Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
Vom Netzwerk:
glaube, Ihr werdet keinen Einlass finden. König Wigold hat Wachen an den Stadttoren aufgestellt, um Fremde fernzuhalten.«
    »Ich bin nicht fremd«, sagte der Alte. »Meine Familie erwartet mich in Sandleg.«
    »Ach, Eure Familie wohnt in der Stadt«, staunte Felton.
    »Nein, sie kommt mit dem Schiff.«
    Lord Felton fragte sich, was der Mann ihm noch alles auftischen würde, doch der Alte nickte ihm nur kurz zu und setzte seinen Weg in Richtung Stadttor fort.
    »Wie ist Euer Name?«, rief Felton ihm nach.
    »Elliah.«
    Am Nachmittag hatte Lord Felton die merkwürdige Begegnung schon fast wieder vergessen. Große dunkle Segel waren am Horizont aufgetaucht und hielten auf die Stadt zu. Der Wind stand günstig, und einige seiner Berater meinten, die Schiffe würden den Hafen noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Felton war das nur Recht. Je eher die Elfen kamen, desto früher konnte er seinen unwürdigen Posten verlassen und wieder zurück nach Osberg reiten. Er freute sich darauf, einen Blick auf das verschollen geglaubte Volk werfen zu können.
    Tatsächlich waren die Schiffe der Elfen am frühen Abend nur noch eine Meile vom Hafen entfernt. Fünf mächtige Barken hielten auf Sandleg zu. Zwanzig weitere Schiffe folgten der Küste in südlicher Richtung und nahmen Kurs auf die übrigen Hafenstädte.
    Die Schiffe drehten in einem weiten Bogen bei, um die Einfahrt in den Hafen richtig zu nehmen. Seit der Überflutung der Roten Wüste hatte sich der Meeresspiegel um drei Fuß gesenkt und machte das Manövrieren in Küstennähe besonders schwierig.
    Erst jetzt bemerkte Lord Felton die auffällige Bauweise der Schiffe. Dreimastbarken wirkten normalerweise elegant und hatten einen schmalen Rumpf, um selbst bei schwacher Brise noch gut voranzukommen. Doch diese hier waren breit und unförmig. Ihr bulliges Aussehen, die kargen Aufbauten sowie die pechgetränkten Planken und die grauschwarzen Segel schienen Felton nicht gerade typisch für elfische Bauweise zu sein. Wie schwere Kriegsschiffe lagen sie im Wasser und trotzten jeder Welle. An Bord standen zahlreiche in dunkle Stoffe gehüllte Gestalten, die wenig Interesse am Jubel im Hafen von Sandleg zeigten. Wie mächtige Geisterschiffe liefen sie im Hafenbecken ein. Wo sonst die Segel gerafft, die Anker klargemacht und die Stegleinen vorbereitet wurden, herrschte jetzt nur dunkles Schweigen. An Bord schienen keine Vorbereitungen getroffen zu werden, aber die Schiffe fanden dennoch ihren Weg.
    Dicht gedrängt standen die Bürger an der Absperrung des Hafens, schwenkten selbst genähte Fahnen und begrüßten die Neuankömmlinge mit Jubelrufen. Die Soldaten hatten alle Hände voll zu tun, die euphorische Masse zurückzuhalten. Dahinter standen im Schutz der königlichen Leibgarde eine Delegation des Adels sowie König Wigold selbst, um die Elfen willkommen zu heißen.
    Im Gegensatz zum einfachen Volk befleißigte sich die Delegation einer würdevollen Zurückhaltung. Die Einhaltung des Protokolls und die Wahrung der Etikette waren oberstes Gebot.
    Die Schiffe der Elfen kamen schließlich zum Stillstand und säumten die komplette Hafenmauer. Obwohl sie weiterhin unter vollen Segeln standen, bewegten sie sich keinen Fuß von ihrem vorgesehenen Platz. Erst jetzt bemerkte Lord Felton die schweren Katapulte am Bug und am Heck jedes Schiffes. Diese Waffen waren für einen Seekampf absolut ungeeignet. Die groben Wurfkörbe konnten nur große Felsbrocken laden, die zum Durchbrechen von Stadtmauern gedacht waren. Die meisten Städte besaßen auf der Seeseite keine Stadtmauern. Die Bewaffnung ergab also keinen Sinn, doch als Felton sah, dass die Katapulte nicht geladen waren, sondern nur als Aufbewahrungsort für altes Tauwerk dienten, löste sich seine Anspannung wieder.
    Ruhig lagen die Schiffe im Wasser, und auch die Menge an der Mole verstummte zunehmend. Als sich an Bord noch immer keine Regung zeigte, wurden in der Abordnung der Adligen die ersten ratlosen Blicke gewechselt.
    Lord Felton gab Leutnant Tossil zu verstehen, dass er sich dem Geschehen weiter nähern wollte, als fast zeitgleich die Katapulte auf den Barken ihre Ladungen in die Stadt feuerten. Die großen schwarzen Knäuel, die sich aus den Körben lösten, entwirrten sich in der Luft und regneten als breit aufgefächerte Netze zu Boden. Großflächig bedeckten sie verschiedene Plätze und Straßen in Sandleg.
    Felton riss sein Pferd herum und gab Alarm. In wenigen Augenblicken waren die Soldaten aus Osberg zur

Weitere Kostenlose Bücher