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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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zurück an Bord eines Schiffes. König Wigold hatte er liegen lassen wie ein Stück totes Vieh. Das Gesicht des Königs war rot aufgequollen und bis zur Unkenntlichkeit zerschunden. Die dunklen Elfen strebten weiter ins Zentrum der Stadt. Felton fiel ein solides Haus ins Auge, direkt an der Mole. Die Fensterläden konnte man schließen, und die Tür machte einen festen Eindruck. Der junge Mann hockte immer noch hinter dem Pferdekadaver und blickte sich ängstlich um.
    Von den feindlichen Wesen war im Moment nichts zu sehen. Vermutlich wüteten sie in der Stadt. Felton nutzte die Zeit und sprang vom Dach.
    »Kommt, wir müssen Deckung suchen. Im Freien sind wir diesen Kreaturen unterlegen«, forderte er den Metzger zum Mitkommen auf. Zusammen rannten sie Richtung Hafen.
    Der feste steinige Boden wurde abgelöst durch schwere Bootsplanken, auf denen der vordere Teil der Stadt erbaut worden war. Darunter hörte man die Wellen, die gegen die geteerten Stützpfeiler klatschten.
    Auf dem Weg zu dem Haus, das Felton ins Auge gefasst hatte, scharten sich immer mehr Bürger und Soldaten um ihn. Anscheinend fühlten sie sich im Schutz eines Lords von Nelbor sicherer als allein. Doch wurden unterwegs immer noch viele von den kleinen Pfeilen der Elfen getroffen und brachen nach wenigen Schritten zusammen. Gerade mal sechzehn einfache Bürger, vier Soldaten und der Lord schafften es bis zu der dürftigen Zuflucht. Felton verbarrikadierte die Tür und rammte sein Schwert durch eine der Fugen, um einen Sehschlitz zu haben. Keuchend blickte er sich um und begutachtete seine Mitstreiter. Sie waren am Ende ihrer Kräfte.
    Das Gebäude, in dem sie sich befanden, war eine Schenke. Felton zog einen Tisch heran und schob ihn unter eine Dachluke. Er kletterte hoch, öffnete den kleinen Schott und wollte sich daran hochziehen, um einen besseren Überblick zu bekommen. Seine Finger griffen in Glasscherben, die den Rand der Luke säumten, um Getier fernzuhalten. Er ließ sich wieder auf den Tisch zurückfallen und krümmte die blutenden Finger. Doch er gab nicht auf, legte seinen Wappenschurz ab und warf ihn schützend über die Scherben. Dann wagte er einen neuen Versuch. Unter Schmerzen zog er sich hoch und steckte den Kopf ins Freie. Die dunklen Elfen waren überall. Viele hockten auf den Dächern und verfolgten von dort aus die fliehenden Menschen mit ihren Pfeilen.
    Felton spürte einen stechenden Schmerz an seiner linken Wange. Schnell flüchtete er wieder ins Innere der Schenke und zog sich den kleinen Holzstachel aus dem Fleisch. Dann brach er zusammen.

23
Die Prophezeiung
    Der fast zwei Fuß lange und zwölf Pfund schwere silbrig blaue Barsch hatte schon vor zehn Minuten aufgehört, sein Maul zu bewegen, doch Mogda konnte seinen Blick einfach nicht von dem Fisch abwenden. Er war mit einer Welle zwischen die Felsen gespült worden und nicht wieder herausgekommen, während das Wasser durch die engen Spalten zurück ins Meer floss.
    »Er ist tot, Mogda«, sagte Barrasch in dem Bewusstsein, dass er dem Oger nichts Neues erzählte. »Du hast doch gesagt, dass du schon häufiger Fisch gegessen hast.«
    Mogda schob die breite Klinge seines Schwertes unter die Schwanzflosse und bewegte sie damit in rhythmischen Bewegungen.
    »Glaub mir, er ist tot«, wiederholte Barrasch. »Hast du etwa Angst vor einem toten Fisch?«
    Mogda spießte den Fisch auf und hielt ihn Barrasch entgegen.
    »Wäre es dir lieber, ich hätte ihn lebendig heruntergeschlungen?«
    Barrasch drückte die Klinge mit dem Fisch beiseite.
    »Ihr Oger seid schon ein merkwürdiges Volk. Im Namen eures Gottes habt ihr früher Gräueltaten begangen, die ihresgleichen suchen, und wenn ihr Hunger gelitten habt, waren sogar Haustiere nicht sicher vor euch. Und jetzt, wo dir eine wirkliche Delikatesse angeboten wird, zierst du dich so.«
    Mogda schleuderte den Barsch zurück ins Meer und zielte eine Sekunde später mit der Spitze seiner Klinge auf die Brust des Hauptmanns.
    »Wenn Tabal gewollt hätte, dass wir Fische roh essen, hätte er uns nicht so stark gemacht, dass wir euch euer Vieh einfach wegnehmen können. Das merkwürdige Volk seid ihr, denn euer Gott hindert euch nicht einmal daran, euch gegenseitig zu töten.«
    »Dir muss man wirklich deine magische Schläue zugute halten. Du hast Glück gehabt mit dem Amulett«, lachte Barrasch und versuchte erneut, die Klinge wegzustoßen. Doch der Kraft des Ogers war er nicht gewachsen; die Spitze zielte weiterhin auf seine

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