächten einsam waren.
    Direkt gesagt hieß es: Hanna befand sich auf der Suche nach dem Roten Tod...
    Sarah Goldwyn behielt die Teetasse in der Hand und mich im Blick. »Ich sage es noch mal, John, der Rote Tod ist wieder da.«
    »Ach, nicht der Schwarze Tod?«
    Sarahs Blick wurde fast böse, sodass ich vor lauter Angst die Arme anhob. »Lass die Scherze, John, damit spaßt man nicht.«
    Ich nickte ihr zu, um sie zufrieden zu stellen. Wie auch mit meiner nächsten Bemerkung. »Also gut, der Rote Tod.«
    »Ja, so heißt er.«
    »Und du kennst ihn?«
    Diesmal bekam Lady Sarah die Ironie hinter der Frage nicht mit. Sie blieb ernst. »Nein, ich kenne ihn nicht persönlich.« Sie hob einen Zeigefinger. »Aber ich habe über ihn gelesen.«
    »Wo?«
    »In einer Zeitung, in einer Illustrierten.«
    »Naja...«
    »Wirf das nicht so weg.« Sarah streckte ihre rechte Hand aus. Auf einem kleinen Tisch neben dem Sessel lag ein aus einer Zeitung ausgerissenes farbiges Blatt. Eine Seite, die zur Yellow Press gehörte und auch eine Überschrift besaß.
    »Unglaubliche Geschichten aus Europa«, las ich vor, als Sarah mir die Seite gereicht hatte.
    In diesem Fall handelte es sich nur um eine Geschichte. Und die spielte in Göttingen. Es wurde über eine Gestalt berichtet, die sich der Rote Tod nannte. Es war eine Sagengestalt und zugleich ein gefährlicher und grausamer Mörder. Er hatte in der Vergangenheit existiert, doch er war wieder zurückgekehrt wie auch immer. Und jetzt trieb er in der Gegenwart sein Unwesen. Das heißt, er hatte schon zwei Morde verübt. Die Menschen gingen davon aus, weil die Opfer gezeichnet waren. Mit ihrem eigenen Blut war das Wort Tod auf ihre Stirn geschrieben worden. Das sah ich zwar nicht auf einer Abbildung, konnte es allerdings lesen.
    Und man hatte den Roten Tod gezeichnet. So wie er den Beschreibungen der alten Sage nach entsprach.
    Es war eine große Gestalt, umhüllt von einer Kutte oder einem Umhang. Das Gesicht zeigte einen menschlichen Ausdruck und zugleich einen knochigen, als befände sich der Kopf in einer Verwandlungsphase zum Totenschädel. Das Gesicht wies zudem zahlreiche Wunden auf, aus denen das Blut geronnen und schließlich auf der Haut auch getrocknet war. Insgesamt eine verdammt unheimliche Erscheinung.
    »Da hast du ihn, John.«
    »Ja, aber nur gezeichnet. Das ist keine Fotografie.«
    »Ach, du glaubst mir nicht?«
    Ich legte das Blatt zur Seite. »Das hat mit dem Glauben nicht viel zu tun. Ich gebe nur zu bedenken, dass es sich bei dem Roten Tod um eine Sagengestalt handelt. Er ist nicht echt. Er ist der Fantasie der früher lebenden Menschen entsprungen.«
    »Und die beiden Toten, John? Was sagst du dazu?«
    »Klar, es gibt sie.«
    »Den Mörder hat man nicht gefunden.«
    »Ist das denn ein Beweis dafür, dass der Rote Tod die Menschen umgebracht hat?«
    Lady Sarah blieb bei ihrem Standpunkt. »Für mich schon, Geisterjäger.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Die Schrift auf den Stirnen.«
    »Das können Nachahmer gewesen sein.«
    »Ja, können, aber nicht müssen.«
    Sie blieb hart. Und ich lehnte mich im Sessel zurück. Ich kannte meine Freundin, die Horror-Oma. Wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie sich einfach nicht mehr davon abbringen. Leider behielt sie in den meisten Fällen Recht. Sie besaß einen gewissen Riecher für diese Vorfälle. Ein starkes Gespür, eine gewisse Sensibilität. Genau das machte mich schwankend.
    Sie merkte es und nickte mir zu. »Du musst mir glauben, John. Die beiden Morde sind nicht nur ein Fall für die örtliche Polizei, sondern auch etwas für dich. Das spüre ich einfach. Das habe ich im Blut, wenn du so willst.«
    Ich wusste die Antwort schon vorher, doch die Frage stellte ich trotzdem.
    »Was soll ich tun?«
    »Dich darum kümmern. Nach Göttingen reisen und den verdammten Killer jagen.« Sie deutete auf sich. »Wäre ich jünger und besser auf den Beinen, dann würde ich sogar mitfahren.«
    »Nur das nicht.«
    »Dann fahr allein!«
    Ich seufzte, und das war nicht gespielt. Lady Sarah würde nicht lockerlassen, dazu kannte ich sie zu gut, aber ich konnte mich einfach nicht ins Flugzeug setzen und vorher meinem Chef, Sir James, sagen, dass ich nach Göttingen wollte, um dort zwei Morde

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