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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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einen Zwerg davon überzeugen zu können, nicht gegen Elfen zu Felde zu ziehen? Was ihren Göttern in Tausenden von Jahren nicht gelungen war, wollte er mit einem kleinen Plausch ändern?
    »Wer ist noch mit euch gekommen?«, fragte Mogda.
    »Die junge Hexe und ihr Liebster«, dröhnte Wulbarts Stimme aus dem Dickicht. »Außerdem die Wasserratten und ihr Kapitän. Sie lagern drei Meilen in südlicher Richtung und warten auf unsere Rückkehr. Nur der einarmige Hauptmann ist in Turmstein geblieben und kuriert sich dort aus.«
    Mogda hatte sich schon gedacht, dass Cindiel es sich nicht nehmen lassen würde, sie zu begleiten. Dennoch hatte er gehofft, dass die junge Liebe zu Finnegan sie zurückhalten würde. Der Kampf zwischen Ordnung und Chaos würde seine Opfer fordern, und Mogda musste verhindern, dass seine Freunde, seien es Menschen oder Oger, aufeinander losgingen.
    »Wulbart, hör mir zu. Du musst die anderen westlich aus dem Wald und dann zum Pass zur Roten Wüste führen«, rief Mogda.
    »Warum sollte ich das tun?«, antwortete der Barbar und trat aus dem Wald hervor. »Seit Tagen verfolgen wir euch. Sie wollen nur helfen.«
    »Genau das ist es. Sie wollen uns helfen, können es aber nicht. Du hast gesehen, was die Menschen ausrichten können. Sie würden alle sterben, und du wärest der, der sie in den Tod geführt hat. Willst du das?«
    Menschen waren leichter zu beeinflussen als Zwerge. Doch es bedurfte nur eines kurzen Nickens von Dranosil, und Wulbart war einverstanden.
    »Die junge Hexe wird die List bemerken. Was soll ich ihr sagen, wenn sie Antworten will?«
    »Sag ihr, dass ich sie bei Usils Haus treffe, wenn alles vorbei ist.«
    Gnunt und Mogda machten sich zusammen mit den Zwergen auf den Weg. Es würde bis zum Abend dauern, den Rest des Heeres wiederzufinden. Wulbart blieb zurück und beobachtete sie, bis sie außer Sicht waren. Dann kehrte er zurück zum Lager der Menschen.

51
Geflüchtet
    Das Wetter war kälter geworden, und es hatte wieder zu regnen begonnen. Starker Wind peitschte die Nässe in die Gesichter der kleinen Truppe, doch Mogda und die Zwerge ließen sich davon nicht aufhalten.
    Die neuen Gefolgsleute von Dranosil waren ausnahmslos Zwerge aus Turmstein, die dort einem Handwerk nachgegangen waren. Zwischen Schmieden und Steinmetzen fanden sich auch Edelsteinschleifer und sogar ein Goldschmied. Alle waren einst aus dem Norden des Landes gekommen, aus dem Reich König Braktobils. Obwohl sie schon vor Jahren oder Jahrzehnten die Zwergenbinge verlassen hatten, waren sie mit dem Volk aus dem Norden eng verbunden geblieben.
    Mogda überraschte die gute Verfassung der bärtigen Stadtbewohner. Keiner ließ sich die Anstrengungen des langen Marsches anmerken. Sie schienen besser mit der schlechten Witterung zurechtzukommen als ihr Anführer.
    »Das Leben unter der Erde ist um einiges angenehmer«, fluchte Dranosil. »Die Kinder Grothaks sollten nahe der Steine und Erze leben, und sie sollten das Feuer nutzen, um sich Metalle gefügig zu machen. Wind und Wasser sind Elemente, auf die ein Zwerg verzichten kann. Wir wissen, wie man sich eine ordentliche Behausung baut.« Missmutig starrte er in den Himmel. »Wenn ich mich nicht bald an einem Feuer wärmen kann, werden mich die Eisigen noch als einen der ihren ansehen.«
    »Wie es aussieht, hat dich dein Gott erhört«, erwiderte Mogda und zeigte Richtung Norden. »Wenn er dir jetzt noch genügend Verstand gegeben hat, um meine Brüder nicht zu verärgern, wirst du in Kürze behaglich am Feuer sitzen und dich wärmen.«
    »Und was, wenn nicht?«, fragte Dranosil lauernd.
    »Dann wirst du näher am Feuer sein, als dir lieb ist. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass vierhundert hungernde Oger nicht lange fragen, woher das Fleisch kommt, das sie gerade essen.«
    Dranosil schluckte seinen Ärger über Mogdas Drohung herunter und erwiderte nichts.
    »Sie sind nicht sonderlich weit gekommen«, stellte Mogda halblaut fest.
    »Das Wetter, ich sag es doch«, erklärte der Zwerg unaufgefordert.
    Von weitem schon sah Mogda, dass sich das Ogerheer nicht auf eine kurze Rast eingerichtet hatte. Die Oger fällten Bäume, rammten Pfähle in die Erde und entzündeten große Feuer. Wachen waren aufgestellt, die mit Hornsignalen die Ankunft von Mogda und den Zwergen ankündigten.
    Erst jetzt wurde Mogda auf das Gewitter aufmerksam, das sich über dem zwanzig Meilen entfernten Bergwall zusammenbraute. Das Gebirge zu überqueren, ohne den Pass zu benutzen, war nur bei

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