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Der Rubin im Rauch

Der Rubin im Rauch

Titel: Der Rubin im Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Monate dort gewesen, bis
zu ihrem Untergang. Also, sie hat 'n bißchen 'n schlechten Ruf
gehabt, die ,Lavinia'. Nicht mal so sehr sie selbst, aber die
Eigentümer, 's gibt Schufte genug im Südchinesischen Meer, weiß
Gott, von Schmugglern über Piraten bis zu allen möglichen
Halsabschneidern -- aber Lockhart und Selby warn noch 'ne ganz
andre Sorte von Schwindlern. Vielleicht sogar noch schlimmer."
„Mein Vater nicht", sagte Sally heftig.
„Nein", bestätigte Bedwell. „Das gebe ich zu. Ihr Vater war ein
guter Mensch
-- das hab ich zwei Tage, nachdem er an Bord
gekommen ist, erfahren. Es waren die anderen Männer, die seinen
Namen und den der Firma benutzt haben, die für den schlechten Ruf
verantwortlich waren."
„Aber was hat's denn mit dem schlechten Ruf auf sich gehabt?"
fragte Frederick.
Bedwell schaute sein Glas an, und Sally füllte nach.
„Ich weiß nicht, was Sie über die Chinesen im Malaiischen
Archipel wissen", sagte er. „Es gibt da alle möglichen
Querverbindungen, was Einfluß und Druck angeht
-- politisch,
wirtschaftlich und kriminell... und dann gibt's da noch die
Geheimgesellschaften. Es heißt, daß das ursprünglich
Widerstandsgruppen waren, die gegen die Manchu Dynastie, die
China regiert, waren. Und ich glaub, manche sind auch ganz harmlos
-- so was wie 'ne Gemeinschaft, die sich um die eigenen Leute oder
die Verwandten kümmert, und so'n bißchen was Rituelles kommt
dann noch dazu. Aber dann gibt's da noch ganz gefährliche. ,The
Triads' nennen sie sich - "
„Die kenn ich!" rief Jim plötzlich. „Die Gesellschaft vom
Schwarzen Drachen! Und die Brüder von der Scharlachroten Hand!
Da gab's 'ne Geschichte über die in ,Gruselgeschichten für junge
Engländer'."
„Ach, halt die Klappe, Jim", sagte Sally.
„Das gibt's wirklich. Machen Sie weiter, Mr. Bedwell."
„Ich glaub, daß deine Groschenromane Ammenmärchen dagegen
sind, mein Lieber. Mord -- Folter -- ich wollt' lieber in die Hände der
Spanischen Inquisition fallen als den ,Triad Societies' in die Quere
kommen."
„Aber wo ist der Zusammenhang mit Lockhart und Selby?" fragte
Sally.
„Also, es hieß, daß die Firma -- ihre Makler und Direktoren -- mit
einer der Gesellschaften gemeinsame Sache gemacht haben. Auf
Befehl der leitenden Männer."
„Was!" sagte Frederick.
„Alle?" fragte Sally. „Auch ein Mann namens Hendrik van Eeden?
Mein Vater hat gesagt, daß man dem trauen könne."
„Den kenne ich nicht, Miss Lockhart. Aber es gibt Dutzende von
Maklern, und das war nur ein Gerücht. Wahrscheinlich hat Ihr Vater
recht gehabt."
„Was passierte, als er an Bord kam?"
„Also, als erstes ist uns 'ne Frachtladung entgangen. Mr. Lockhart
kam unerwartet an Bord. Er hat einen Diener bei sich gehabt -- einen
Malaien namens Perak. Ist ihm nicht von der Seite gewichen. Auf
jeden Fall hätten wir 'ne Ladung Stoffballen an Bord nehmen sollen,
und das ist plötzlich gestrichen worden. Wir haben Befehl gehabt,
Ballast aufzunehmen, und das ist dann plötzlich auch aufgegeben
worden. Schließlich ham wir dann an einem ändern Liegeplatz
angelegt und ham 'ne Ladung Mangan an Bord genommen. Eine
Woche lang sind wir im Hafen gewesen."
„Wer hat den Befehl gegeben?" fragte Frederick. „Mr. Lockhart?"
„Nein. Der Makler am Ort. Mr. Lockhart war wütend und ist, wer
weiß wie oft, zwischen Hafen und Büro hin- und hergependelt. Ich
hab's ihm nicht verübelt; mir ist das auch gegen den Strich gegangen
-- so macht man keine Geschäfte, war einfach schlampig. Ihm hat's
auch gestunken, und ich glaub, er hat gemerkt, was ich so denke. In
der Woche ham wir angefangen, miteinander zu reden. Perak, der
Diener, hat immer Notizen gemacht -- er war Schreiber, hat Mr.
Lockhart gesagt. Auf jeden Fall haben wir dann schließlich am 28.
Juni in Singapur die Segel gesetzt und wollten mit der Manganfracht
da nach Shanghai segeln. Am ersten Nachmittag ham wir dann die
schwarze Dschunke gesehn.
Klar, daß es da 'ne Menge Schiffe gibt und 'ne Dschunke ist dort
schließlich nichts Außergewöhnliches, aber mir hat sie gle ich nicht
gefallen. Sie is nich tief im Wasser gelegen, hat 'n schwarzen Rumpf
und schwarze Segel gehabt und hat uns irgendwie beobachtet. Zwei
Tage und Nächte is sie querab gewesen und wir hätten ihr leicht
davonsegeln können -- wenn der Rumpf weit aus dem Wasser ragt,
heißt das, daß sie den ganzen Wind abbekommen und sie können nich
wie 'n Schoner wenden. Wir hätten sie abhängen und schnell nach

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