Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
Annehmlichkeiten erhalten, die wir euch geben können«, versprach Amberon. »Zuerst aber muss ich euren Bericht hören. Kommt und begleitet mich in mein Zelt, wo ihr mir alles erzählen könnt.«
Thut Thul Kanen frohlockte. Die Rose des Nordens war zurückgekehrt! Wer hatte ahnen können, dass sie das Lager mit einem magischen Tarnmantel verlassen hatte? Nun war sie zurück, und der Erfüllung seiner Pläne stand nichts mehr im Wege.
Noch in der Nacht, bevor er sich auf den harten Sandsack zum Schlafen legte, schrieb Thut Thul Kanen in schwungvollen Buchstaben eine Botschaft an den Heerführer Amberon auf das vergilbte Pergament; und während er schrieb, umspielte ein Lächeln sein Gesicht.
26
Dualars Zelt im Lager von Eisgarth war von schneidender Kälte erfüllt, als er und Tenan darin ein kärgliches Morgenmahl aus trockenem Brot und hartem Käse verzehrten. Tenan schmeckte es nach den Entbehrungen der letzten Tage so gut wie das Festessen an der Tafel eines Königs.
»Wie lange werden wir wohl in Eisgarth bleiben?«, fragte er. »Ich kann es kaum erwarten, bis das Heer gen Leremonth zieht.«
»Nicht mehr als zwei Tage«, antwortete Dualar. »Doch die brauchen wir, um uns etwas zu erholen, bevor der große Feldzug beginnt. Amberon erläuterte mir gestern Abend unseren Angriffsplan, den ich auch dir erklären will. Falls du in zukünftiger Zeit jemals einen Trupp von Dan-Kriegern führen solltest, ist taktisches und strategisches Wissen von größter Bedeutung.«
Tenan setzte sich gespannt auf.
»Die Dan werden die Bucht umzingeln und das Hauptlager aus drei Richtungen attackieren«, begann Dualar. »Leider haben wir nicht genügend Tarnumhänge, aber wir sind bestens darin geschult, uns unhörbar anzuschleichen. Sobald alle in Position sind, wird der Befehl zum Angriff gegeben.«
»Dann werde ich die Dan endlich kämpfen sehen!«, rief Tenan begeistert.
»Trotz unserer Überlegenheit wird es ein harter, blutiger Kampf werden«, meinte Dualar weit weniger optimistisch. »Beide Seiten werden hohe Verluste zu verkraften haben.«
Tenan erinnerte sich an seinen ersten Kampf, damals auf der Dakany. Beinahe hätte ihn einer der gewaltigen Gredow-Krieger getötet. Er sah die blutgierig leuchtenden Augen vorsich, die ihm seitdem in seinen Albträumen stets entgegenstarrten. Wieder fühlte Tenan eine Welle des Hasses in sich aufsteigen – diese Kreaturen verdienten nicht zu leben! Und er stelle die Frage, die ihn am meisten beschäftigte: »Werde ich auch an der Schlacht teilnehmen dürfen?«
»Ich weiß, dass dies dein größter Wunsch ist«, antwortete Dualar.
Aus seinem Gesichtsausdruck konnte Tenan bereits die Ablehnung herauslesen, und er ließ die Schultern hängen. Wann würde ihn der Hauptmann endlich für würdig halten, seinen Mut und seine Kräfte unter Beweise zu stellen?
»Kein Grund, sich zu grämen«, beschwichtigte ihn Dualar. »Du wirst eine andere, besondere Aufgabe erhalten.«
»Eine besondere Aufgabe?« Argwöhnisch horchte Tenan auf – vermutlich würde Dualar versuchen, ihn mit fadenscheinigen Gründen von der unmittelbaren Kampfzone fernzuhalten.
»Ich habe dich für einen besonders gefährlichen Auftrag auserwählt«, sagte der Hauptmann, »da es eine gute Gelegenheit ist, deine neu gewonnenen Fähigkeiten zu erproben. Die Mission ist gewissermaßen eine Prüfung, die über deine Aufnahme in den Orden entscheidet.« Dualar warf ihm einen Blick zu und lächelte. »Deshalb werde ich dich begleiten.«
Tenans düstere Stimmung war wie weggeblasen. Endlich! »Um was handelt es sich?«, fragte er eifrig.
Dualar schob seinen Teller zur Seite und wischte sich schmunzelnd den Mund. Tenans Eifer schien ihn zu belustigen. »Wie ich schon sagte: Die Dan werden das Lager der Gredows angreifen, um sie von ihrer Versorgung abzuschneiden und ihre Befehlszentrale zu zerschlagen. Gleichzeitig liegt Lord Amberon aber auch daran, den Dronth-Brecher zu kapernund in unsere Gewalt zu bringen. Wenn dies gelingt, hätten wir einen starken Trumpf gegen Achest in der Hand, denn mit dem erbeuteten Schiff könnten wir unerkannt bis vor die Tore Nagathas segeln. Das würde uns einen gewaltigen Vorteil verschaffen.«
»Wie sollen wir in Besitz des Schiffes gelangen?« Tenans Augen leuchteten.
»Da sich die meisten Gredows im Lager an Land befinden, nehmen wir an, dass sich nur wenige an Bord aufhalten«, sagte Dualar. »Um den Dronth zu kapern, müssen wir sie vom Schiff vertreiben oder töten.«
»Das wird
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