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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Mogda spürte, wie das Schlafgift in seinem Körper zu wirken begann. Seine Beine wurden von Schritt zu Schritt schwerer, ein stetiger Pfeifton heulte in seinen Ohren, und außer leuchtenden Umrissen konnte er kaum etwas erkennen.
    Die vier verringerten ihr Tempo, bis sie schließlich stehen blieben. Sie waren in einem Gewölbe angelangt, in dem ganz Osberg Platz gefunden hätte. Vom Grund der Höhle bis zur Decke waren es über hundertfünfzig Schritt. Ziegel und Holz bildeten ein Gerüst, das dem Skelett eines Titanen ähnelte. Bogenförmig wie die Rippen eines Brustkorbes stützte das Bauwerk die Hülle.
    Die vier standen kurz unterhalb der Decke und starrten in die Tiefe. Mogda erkannte, wie Barrasch auf etwas schräg unter ihnen deutete, doch was er sagte, wurde von dem Pfeifen in seinen Ohren übertönt. Die anderen begannen, sich an den Gerüstteilen entlangzuhangeln. Mogda folgte ihnen, ohne zu wissen, ob das Gebälk seinem Gewicht standhalten würde. Nur sein Tastsinn war es, der ihm einen Eindruck davon vermittelte, wo er sich gerade befand. Zu seiner Erleichterung hatten sie ihr Ziel schnell erreicht.
    Schlaftrunken sackte er in sich zusammen. Zunächst führte er das Schaukeln seiner Umgebung und die Beengtheit auf das Gift zurück, bis er merkte, wo er sich tatsächlich befand. Er hockte mit angewinkelten Beinen in einer Erzlore der Zwerge. Der Schock brachte sein Blut in Wallung und schärfte seine Sinne jedenfalls so weit, dass ihm der Schweiß ausbrach. In den vergangenen Jahren hatte man ihn immer zu überreden versucht, eine Fahrt in den Loren des Drachenhorstes zu wagen, aber obwohl die Streckenabschnitte übersichtlich waren, missfiel ihm das Gefühl des Kontrollverlustes.
    Er hoffte, dass seine Augen ihm immer noch einen Streich spielten und dass das Durcheinander an Schienen und Stützbalken nur ein Trugbild darstellte. Doch als sich die Lore mit ihren vier Insassen in Bewegung setzte und in rasender Fahrt nach unten schoss, wusste er, dass dem nicht so war.
    Er spürte, wie die anderen sich an seinen Armen und Beinen festklammerten. Die Schussfahrt endete in einer harten Kurve und einem steilen Anstieg. Mogda drehte sich der Magen. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten, und er hatte das Gefühl, ihm werde die Stirn über die Augen gezogen. Nachdem die Lore fast zum Stillstand gekommen war, hatte sie eine neue Anhöhe erreicht, und die Tortur begann von neuem.
    Ein Blitzstrahl schlängelte sich durch das Gewirr von Holz, Stein und Eisen. Mogda erkannte den Nesselschrecken, der oben am Durchbruch stand und ihre Fahrt beobachtete. Für einen Moment glaubte er die Elfen zu sehen, die grazil zwischen den Stützen umherwirbelten und ihnen nachstellten. Ein weiterer Blitz züngelte, wie vom Metall angezogen, auf die Lore zu und krachte kurz vor ihnen in eine Säule, die einen Teil der Schienen über ihnen trug. Gesteinsbrocken prasselten auf sie nieder, und Mogda wurde an der Schulter getroffen. Schützend beugte er seinen Oberkörper über die drei Menschen. Es würde nicht lange dauern, bis ein Blitz sein metallenes Ziel fand oder ein Stück Schiene vor ihnen zum Schmelzen brachte.
    Und richtig, nur wenige Schritte hinter der Lore entlud sich der nächste Blitzstrahl in den Schienen und züngelte von einer Gleisseite zur anderen. Mogda fühlte, wie die Energie in das Metall ihres Gefährtes aufgesogen wurde und seinen Körper durchströmte. Eine der Stützsäulen begann zu kippen und zog die angrenzenden Aufbauten mit sich. Der massive Pfeiler stürzte auf die Stecke hinter ihnen und zog wie in einer Kettenreaktion alles in die Tiefe.
    Die Lore raste über eine Gesteinsbrücke auf den hell erleuchteten Tunnel zu. Die vier schossen mit ihrem Gefährt ins Licht, und erst im letzten Moment erkannte Mogda, dass es kein Tunnel, sondern ein Durchbruch war, der nach draußen führte. Durch eine kleine Schanze wurde die Lore hochkatapultiert und flog durch die Luft.
    Der freie Fall währte nicht lange, denn der Durchbruch endete kurz über dem Meeresspiegel. Augenscheinlich war dies die Methode, wie die Zwerge ihren Abraum aus dem Berg schafften.
    Die Lore klatschte ins Wasser und überschlug sich. Mogda hatte nur einen Gedanken: Er musste es zurück an Land schaffen, bevor das Gift seinen Körper vollends lähmte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Cindiel neben ihm auftauchte, und hinter ihm rief Finnegan nach dem Hauptmann.
    Schnell hatte Mogda wieder Boden unter den Füßen und hoffte, dass es den

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