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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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herrührte. Ein würziger Geruch nach Sandelholz und Pinien schwängerte die Luft, durchmischt mit dem Geruch des Zegon, eines Steins, der ein schweres, betäubendes Aroma verströmte, wenn man ihn zu Pulver zerrieb. Eine goldgelbe Kristallkugel schwebte an der Decke und verbreitete ein angenehmes warmes Licht, dessen Strahlen ein paar dreibeinige Holzhocker beleuchteten, die an den Wänden standen.
    Der Dan-Novize verbeugte sich vor Tenan und glitt zurück in den Gang, die dunkle Tür schloss sich geräuschlos hinter ihm.
    Tenan war allein. Bis auf das leise Knistern der Kohlen war kein Laut zu hören.
    Er blickte nach oben und ließ das goldene Licht auf sein Gesicht scheinen. Es erinnerte ihn ein wenig an die Sonnenstrahlen eines Frühlingsmorgens in seinem Heimatdorf Esgalin. Seit er und seine Gefährten das Dunkel des Labyrinths unter dem Meer durchschritten hatten, gierte er nach Helligkeitund nutzte jede Gelegenheit, um das Licht zu genießen. Als er genug hatte, setzte er sich auf einen Hocker und ordnete die Falten seiner Robe. Die Sitzfläche war unbequem und zwang ihn, aufrecht zu sitzen, denn der Hocker hatte keine Lehne. Er strich über den weichen, edlen Stoff seiner Robe, die noch feucht war vom Regen. Fast kam er sich in dieser Kleidung schon wie ein richtiger Dan-Ritter vor. Wie lange mochte es noch dauern, bis er sie zu Recht als Novize trug? Und würde er überhaupt jemals in den Orden aufgenommen werden?
    Während er weiter auf Lord Amberon wartete, betrachtete Tenan die Steinwände. Mit Erstaunen gewahrte er zarte, golden pulsierende Linien an ihnen, doch sie verschwanden wieder, sobald Tenan sie genauer in Augenschein nehmen wollte. Waren es Runen?
    »Die Robe der Dan kleidet dich gut«, ertönte plötzlich die Stimme des Erzmagiers.
    Tenan zuckte zusammen.
    Erst als sich etwas bewegte, konnte er die Umrisse von Amberons Gestalt vor dem hellen Hintergrund der Wand erkennen. Auch der Erzmagier trug einen weißen Umhang und hatte die Kapuze über seinen Kopf gezogen, sodass sein wallendes schwarzes Haar und die prächtige violette Kleidung darunter verborgen blieben. Die ganze Zeit über hatte er sich im Raum befunden, und Tenan hatte ihn nicht bemerkt!
    Der Zauberer trat auf ihn zu.
    Verwirrt erhob sich Tenan und verbeugte sich tief, wie es unter den Dan Sitte war. »Mein Lord! Verzeiht, ich wusste nicht ...«
    Amberon warf die Kapuze in den Nacken. Seine Züge waren freundlich, er lächelte. »Ich bin es, der sich entschuldigen muss. Nachdem ich Nevren losgeschickt hatte, um dich zuholen, versank ich so tief in meiner Übung, dass ich Raum und Zeit um mich herum vergaß.« Er bedeutete Tenan, wieder Platz zu nehmen. »Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr erschreckt.«
    Natürlich hatte er das, aber Tenan wollte es nicht zugeben. »Ich habe Euch nur nicht gesehen in dem schwachen Licht.«
    Amberon lachte. »Es war nicht das Licht, das mich verborgen hielt, sondern ein alter Zauber, den jeder Dan bereits früh in seiner Ausbildung lernt. Wir können einen Schutzzauber um uns legen, der es uns erlaubt, für andere weitgehend unsichtbar zu bleiben. Das ist wichtig, wenn wir uns in Feindesland bewegen.«
    Tenan versuchte, seine Neugier und Anspannung zu verbergen, indem er seine Robe glättete.
    »Wie geht es deiner Verletzung durch das Schwert des Bash-Arak?«, fragte der Magier unvermittelt.
    Tenan fasste an seinen linken Oberarm und rieb über die Stelle, die immer noch von einem Verband mit heilenden Kräutern bedeckt war. »Es geht immer besser«, antwortete er. »Manchmal verspüre ich ein Ziehen im Arm, aber die Heilkünste der Dan-Ritter wirken vortrefflich.«
    Amberon nickte. »Du kannst wirklich von Glück sagen, dass wir dich so schnell behandelt haben. Der Streich eines Schwerts aus Schwarzem Feuer kann Unheil anrichten, nicht nur im Körper des Verwundeten, sondern auch in seiner Seele. Du kannst beruhigt sein: Es wird vermutlich nicht mehr als ein dunkles Mal an der Stelle zurückbleiben.« Amberon setzte sich auf einen Hocker ihm gegenüber. »Allerdings habe ich dich nicht rufen lassen, um mich nach deiner Genesung zu erkundigen. Mehr als deine Wunden interessieren mich heute die verschlungenen Wege deiner Vergangenheit.«
    Tenan runzelte die Stirn. »Was meint Ihr damit?«
    Amberon blickte ihn an. »Du hast vor einigen Tagen vor dem Rat des Hochkönigs die abenteuerliche Geschichte deiner Reise hierher erzählt. Manches von Achests Plänen wurde dadurch enthüllt, aber vieles

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