Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
ab, dann verschluckte ihn die Schwärze der Nacht. Entkräftet ließ Tenan sein Schwert sinken.
Hinter ihm und über seinem Kopf knackte und krachte es unaufhörlich.
»Die Feuerblitze haben das Gestein beschädigt, die Höhle wird einstürzen!«, rief Amberon. »Mach, dass du rauskommst, Tenan!« Amberon zog Dualar, der bewusstlos schien, auf die Füße und schleifte ihn zu dem Höhlenausgang, durch den sie hereingekommen waren.
Auf Tenan ging ein Regen von Sand und kleinen Steinen nieder, ein Fels zersplitterte neben ihm auf dem Boden, Staub wirbelte auf und verdunkelte die Sicht, während weitere große Gesteinsbrocken herabfielen. Er musste die Höhle so schnell wie möglich verlassen. Der Durchlass, durch den der Schatten geflüchtet war, lag am nächsten, und so rappelte er sich auf und rannte darauf zu. Der Staub ließ ihn husten und nahm ihm den Atem, legte sich wie ein Schleier über ihn und verklebte seine Augen, nur mit Mühe konnte er draußen das schwache Licht des Mondes erkennen.
Er erreichte den Rand der Höhle und hechtete mit einem Sprung hinaus, rollte sich ab und kam sogleich taumelnd wieder auf die Füße. Der Hügel hinter ihm knirschte und bebte, als immer größere Bereiche der Höhle einstürzten. Nur weg von hier! Er wollte einen Schritt nach vorne machen, doch sein Fuß fand keinen Halt. Wild mit den Armen rudernd, kämpfteer um das Gleichgewicht und starrte entsetzt nach unten. Der Höhlenausgang endete auf einem schmalen Sims, der steil in die Tiefe abfiel. Das Geräusch rauschenden Wassers drang von unten herauf. Es gab keinen Fluchtweg, er saß in der Falle.
Eine Wolke Schmutz wehte über ihn, er hörte das Poltern und Krachen der herabfallenden Felsen, dann sackte der ganze Hügel hinter ihm ein. Die daraufstehenden Bäume beugten sich stöhnend zur Seite, ihre Wurzeln rissen aus dem Erdreich, und sie kippten auf Tenan zu. Wenn er stehenblieb, würden sie ihn erschlagen! Er hatte nur eine Wahl – er schloss die Augen und sprang in die kalte Finsternis.
Drittes Buch
1
Als Tenan erwachte, lag er in einem der Zelte der Heiler auf einem Strohballen. Sein Körper fühlte sich wie zerschlagen an und schmerzte; seine Kleidung war feucht und zerrissen, Schrammen und Kratzer bedeckten sein Gesicht, Arme und Beine. Mühsam hob er den Kopf.
»Ruhig, Tenan«, hörte er Dualars Stimme. »Meister Erdon sagte, du darfst dich nicht zu viel bewegen.«
»Was ist passiert?«, fragte Tenan schwach und ließ den Oberkörper wieder nach hinten sinken. Selbst diese kleine Bewegung schmerzte. Er schloss die Augen.
»Du bist noch nicht lange hier«, erklärte Dualar. »Amberon und ich haben dich am Ufer eines kleinen Flusses aus den Fluten gezogen. Du lagst bewusstlos, verhakt zwischen Ästen und Gestrüpp im Wasser und kannst von Glück sagen, dass du nicht ertrunken bist.«
»Ihr habt mich gerettet? Ihr konntet doch selbst kaum aufrecht stehen. Der Bash-Arak hat Euch schwer zugesetzt ...«
»Wohl wahr«, seufzte Dualar. »Der Herr der Schatten traf mich mit einer Welle ungeheuer starker magischer Kraft, der ich nicht standhalten konnte. Es war, als versengte er das Innerste meiner Seele. Ich konnte den Bann, den Amberon und ich gewoben hatten, nicht mehr aufrechterhalten und verlor die Kontrolle. Es ist unfassbar – ein Wesen, das stark genug ist, dem Erzmagier des Reichs und einem Dan standzuhalten ...« Er schüttelte den Kopf.
»Was geschah dann?«
»Als der Herr der Schatten geflohen war und Amberon mich aus der Höhle gebracht hatte, fand ich recht schnell wieder zu meiner alten Kraft zurück. Wir suchten nach dir, doch wir konnten nicht mehr ins Innere der eingestürzten Höhle vordringen. Wir befürchteten bereits, du seiest dort zu Tode gekommen.«
»Ich konnte mich aus dem anderen Ausgang ins Freie retten«, erzählte Tenan. »Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich fiel ...«
»Du bist in die Schlucht des Kym-Flusses gestürzt, der aus dem Murenberg entspringt und nahe Eisgarth vorbeifließt. Nur gut, dass Meister Erdon solch ein vortrefflicher Heiler ist, er hat dich innerhalb kurzer Zeit wieder einigermaßen hergestellt.«
Tenan starrte an die Zeltdecke, die sich im scharfen Wind bewegte; durch den Stoff schimmerte das erste Licht der Morgendämmerung. Seine Schmerzen verblassten, als ihn plötzlich eine Welle der Verzweiflung überflutete, weil er an Eilenna dachte. Die Ereignisse der letzten Stunden tanzten vor seinen Augen. Alles, was ihm etwas bedeutete
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