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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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ein grimmiges Lächeln auf. »Dann mach dich auf einen Kampf gefaßt. Aber ich warne dich, Arturo: Bis jetzt habe ich dir nur einen kleinen Teil von dem gezeigt, wozu ich in der Lage bin. Wenn du jetzt auf mich losgehst, zeige ich dir alles. Es gibt gar nicht genug Soldaten und Kugeln auf diesem Gelände, um mich für den Rest meines Lebens hier eingesperrt zu lassen. Sag deinem General, daß Menschen sterben werden, wenn ihr mich nicht freilaßt. Und du wirst sie auf dem Gewissen haben, Arturo. Ich schwöre dir im Namen meines Gottes: Du wirst niemals in den Himmel kommen – nicht in dieser Welt und auch nicht in der nächsten.«
Der Bildschirm wird schwarz.
Zuvor aber erkenne ich die nackte Angst in seinen Augen…
    15.
KAPITEL
    Wieder vergehen Stunden. Joel schläft. Ich sitze erneut auf dem Boden, die Augen geschlossen, die Beine übereinandergeschlagen. Doch jetzt ist meine Aufmerksamkeit nach außen gerichtet. Durch die Wand hindurch kann ich die Gespräche der Wachmänner verfolgen. Mittlerweile sind sie drei. Sie reden gerade über ein Footballspiel.
    »Wahnsinn, was die Forty-Niners draufhaben«, meint Wachmann eins. »Die sind im Angriff wie’n Maschinengewehr: gehen immer nur nach vorn. Die Cowboys haben mir richtig leid getan.«
    »Jeder guckt eben auf den Quarterback«, sagt Wachmann zwei. «Dabei ist der Receiver doch viel wichtiger. Selbst ein schlapper Quarterback kann ‘ne gute Figur machen, wenn er Spielern zupaßt, die total frei stehen.«
    »Ich finde, es ist genau anders herum«, schaltet sich Wachmann drei ein. »Ein astreiner Quarterback spielt eben auch Leute an, die gedeckt sind. Den Super Bowl gewinnt doch nicht irgendein x-beliebiges Team mit ‘nem durchschnittlichen Quarterback in seinen Reihen.«
    »Den Super Bowl gewinnen ohnehin nicht viele Teams«, vermerkt
    Wachmann eins.
»Eins im Jahr«, kommentiert Wachmann zwei.
»Na, dann wär’s ja wohl auch kein Super Bowl, wenn jeder ihn gewinnen
    könnte«, folgert Wachmann drei.
    Neben ihrem Geschwätz bekomme ich auch mit, was in ihnen vorgeht. Je ruhiger ich werde, desto wirkungsvoller macht sich Yakshas Blutgeschenk bemerkbar. Wachmann eins denkt an seinen angeschlagenen Magen. Sein Magengeschwür macht ihm jedesmal zu schaffen, wenn er Nachtschicht hat. Im Moment überlegt er gerade, ob er in der nächsten Pause zum Auto gehen und seine Flasche Magenbitter holen soll. Davon müßte er dann aber heimlich trinken. Seine Kollegen ziehen ihn nämlich ohnehin schon damit auf, daß er ständig Magengrummeln hat wie ein kleines Kind. Bei den Krämpfen, die er hat, ist es gar nicht selbstverständlich, überhaupt zur Arbeit zu gehen.
    Die Gedanken von Wachmann zwei sind eher primitiver Natur. Er denkt an seine Frau, an seine Geliebte und an eine Frau, die er erst vor zwei Stunden in der Cafeteria getroffen hat. Alle drei phantasiert er sich nackt neben sich ins Bett. Vor Dienstbeginn hat er eine große Cola getrunken. Er muß dringend pinkeln. Wachmann drei ist interessant. Ohne daß seine Kollegen etwas davon wüßten, schreibt er in seiner Freizeit Science-fiction. Sein Schwager, ein Anwalt, hat eben sein neuestes Buch gelesen und ihm davon abgeraten, Schriftsteller zu werden. Wachmann drei ist aber der Meinung, daß sein Schwager nur wegen eines bestandenen Jura-Examens noch lange kein Gespür für Schriftstellertalente haben muß. Und recht hat er, denn Wachmann drei verfügt wirklich über ein kreatives Vorstellungsvermögen.
    Um ihre Gedanken zu lesen, muß ich mich sehr konzentrieren. Ich kann mir immer nur einen vorknöpfen. Seit Urzeiten ist es mir gelungen, die Gedanken von Menschen dadurch zu beeinflussen, daß ich ihnen fest in die Augen starre und ihnen Worte einsuggeriere. In dieser Situation hier jedoch kann ich mit meinem Blick nichts ausrichten und auch nicht mit dem beschwörenden Reiz meiner samtig weichen Stimme. Je länger ich mich nun aber mit diesen Kerlen draußen befasse, um so überzeugter bin ich davon, daß ich ihnen Gedanken eingeben kann. Ich versuche es mit Wachmann drei, weil er der sensibelste ist. Ich baue in meinem Inneren ein festes Bild auf und schicke es durch die Wand.
    »Das Mädchen hier ist voll gefährlich. Sie kann uns alle umbringen.«
    Mitten im Satz unterbricht sich Wachmann drei. Ich höre, wie er unruhig auf seinem Stuhl hin- und her rutscht. »Hey, paßt mal auf!« beginnt er.
»Was denn?« wollen die beiden anderen wissen.
»Die Kleine hier drinnen ist voll gefährlich. Wir müssen echt

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