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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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und wofür er gekämpft hatte – Eilenna, Meister Osyn, der Meledos-Kristall –, war nun endgültig verloren. Wie sinnlos alles geworden war! Er biss die Zähne aufeinander. Nicht nur, dass seine Mission gescheitert war, nein, der verfluchte Krieg hatte ihm auch die Menschen geraubt, die ihm am meisten bedeuteten. Er legte den Arm über seine Augen, um die Tränen zu verbergen, die in ihm aufstiegen.
    »Ich muss nach ihr suchen, gleichgültig, wo sie sich aufhält«, flüsterte er.
    Dualar wusste sofort, von wem er sprach. »Ich weiß, dassdies dein größter Wunsch ist«, sagte er mitfühlend. »Aber ich beschwöre dich, Eilenna nicht zu folgen. Du würdest den Weg nach Süden in dieser Jahreszeit nicht überleben, weder auf einem Boot noch auf einem der Vyronen. Selbst Thut Thul Kanen dürfte Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren. In den Höhen gibt es unberechenbare Winde, die ein Flugtier allzu leicht aus der Bahn werfen können. Wenn man auch nur wenige Grad vom Kurs abweicht, gelangt man weitab der Route aufs offene Meer. Dein Schicksal wäre besiegelt, und du würdest zum willkommenen Fraß der Harg-Fische werden.«
    »Ich würde dieses Schicksal freudig willkommen heißen«, murmelte Tenan.
    »Ich kann mir vorstellen, wie dir zumute ist. Sobald wir Achest besiegt haben, werde ich dir helfen, Eilenna zu finden und zurückzuholen«, versprach Dualar. »Vielleicht können wir mit dem Herrscher von Shon verhandeln und ihn bitten, sie gehen zu lassen.« Er seufzte. »Obwohl ich nicht glaube, dass Thut Thul Kanen dazu bereit sein wird. Seine Ehre wird es nicht zulassen.«
    »So lange kann ich nicht warten, ich muss sie vorher befreien!«, meinte Tenan verbissen.
    Dualar wiegte den Kopf. »Bedenke, was du tust, dies könnte schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Sollte es dir tatsächlich gelingen, Eilenna zu befreien – was ich, nebenbei bemerkt, kaum für möglich halte –, könnte das einen Krieg mit den Südinseln auslösen. Thut Thul Kanen wird sich derart provoziert fühlen, dass er den König von Shon zu einem Feldzug gegen Algarad aufstacheln könnte – die Herrschaft Andorins über die Südinseln ist Hetat ohnehin schon lange ein Dorn im Auge.«
    Tenan stöhnte kraftlos. Was für eine ausweglose Situation! »Ich habe ihr versprochen, sie zu retten«, flüsterte er.
    »Du stehst aber auch dem Orden von Dan gegenüber in der Pflicht«, erinnerte ihn Dualar.
    »Ich habe bereits meinen Meister verloren, nur weil ich blind meiner Mission gefolgt bin. War es das wert? Mitnichten! Ich werde den gleichen Fehler nicht noch einmal machen.«
    »Unternimm keine unüberlegten Schritte! Auch wenn du noch kein Mitglied des Ordens bist, musst du dich den Weisungen der Dan unterordnen«, sagte Dualar. »Bedenke, dass es vordringlichere Aufgaben als Eilennas Rettung gibt. Gelingt es uns nicht, Achest zu besiegen, wird Algarad im Chaos der Finsternis versinken, und alles, einschließlich Eilenna, wäre verloren.« Er hielt inne und sagte eindringlich: »Tenan, ich brauche deine Hilfe. Nur du kannst die Schatten lenken und beeinflussen, nur dir schenken sie Gehör. Du bist der Linethar! Lass Algarad jetzt nicht im Stich.«
    Tenan schwieg und starrte an Dualar vorbei. Natürlich hatte der Hauptmann recht mit all dem, was er gesagt hatte, aber er verlangte, dass Tenan Eilenna einem ungewissen Schicksal überließ. Allein der Gedanke daran machte ihn rasend.
    Dualar blickte ihn abwartend an. Tenan wusste, dass der Hauptmann ihn niemals zwingen würde, sondern die letztendliche Entscheidung über sein Tun ihm überließ. Die Freiheit des Geistes war das oberste Gebot der Dan-Ritter und stand über dem Kodex und allen Regeln. Schließlich nickte Tenan zögernd. »Ich werde Euch helfen«, hörte er sich sagen, »zum Wohle Algarads und weil der Orden von Dan es von mir wünscht – vor allem aber, weil Ihr mein Freund seid.«

2
    Der Hochkönig Algarads kniete vor Drynn Dur, sein Blick war klar, sein Haupt stolz erhoben. Um seine Handgelenke lagen schwere, eiserne Ketten, die den alten Mann zu Boden zogen. Über sein Gesicht zogen sich blutige Striemen, die von der ledernen Rute herrührten, mit der Drynn Dur ihn mehrmals geschlagen hatte.
    Der Admiral ließ keine Möglichkeit aus, den ehemaligen Herrscher von Algarad zu demütigen. Er hatte ihn aus einer überfüllten Gefängniszelle in seine Kajüte am Heck der Acheron bringen lassen und unterzog ihn einem harten Verhör.
    In drohender Pose stand der Anführer der

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