Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
nicht leicht sein«, meinte Tenan nachdenklich. »Je nachdem, wie viele Gredows sich noch an Bord befinden, haben wir eine Menge zu tun.«
»Und aus eben diesem Grund brauchen wir die besten Männer für diese Mission«, fuhr Dualar fort. »Höre nun, wie wir vorgehen werden: Während die Schlacht am Ufer tobt, wird sich unter Amberons Führung ein kleiner Trupp von Dan-Kriegern dem Dronth-Brecher in einem Boot von der Seeseite her nähern und unbemerkt an Bord klettern. Der Erzmagier und ich besprechen noch die verschiedenen Möglichkeiten, mit denen wir die Mannschaft ausschalten können, aber ich bin sicher, dass wir einen Weg finden werden. Und du, Tenan von Esgalin, wirst uns auf dieser Mission begleiten!«
Tenan jubelte innerlich. »Es ist mir eine Ehre«, strahlte er. »Habt Dank für Euer Vertrauen, ich werde Euch nicht enttäuschen!«
»Freu dich nicht zu früh«, erwiderte Dualar. »Uns allen droht große Gefahr, und nicht nur durch Achests Krieger.« Er seufzte, und Sorgenfalten furchten seine Stirn »Auch die Schattenwesen der Grauen Sphären stellen eine große Bedrohungfür Algarad dar, gegen die wir bis jetzt kaum etwas unternehmen konnten. Es wäre fatal, sie gänzlich aus den Augen zu verlieren. Doch es gibt möglicherweise eine Möglichkeit, Einfluss auf sie zu nehmen, zumindest auf einige von ihnen.« Er blickte Tenan nachdenklich an, der sich nach vorn beugte und lauschte. »Vieles von dem, was ich dir nun beibringen möchte, mag dir fremd und seltsam erscheinen, aber ich bitte dich, mir zu vertrauen.« Wieder zögerte er einen kurzen Moment, bevor er hinzufügte: »Nicht alles davon steht in Übereinstimmung mit den Lehren der Dan.«
Tenan blickte ihn verwirrt an. »Habt Ihr mir nicht gesagt, ich solle mich unter allen Umständen daran halten?«
»Das habe ich«, gab Dualar zu, »aber in diesem Falle muss ich eine Ausnahme machen. Das Wohlergehen Algarads geht vor.«
Er erhob sich, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann, langsam im Zelt auf und ab zu laufen. »Ich habe eine ungewöhnliche Idee, die funktionieren könnte, wenn man richtig dabei vorgeht.« Als er Tenans skeptische Miene bemerkte, sagte er: »Höre dir erst an, was ich zu sagen habe, bevor du dir ein Urteil bildest.«
Tenan runzelte die Stirn und wartete gespannt.
»Nicht alle Schattenwesen stehen vollkommen auf der Seite des Feindes und unter dem Einfluss des Bash-Arak«, erklärte Dualar. »Du selbst hast bereits erfahren, dass einige von ihnen an ihrem Herrn und Meister zweifeln und darauf hoffen, irgendwann aus dem Zustand des ewigen Zwielichts erlöst zu werden.« Er blickte Tenan scharf an. »Wir könnten versuchen, eben diese Wesenheiten auf unsere Seite zu ziehen und mit uns zu verbünden.«
Ein kalter Schauer jagte Tenans Rücken hinab. »Aber siebefinden sich doch vollkommen unter dem Einfluss des Bash-Arak!«, rief er entsetzt. »Sie werden sich niemals aus seinem Bann lösen können.«
Der Hauptmann wiegte den Kopf. »Bist du dir dessen so sicher? Es gibt jemanden, der eine größere Macht über sie besitzt als der Bash-Arak.«
»Und wer sollte das sein?«
Dualars Augen nahmen einen dunklen Glanz an, als er eine Gegenfrage stellte: »Was weißt du über die Magie der Enim?«
Tenan zuckte verwirrt die Achseln. Was hatte das damit zu tun? »Ihr selbst habt mir vor ein paar Wochen ein wenig von ihnen erzählt, und auch Osyn erwähnte sie einst. Das Volk der Enim hatte die Macht, die Unai, die Schatten, zu lenken.«
Dualar berichtigte ihn. »Vor ihrem Sturz in die Finsternis trugen die Schatten noch einen anderen Namen. Man nannte sie Ingarath, was so viel wie Wesen der Weißen Sphären‹ bedeutet. Erst durch ihr Bündnis mit dem Bash-Arak wurden sie zu Unai, zu Bewohnern der Grauen Sphären. Doch nun zurück zu dem, was ich dir erzählen wollte.« Er räusperte sich. »Die Enim übten mithilfe der Kristalle von On Kontrolle über die Ingarath aus. Sie gehorchten den Enim und taten, was sie befahlen. Es gab aber stets einen unter den Magiern der Enim, dessen Macht größer und stärker war als die der anderen seines Volkes. Er als Einziger benötigte keine magischen Kristalle, um zwischen den Sphären zu wandern und die Wesenheiten zu lenken, er konnte dies aus eigener Macht bewerkstelligen. Die außergewöhnlichen Kräfte dieser Männer gingen von den Vätern auf die Söhne über, und die entsprechenden Familien genossen großes Ansehen in ihrem Volk. Diejenigen Enim mit dieser besonderen
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