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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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dir folge, oder warum die anderen den Ogern folgen?«, erkundigte sich Haran.
    »Wenn es einen Unterschied gibt, interessieren mich beide Antworten.«
    »Der Grund der anderen ist schnell erklärt: Sympathie, Zuwendung, gemeinsame Feinde und Rachedurst. Sie wollen euch helfen.«
    »Dann gehe ich davon aus, dass Eure Beweggründe, uns zu folgen, eigennützig sind.«
    Haran stutzte einen Moment. »Wärest du vier Fuß kleiner und nicht so offensichtlich hässlich, würde ich dich als Lehrling anwerben. Du hast Recht, deine Kameraden und ihr Vorhaben sind mir vollkommen egal. Ich habe nur dich gesucht.«
    »Was kann ich für Euch tun?«, fragte Mogda gelassen.
    »Du kannst mir sagen, wo ich Libriandus finde.«
    »Das wäre möglich, nur glaube ich nicht, dass Euch die Antwort gefällt.«
    »Dann reicht es mir, wenn du mir sagst, dass er tot ist und du im Besitz eines Briefes bist, den er bei sich trug.«
    Mogda wusste, dass seine Antworten neue Fragen aufwerfen würden, was Haran schwerlich gefallen konnte. Ebenso war ihm klar, dass Haran nicht zögern würde, jeden zu beseitigen, der davon wusste. Schließlich machte er nicht den langen Weg, um einen alten Liebesbrief ausfindig zu machen.
    »Hofmagier Libriandus, der Brief und all seine persönlichen Sachen, mit Ausnahme eines blutigen Schuhs, werden nie wieder ans Tageslicht gelangen«, erklärte Mogda in der vagen Vermutung, dass Drachen ihre Exkremente in dunklen Höhlen verscharrten. »Der Brief, den Ihr sucht, existiert nicht mehr.«
    Haran ritzte mit der Dolchspitze über Mogdas Kehle und blickte dem Oger dabei tief in die Augen.
    »Vielleicht mache ich einen Fehler, aber ich glaube dir«, sagte Haran. »Ich hoffe, wir müssen uns nicht noch einmal über diesen Brief unterhalten.«
    »Sicherlich nicht«, erwiderte Mogda. »Künftig werde ich aufpassen, wo ich mich hinsetze.«
    Haran gab ihm zu verstehen, dass er sein Versteck verlassen sollte. Gnunt hatte von der Auseinandersetzung zwischen Mogda und Haran nichts mitbekommen. Der Koloss hockte in einer Mulde, den Kopf tief zwischen den Beinen vergraben, und hatte sich Sand und Kiesel auf den Rücken geworfen.
    »Gnunt, du kannst herauskommen aus deinem Versteck, uns droht keine Gefahr«, rief Mogda.
    Vorsichtig drehte Gnunt den Kopf und blickte Mogda fragend an.
    »Es sind Freunde. Sie sind gekommen, um uns ihre Hilfe anzubieten.«
    Gnunt schüttelte sich den Dreck vom Hemd.
    »Du wissen?«
    Mogda zeigte in Richtung seines Verstecks. Erst jetzt bemerkte er, dass Haran verschwunden war. Mogda beschloss, seinem Kameraden nichts von dem zwielichtigen Menschen zu erzählen.
    Gnunt schaute verständnislos in die Richtung, in die Mogda gedeutet hatte. »Verstneck auch gnut«, sagte er schließlich mit einem Achselzucken.
    Als die beiden Oger die Anhöhe verließen, entdeckten sie am westlichen Rand des Waldes die gedrungene Gestalt eines Zwerges. Mit aufgestützter Streitaxt und völlig unbekümmert präsentierte er sich den Ankömmlingen.
    »Was wir Zwerge einmal begonnen haben, bringen wir auch zu Ende«, rief der Bärtige ihnen entgegen.
    Mogda kannte die Stimme. Sie gehörte Dranosil, und wie es schien, hatte der Zwerg neue Mitstreiter in Turmstein gefunden. Hinter ihm, zwischen den Bäumen, sah der Oger weitere schwer bewaffnete und gerüstete bärtige Krieger.
    Mogda war nicht wohl bei dem Gedanken, auf diesem Feldzug neben den Ogern noch weitere Begleitung zu haben. Das Verhalten seiner Kameraden unter dem Einfluss Tabals versprach wenig Gutes.
    »Es ist nicht euer Krieg. Es sind dieselben Feinde wie vor Jahren, und auch ihr Ziel ist gleich geblieben«, versuchte Mogda den Zwerg umzustimmen.
    Dranosil griff in seine Tasche und holte einen kleinen, schwarzvioletten Gegenstand hervor. Es war ein abgetrenntes Ohr.
    »Sieht aus wie von einem Elfen, oder? Es stinkt auch wie ein verdammtes Langohr, abgesehen vom Fischgeruch. Erzähl mir also nichts von alten Feinden. Zwerge und Elfen haben schon Krieg gegeneinander geführt, als die Oger noch in dunklen Höhlen hockten und sich nicht ans Tageslicht wagten.«
    »Sie sind keine Elfen mehr«, wandte Mogda ein. »Sie sind Sklaven eines Dämons der Meere.«
    Dranosil zeigte ein breites Grinsen. »Wir Zwerge nehmen das nicht so genau. Eigentlich reicht es schon, dass sie ähnlich aussehen. Außerdem haben sie König Braktobil getötet und sein Reich zerstört. Das ist Grund genug, euch zu begleiten.«
    Mogda hätte sich selber ohrfeigen können. Wieso bildete er sich ein,

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