Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
beiden Dan, deren Bemühungen, ihm Widerstand zu leisten, immer verzweifelter wurden, und sein triumphierendes Lachen hallte durch die Höhle.
»Pass auf, dass du nicht in den lähmenden Zauberstrahl gerätst!«, keuchte Amberon. »Bei Belgon, was passiert hier? Ich spüre plötzlich eine Macht, die meine Kräfte schwächt, aber sie stammt nicht aus der Richtung des Bash-Arak ...« Seine Kiefer mahlten, und seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt.
Die verzweifelte Lage der beiden Dan-Ritter entfachte maßlosen Zorn in Tenan. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass der Bash-Arak mit dem Meledos entkommen konnte, der Tag hatte schon genug Schlimmes mit sich gebracht. Der Kristall lag nur noch wenige Armlängen von ihm entfernt, mit einem gewagten Sprung konnte er ihn möglicherweise an sich bringen.
Der Bash-Arak, der Tenans Vorhaben wohl bemerkt hatte, warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Wie bedauerlich, dass du dein Potenzial für den Orden der Dan verschwenden willst; bereits bei unserem letzten Treffen sagte ich dir, dass du mehr erreichen kannst, wenn du deine Fähigkeiten in die richtigen Bahnen lenken lässt. Aber anscheinend bist du unbelehrbar.«
Er riss seine Schwingen in die Höhe, als wolle er zum Angriff übergehen, dann breitete er die Arme aus und schien förmlich zu explodieren. Grün-blaue Blitze fegten durch die Höhle und schleuderten Tenan in hohem Bogen zurück. Die Druckwelle war so stark, dass sie auch den Erzmagier und Dualar von den Füßen riss. Die Luft knisterte, der magische Bann, den die Dan-Ritter mühsam gewoben hatten, brach in sich zusammen.
Benommen rappelte sich Tenan auf. Es war ihm gelungen, sein magisches Schwert nicht aus den Händen zu verlieren; die Waffe bedeutete seine letzte Chance, den Herrn der Schatten daran zu hindern, mit dem Meledos zu verschwinden.
Er sprang nach vorne und stieß mit seinem Schwert nach dem Bash-Arak, doch der schwebte einfach beiseite, und Tenans Stoß ging ins Leere. Mit einer fast gleichgültigen Bewegung hob der Schatten die Hand, und ein heftiger Luftstoß fegte Tenan abermals von den Füßen. Wie ein Blatt im Herbstwind wurde er durch die Höhle gewirbelt und krachte schließlich schmerzhaft gegen eine Felswand. Für einen kurzen Augenblick verlor er die Besinnung. Als er wieder zu sich kam und sein Blick sich klärte, sah Tenan, wie der Bash-Arak den Meledos-Kristall vom Boden aufhob und in den Falten seines schwarzen Gewandes barg. Mit rauschenden Schwingen erhob er sich langsam in die Lüfte.
Tenan schrie verzweifelt auf.
Der Schatten schwebte auf halber Höhe inmitten der Höhle, er hatte keine Eile mehr und ließ sich Zeit, seinen Triumph auszukosten. Spätestens jetzt, da er den Meledos bei sich trug, war er unbesiegbar geworden, und selbst ein Erzmagier konnte ihm nichts mehr anhaben.
Aber Amberon wollte nichts unversucht lassen. Sein Gesicht war wie versteinert, als er seine Hände aneinanderlegte und zu einer Schale formte, in der sich rotes, flirrendes Licht zu einem Feuerball sammelte. »Tenan, geh in Deckung!« Er stieß die feurige Kugel von sich weg, auf die dunkle Silhouette des Bash-Arak zu.
Die Luft selbst schien in Flammen aufzugehen, als sich die Feuersalve in hunderte knisternder Blitze verästelte. Die Flammenfinger fassten nach dem Bash-Arak, doch bevor sie ihn erreichten, flackerte eine schwarze Aura um ihn herum auf. Es musste ein Abwehrzauber sein, ähnlich dem des cor nephal. Der dunkle Schild lenkte die Flammen ab, sie zischten nach oben an die Decke und fraßen sich tief ins Gestein. Steine rieselten herab, die Höhle bebte in ihren Grundfesten.
Der Bash-Arak schoss auf Amberon zu, raste so knapp über seinen Kopf hinweg, dass sich der Erzmagier ducken musste, dann drehte er ab und flog auf den hinteren Ausgang zu, in dessen Nähe Tenan am Boden lag. Nicht weit von ihm hielt der Herr der Schatten an. Seine Augen bohrten sich in die Tenans. »Vergiss nie die Macht der Schatten und gedenke deines Erbes!«, sagte er. »Kämpf nicht länger gegen deine Bestimmung an!«
Wieder schoss Amberon einen Lichtblitz in die Richtung des Bash-Arak ab, der jedoch genauso wirkungslos blieb wie der erste.
»Nimm ihm den Kristall ab!«, rief der Erzmagier Tenan zu. »Er darf auf keinen Fall ...«
Doch es war bereits zu spät. Der Herr der Schatten schwebte über Tenan hinweg, durch den Ausgang und erhob sich in die Lüfte, seine Silhouette zeichnete sich noch einen Augenblick vor der Sichel des Mondes
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