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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Wie es schien, war auch Rators restlicher Trupp, bestehend aus Menschen und Zwergen, fest entschlossen, sie weiter zu begleiten. In einigen erkannte Mogda jene Zuschauer aus der Arena, die während seines Kampfes die Menge dazu angestachelt hatten, dem Oger zuzujubeln.
    Rator war der Einzige, der von der Idee, Turmstein zu verlassen, nicht sonderlich angetan zu sein schien. Suchend schaute er immer wieder in die dunklen Gänge und horchte.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Mogda schließlich.
    »Wir nicht kommen für Elfen. Wir gefolgt Mann ohne Schuhe.«
    Mogda war überrascht. Er hatte dem Kriegsoger erzählt, was er von den Elfen und deren Prophezeiung wusste. Dennoch verfolgte Rator immer noch sein altes Ziel – den Wanderer. Ihm schien es wichtiger zu sein, sich einem Einzelnen zu stellen, als das ganze Unheil, das ihnen drohte, abzuwenden.
    »Wenn wahr ist, was wir über ihn wissen, werden wir ihn ohnehin wiedersehen«, erklärte Mogda ruhig. »Er wird versuchen, in den Besitz des Steins zu kommen, und dann brauchen wir dich.«
    Rator grunzte halb zustimmend, halb verärgert.
    Wie der Kriegsoger es ihnen beschrieben hatte, folgten sie den Tunneln zu dem geheimen Eingang in der Stadtmauer. Von hier aus hatte Haran sie in die Stadt geführt, und genauso hatten sie vor, Turmstein wieder zu verlassen.
    Das Prinzip des geheimen Zugangs war ebenso einfach wie wirkungsvoll. Ein einzelner Mann konnte mit seiner Körperkraft einen Felsblock von sechs Fuß Höhe mittels eines Rades aus der Wand ziehen. Die mit Ketten gesicherte Vorrichtung, bestückt mit zahlreichen Gegengewichten, ließ den Block auf Schienen ins Innere gleiten. Sobald man das Rad losließ, drehte es sich langsam zurück und verschloss die Lücke wieder.
    In dem Kettengewirr entdeckte Mogda den zu Tode geschundenen Körper eines jungen Mannes. Erst als der Oger ihn auf den Boden legte, erkannte er ihn – es war Schwachkopf. So viel Groll Mogda auch gegen die beiden Folterknechte hegte, als er in die vor Angst aufgerissenen, leblosen Augen des Gehilfen schaute, tat ihm die arme Kreatur leid.
    »Musstet ihr sie alle töten?«, fragte Mogda Rator, dem ins Gesicht geschrieben stand, dass er die Frage für bedeutungslos hielt.
    »Nur töten Krieger. Wollten töten uns.«
    Mogda drehte die Leiche auf den Rücken und bemerkte den winzigen Einstich am Hals von Schwachkopf.
    »Haran«, sagte eine Stimme neben Mogda.
    Libriandus schaute verlegen auf den toten Jungen.
    »Wo ist Haran, und warum hat er ihn getötet?«, wollte Mogda wissen. »Jemanden aus seinem eigenen Volk, der ihm nichts getan hat, und der dazu noch unbewaffnet war.«
    »Er hat ihn getötet, um sicherzustellen, dass niemand weiß, wo er ist. Für ihn und seine Aufgaben ist es unerlässlich, unentdeckt zu bleiben. Die meisten Lords beschäftigen Männer wie ihn.«
    Mogda versuchte gar nicht erst, einen Sinn in diesen Worten zu entdecken. Die Menschen bezeichneten die Oger gern als Barbaren; doch sie selbst handelten nur selten zivilisierter.
    »Lasst uns gehen«, sagte Mogda zu den anderen. »Hier stinkt es nach Verlogenheit.«
    Eine der Wachen von Libriandus drehte das hölzerne Rad. Der Steinblock löste sich knirschend aus der Mauer.
    »Gebt mir die Phiole«, bat Libriandus. »Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten.«
    Mogda schüttelte den Kopf.
    »Ich finde, dass Ihr und Eure Männer uns noch ein Stück begleiten solltet. Ich möchte nur sichergehen, dass wir nicht in einen Eurer Hinterhalte laufen, die angeblich dem Gleichgewicht dienen.«
    So verließ die Gruppe der Oger, gefolgt von Menschen, Zwergen und Elfen, die Festung Turmstein. Es regnete in Strömen, und der tiefschwarze Nachthimmel verriet nicht, ob ein Ende des Unwetters abzusehen war. Ein Blitz zuckte über den Himmel und tauchte die Ebene vor Turmstein in gleißendes Licht.
    »Wann können wir zurück?«, fragte Libriandus. »Wir haben noch allerhand Vorbereitungen zu treffen.«
    »Können gehen, wenn erreichen Dickicht«, entschied Rator.
    Mogda ging direkt hinter dem Kriegsoger und packte ihn an der Schulter.
    »Halt!«, grollte er. »Was für ein Dickicht?«
    »Vorne«, erklärte Rator und zeigte in die Dunkelheit vor sich.
    Ein weiterer Blitz erhellte das Firmament.
    Nun verstand Rator, was sein Kamerad gemeint hatte. Das Buschwerk vor ihnen entpuppte sich als gigantischer Aufmarsch von Tausenden dunkler Elfen, die regungslos im Gewitter verharrten und ihre Arme gen Himmel reckten. Kurz darauf wurden sie wieder von

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