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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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suchte die Telefonnummer der Polizei heraus, wählte sie und landete im Polizei- und Gerichtszentrum.
    »Ja, der Journalist«, sagte der Dienst habende Beamte gestresst, als sie ihn fragte, was Benny Ekland zugestoßen war. »Das ist irgendwo draußen im Stadtteil Svartöstaden passiert. Am besten, Sie sprechen mit Suup von der Kriminalpolizei.«
    Während sie verbunden wurde, lauschte sie den Geräuschen des Hotels: Wasser, das durch eine Leitung in der Wand rieselte, eine rauschende Entlüftung auf dem Hinterhof, stöhnende Sexgeräusche vom Pay-TV des Zimmernachbarn.
    Kommissar Suups Stimme klang, als hätte er ein Alter und einen Grad von Erfahrung erreicht, in dem einen nur noch wenig erschüttern konnte.
    »Traurige Geschichte«, sagte er und seufzte schwer. »Ich glaube, in den letzten zwanzig Jahren habe ich praktisch täglich mit Ekland gesprochen. Er rief dauernd an, war bissig wie ein Frettchen. Immer gab es irgendetwas, worüber er mehr wissen wollte, etwas, das er überprüfen musste, obwohl wir eigentlich nichts darüber sagen durften, was er natürlich nur zu gut wusste. Jetzt hören Sie mal, Suup, nun kommen Sie schon, das passt irgendwie nicht Zusammen, wie ist es damit und damit, oder auch, was zum Teufel treibt ihr eigentlich den ganzen Tag bei der Polizei, Däumchen drehen oder was …«
    Kommissar Suup lachte leise und wehmütig. Annika strich sich über die Stirn, hörte die deutsche Pornodarstellerin auf der anderen Seite der Wand ihren vorgetäuschten Orgasmus herausschreien und wartete darauf, dass der Mann weitersprach.
    »Er wird mir fehlen«, meinte Suup schließlich.
    »Ich wollte mich mit ihm treffen«, sagte Annika, »wir hatten verabredet, unser Material abzustimmen und zu vergleichen. Woran ist er gestorben?«
    »Der Obduktionsbericht liegt mir noch nicht vor, und ich möchte nicht darüber spekulieren, was die eigentliche Todesursache war.«
    Die träge Zurückhaltung des Polizeibeamten machte sie nervös.
    »Aber was ist denn nun passiert? Wurde er erschossen? Erschlagen?
    Erstochen?«
    Der Kommissar seufzte.
    »Was soll's«, sagte er, »es kommt ja doch früher oder später heraus. Wir glauben, dass er überfahren wurde.«
    »Es war ein Autounfall? Er ist totgefahren worden?«
    »Mit hoher Geschwindigkeit von einem Fahrzeug, das vermutlich ein größerer Pkw war. Wir haben unten im Eisenerzhafen einen gestohlenen Volvo mit Karosserieschäden gefunden, der könnte es gewesen sein.«
    Sie holte ihre Tasche und zerrte den Notizblock heraus.
    »Wann werden Sie das genau wissen?«
    »Wir haben das Auto gestern Nachmittag hergebracht. Die Spurensicherung untersucht es gerade. Morgen oder am Mittwoch.«
    Annika setzte sich mit dem Notizblock im Schoß aufs Bett. Als sie zu schreiben versuchte, bog er sich und rutschte weg.
    »Wissen Sie, um wie viel Uhr es passiert ist?«
    »Irgendwann am Sonntagabend oder am frühen Montagmorgen. Er ist am Sonntag noch in einer Kneipe in der Stadt gesehen worden und hat vermutlich den Bus nach Hause genommen.«
    »Wohnte er in …«
    »In Svartöstaden, ja. Ich glaube mich sogar erinnern zu können, dass er da draußen geboren ist.«
    Der Stift streikte, und sie malte große, harte Kreise auf dem Block, bis er wieder schrieb.
    »Wo ist er gefunden worden und von wem?« »Am Zaun zu einem Fußballfeld, gegenüber vom Eisenhüttenwerk. Er muss im hohen Bogen geflogen sein. Ein Arbeiter, der von der Schicht kam, rief gestern früh an.«
    »Und von der Person, die ja wohl Fahrerflucht begangen hat, fehlt jede Spur?«
    »Der Wagen wurde am Samstag in Bergnäset gestohlen, und dann haben wir natürlich vor Ort ein paar Dinge gefunden …«
    Kommissar Suup verstummte. Der Lustmolch nebenan hatte inzwischen auf MTV umgeschaltet.
    »Was halten Sie von der Sache?«, fragte sie schließlich leise. »Junkies«, sagte der Polizist im gleichen Tonfall. »Zitieren Sie mich bloß nicht, aber die waren wahrscheinlich so high wie der Kaknästurm in Stockholm, es war glatt, sie fuhren ihn an und machten die Biege. Fahrlässige Tötung. Aber wir werden sie schnappen. Ganz sicher.«
    Annika hörte Stimmen im Hintergrund, Menschen, die im Präsidium arbeiteten und die Aufmerksamkeit des Kommissars erforderten.
    »Eine Frage nur noch«, sagte sie. »Haben Sie im November 1969 auch schon in Lulea gearbeitet?« Der Mann lachte kurz.
    »Ich bin zwar schon ziemlich alt, sodass es durchaus möglich gewesen wäre, aber den großen Knall auf F21 habe ich leider um ein paar Monate

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