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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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fort: »Du hättest im Kerker mit mir reden können. Hast du aber nicht.«
»Es gab nichts, was ich dir zu sagen gehabt hätte.«
»Tja, dann habe ich dir heute auch nichts zu sagen. Na, komm schon, hol dir deine frische Portion Vampirblut. Schick jede Menge Wissenschaftler und Soldaten rein. Alle werden allerdings nicht wieder hier herauskommen.«
»Solange du in dieser Zelle bist, stellst du keinerlei Gefahr für uns dar. Und du wirst für den Rest deines Lebens drinbleiben.«
»Das wird sich noch zeigen«, raune ich kaum hörbar vor mich hin.
»Sita, du überraschst mich. Bist du denn überhaupt nicht neugierig zu erfahren, wieso ich noch am Leben bin?«
Matt hole ich Luft. »Wie du überlebt hast, kann ich mir in etwa vorstellen. Selbst wenn du mir gegenüber geschworen hast, keine Selbstversuche anzustellen: Du hast es trotzdem getan. Deswegen hast du auch deine Visionen mit der DNS bekommen. Du hast sie mit den Augen eines Zwitters gesehen, einer Art Mischform.«
»Es stimmt: Ich habe wirklich Selbstversuche an mir unternommen. Aber ich habe nie erreicht, was ich wollte. Das weißt du doch.«
Ich nicke. »Stimmt. Denn älter bis du ja geworden. Tut es dir nicht weh, Arturo, daß du nicht mehr der schneidige junge Priester bist?«
»Ich habe gute Chancen, unsterblich zu werden.«
»Hm. Und ich hatte immer gedacht, du wolltest sterben und in den Himmel kommen.« Er hat schon recht: Ich bin wirklich neugierig, was sich in jenen Tagen dann noch ereignet hat. »Was ist denn nach der Gerichtsverhandlung geschehen? Wie bist du entkommen? Ich hörte, sie hätten dich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.«
»Der Inquisitor gewährte mir eine Privataudienz. Davonkommen lassen konnte er mich nicht, wie er sagte, bot mir jedoch an, mich gegen ein Geständnis als Hexer hängen statt verbrennen zu lassen.«
»Und das Hängen hast du überlebt?«
»Genau.«
»Hat es dich überrascht?«
»Schon. Es war eben ein Risiko, das ich eingehen mußte. Eine andere Wahl blieb mir ja auch nicht.«
Ich zögere. »Was hast du mit Ralph gemacht?«
Zum ersten Mal mischt sich so etwas wie ein Schuldgefühl in Arturos Züge. »Ich habe ihn mit einem Fläschchen deines Blutes behandelt – während die pralle Mittagssonne hindurchschien.«
Ich bin entsetzt. »Aber du hattest gesagt, daß du so etwas niemals tun würdest. Du hattest gesagt, die Schwingungen dabei wären so stark, daß sie jeden umbringen würden.«
»Du hast doch selbst gesehen, wie sich die Gerüchte über mich verbreiteten. Ich hatte nur eine sehr begrenzte Zeit zur Verfügung, um meine Experimente zum Abschluß zu bringen. Ralph hatte uns die ganze Zeit über nachspioniert. Das haben weder du noch ich gemerkt. Er hat ganz genau mitbekommen, worauf wir aus waren. Und er wollte es ausprobieren.«
Kalte Wut überfällt mich. »Was du da sagst, ist doch absolut lächerlich! Er war doch noch ein Kind! Er hatte doch überhaupt keine Ahnung, was mit ihm passieren würde! Du aber doch sehr wohl!«
»Sita.«
»Armseliger Feigling! Wenn dir dein Experiment so wichtig war, warum hast du es denn dann nicht an dir selbst durchgeführt – während die pralle Mittagssonne durch das Fläschchen mit meinem Blut schien, hä?«
Meine Worte treffen ihr Ziel, und doch scheint er immer noch überrascht. »Aber ich habe mich doch selbst bei Sonnenschein dem Blut ausgesetzt. An dem Morgen, als ich hörte, wie der Mob ins Kloster eindrang. Ich rannte hinab in den Keller und setzte mich der vollen Schwingung des Vampirblutes aus. Nur deshalb, vermute ich, konnte ich so lange am Leben bleiben. Wenn mich der Mob nicht daran gehindert hätte, wäre die Transformation vermutlich vollends geglückt, und ich hätte den Zustand der Vollkommenheit erreicht. Aber der Mob hat gleich als erstes das Fläschchen zerstört.«
Seine Worte ernüchtern mich. »Und was ist dann schiefgegangen bei Ralph? Wieso hat er sich in ein Monster verwandelt?«
»Dafür könnten eine Reihe von Faktoren verantwortlich sein. Zum einen dürfte es daran liegen, daß ich ihn bei voller Mittagssonne auf die Kupferplatte gelegt habe. Und dann – ich glaube, das ist der Hauptgrund dafür, warum das Experiment scheiterte – war Ralph von Natur aus für gewöhnlich furchtlos. Nur: Als das Experiment begann, bekam er eben doch einen Schrecken.
Die Kraft des Magnetfelds hat diesen Schrecken dann noch vervielfacht, was wiederum seine DNS entstellt hat. Als der Veränderungsprozeß abgeschlossen war, besaß ich keine Kontrolle mehr über ihn.

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