Der Rubin der Oger
Maisfeldes hörte.
»Sieh uns an, Tabal wird uns zu seiner persönlichen Meute machen. Wir werden die sein, die seinen Willen vollstrecken.«
Mogda kannte den Klang dieser Stimme. Er konnte sie keiner Person zuweisen, aber er wusste, zu welchem Volk sie gehörte – zu den Goblins, diesen kleinen, ständig ängstlich wirkenden Aasfressern, die mehr lästig als nützlich waren. Im Gefecht mit ihnen zusammen musste man aufpassen nicht auf sie zu treten, und wenn man gegen sie kämpfte, eben nicht. Sie waren für einen Oger keine wirkliche Bedrohung, stellten eher so etwas wie Ungeziefer dar. Sie waren immer diejenigen, die am lautesten schrien, wenn es darum ging, Tabals Willen zu überbringen, und sie waren auch diejenigen, die am schnellsten rannten, wenn es brenzlig wurde.
Normalerweise hätte Mogda sie einfach weiträumig umgangen, um Scherereien zu vermeiden, aber in diesem Fall war es möglich, dass sie Usil in ihre Gewalt gebracht hatten. Ein alter Bauer war so einem Trupp Plagegeister vermutlich nicht gewachsen.
Mogda verließ die Deckung des Waldes und ging auf die Knie. Auf allen Vieren krabbelte er durch die Reihen des Maisfeldes. Zwei Rillen breit drückte er die kräftigen Pflanzen nieder, die mit einem morschen Geräusch kurz über der Erde abbrachen. Behutsam tastete sich Mogda an die letzten Pflanzen, die direkt vor dem Innenhof standen, heran.
»Ja, ja, ja, mach ihn kaputt, lass uns alles zerschlagen«, hörte er eine Stimme, keine fünf Schritt vor sich.
»Los, du musst dagegen treten«, sagte jemand anderes.
»Nein, draufschlagen«, ein weiterer.
Mogda bog vorsichtig zwei Pflanzen auseinander und spähte zwischen den Blättern hindurch. Direkt dahinter fiel sein Blick auf einen alten Holzstuhl mit Lehne. Auf seiner Sitzfläche sprang und trampelte ein Goblin herum, der ihm den Rücken zukehrte. So sehr sich die kleine Kreatur auch bemühte, sein Gewicht reichte nicht aus, um die Bretter zu durchtreten. Aber anstatt davon abzulassen, trieb ihn sein Versagen zu immer größerer Anstrengung.
Die Goblins hatten Mogdas Anwesenheit nicht bemerkt, sie waren zu sehr mit sich und ihrem Treiben beschäftigt.
»Los, tritt zu. Mach ihn kaputt. Mach alles kaputt«, feuerten die anderen beiden ihren Kameraden an. Sie waren wie berauscht. Selbst in Schlachten hatte Mogda noch nie so einen Eifer bei ihnen entdecken können.
Auch wenn sie klein und schwach waren, durfte man sie nicht unterschätzen. Ihre Hinterlist und Bösartigkeit konnten selbst einem erfahrenen Kämpfer zusetzten. Mogda brauchte etwas, um sie in Schach zu halten.
Er beobachtete sie noch einige Momente, dann griff er zu. Sein Arm schnellte zwischen den Maispflanzen hervor, und seine Hand umklammerte die dürre Taille des Goblins. Mogda hatte ihn mitten im Sprung erwischt doch seine Beine hüpften noch mehrmals in freudiger Erwartung auf und ab, bevor er bemerkte, was mit ihm geschah. Seine beiden Kameraden reagierten etwas schneller. Sofort hatten sie sich mit zwei Holzlatten bewaffnet und schlugen auf den Oger ein. Einer von ihnen traf Mogda schmerzhaft am Unterarm, und eine reflexartige Bewegung führte dazu, dass er dem Goblin in seiner Hand einige Rippen brach. Der kleine Kerl schrie und zappelte, während er erfolglos versuchte, Mogdas Umklammerung zu lösen.
Mit lautem Geschrei kamen zwei weitere Goblins aus der Hütte gestürmt. Einer war mit einem Schürhaken bewaffnet, der andere mit einem Dolch. Mogda erhob sich und zog sein Runenschwert. Seit Jahren begleitete ihn diese Waffe, die er damals von den Ettins aus Wasserzahn erhalten hatte. Er wusste, dass sie zu mehr imstande war als Gegner niederzustrecken, doch er fürchtete sich vor der Macht des Zauberschwertes. Mit der flachen Seite schlug er in die Reihen der Maispflanzen. Etliche Kolben und Stängel flogen den Angreifern entgegen und geboten ihrem Angriff für einen Augenblick Einhalt.
Schnell hatten sich die kleinen Unholde jedoch wieder aufgerappelt und attackierten Mogda erneut. Ihr Verhalten war ihm unverständlich. Sie scherten sich nicht darum, dass er einen ihrer Kameraden in der Gewalt hatte. Selbst bei den Angriffen nahmen sie in Kauf, auch ihren Freund zu verletzen. Mogda bemerkte, dass ihre Augen blutunterlaufen waren und ihnen der Speichel aus den Mündern tropfte. Die sonst so feigen Goblins waren wie im Taumel. In Windeseile hatten sie ihn umzingelt und schlugen gleichzeitig von mehreren Seiten auf ihn ein. Der Goblin in seiner Hand hatte eine Platzwunde am
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