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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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bei sich trägt?«, rief Tenan verzweifelt. »Ihr könnt ihm doch Eilenna nicht einfach ausliefern!«
    »Niemand bestimmt über ihr Schicksal, nur sie selbst«, gab der Erzmagier milde zurück. »Wir können sie nur bitten, ihre Entscheidung gut zu überdenken.«
    Tenan schaute hilflos von einem zum anderen, seine Gedanken überschlugen sich. »Bogenschützen könnten Thut Thul Kanen töten, sobald er uns verraten hat, wo der Meledos versteckt ist«, schlug er vor. »Oder wir verfolgen ihn mit anderen Vyronen und fangen ihn ab, wenn er davonfliegt ...«
    »Meine Berater und ich haben uns auch darüber Gedanken gemacht, Tenan«, sagte Amberon düster. »Stell dir nur vor, er würde Eilenna als Schutzschild benutzen – nur allzu leicht könnte sie getroffen werden. Und eine Verfolgungsjagd und ein Kampf in der Luft wären genauso riskant. Nein, der Südländer hält die Fäden in der Hand.« Er trat zu Eilenna, die sich inzwischen aufgerichtet hatte und sich die Tränen von den Wangen wischte. »Es ist wahrlich eine schwere Entscheidung, die du treffen musst«, sagte er sanft. »Aber die Ritter von Dan werden sie akzeptieren, gleichgültig, wie sie ausfällt.«
    Eilenna strich sich das Haar aus dem Gesicht und lächelte schwach. »Ich danke Euch, Lord Amberon.« Ihre Augen blickten klar und ruhig, als sie tief Luft holte und sagte: »Mein Entschlusssteht fest: Ich werde Thut Thul Kanen in die Südlande folgen, damit der Meledos endlich in Sicherheit gebracht werden kann.«
    »Nein!« Tenans Ruf hallte durch das Zelt. Er konnte nicht glauben, dass sie zu diesem Opfer bereit war. »Du darfst nicht mit ihm gehen! Das ist die Sache nicht wert. Wir werden eine andere Möglichkeit finden, um ihm den Kristall abzunehmen! Mir wird schon etwas einfallen ...«
    Amberon hob beschwörend die Hände. »Eilenna, bedenke gut, auf was du dich einlässt, wenn du dem Südländer folgst. Wir werden dir nicht mehr helfen können, sobald du Gondun verlassen hast.«
    »Wenn ich dazu beitragen kann, den Sieg über Achest herbeizuführen und Algarad zu retten, will ich es gerne tun«, entgegnete sie entschieden.
    Tenan machte eine hilflose Geste und wandte sich ab. Er wollte nicht, dass jemand die aufsteigenden Tränen in seinen Augen sah. Der Gedanke, Eilenna nie wiederzusehen und in den Händen dieses brutalen und gewissenlosen Südländers zu wissen, war unerträglich. Nicht auszudenken, was sie in Shon erwartete! Seine Gedanken drehten sich fieberhaft im Kreise, aber ihm wollte nicht einfallen, wie er sie vor ihrem Schicksal bewahren konnte.
    »Wann soll die Übergabe des Kristalls vonstattengehen?«, fragte Eilenna gefasst. Sie war aufgestanden und ordnete sorgfältig ihr langes Kleid.
    »Bereits heute Abend«, erklärte Amberon. »Thut Thul Kanen wird am Fluss eine weitere Nachricht hinterlassen, in der er den Ort beschreibt, an dem der Austausch stattfinden soll. Der Südländer weiß ganz genau, dass er nun keine Zeit mehr verschwenden darf. Wahrscheinlich befindet er sich schonlange nicht mehr im Lager, denn ihm ist klar, dass wir nach ihm suchen werden.«
    »Ich werde alle Söldner aus den Südlanden rufen lassen und befragen«, sagte Dualar, »vielleicht finden wir eine Spur von ihm.«
    Doch der Erzmagier hielt ihn zurück, als er das Zelt verlassen wollte. »Wenn wir das tun, gefährden wir möglicherweise die Übergabe des Kristalls. Er darf nicht den Eindruck gewinnen, wir wollten ihn aufhalten und seine Pläne durchkreuzen, sonst wird der Austausch nicht stattfinden. Das hat er in seiner Botschaft deutlich gemacht.«
    »Ihr dürft nichts unternehmen, was die Mission gefährden könnte«, bekräftigte auch Eilenna. »Ich bin bereit, dem Südländer zu folgen. Macht Euch um mich keine Sorgen, ich werde mir zwischen den Barbaren schon zu helfen wissen.« Ihre Augen blitzten in gewohnter Streitlust.
    »Seid trotzdem vorsichtig und provoziert Thut Thul Kanen nicht«, mahnte Amberon. »Das Volk der Südländer ist stolz, und Thut Thul Kanen selbst ist ein grausamer und erbarmungsloser Kämpfer. Es gibt keinen Grund zu glauben, er sei außerhalb des Schlachtfelds milder gestimmt.«

33
    Der Himmel über dem Wald von Rhun war wolkenlos und übersät von Millionen leuchtender Sterne. Die schmale Sichel des abnehmenden Mondes schimmerte zwischen den Wipfeln der Tannen und Fichten, und die nächtlichen Rufe der Eulen und Käuzchen hallten durch die kalte Nachtluft.
    Tenan stapfte als Letzter des kleinen Zugs von Wanderern über den

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